Höchste Zeit, die “PuLa-Reloaded” nach der Pause in der Advents- und unmittelbaren Weihnachtszeit, wieder zu beginnen!
Heute mit einem Text von Ende März 2014 (hier) ein Sketch, also witzig. Eigentlich.
Tatsächlich kann einem aber nach der ersten Heiterkeit das Lachen auch durchaus vergehen, denn was der Text auf’s Korn nimmt, die glaubenslose Formvergessenheit, um es ganz kurz zu fassen, das ist 8 Jahre später in Herz-Jesu Weimar (dem Himmel sei Dank!) kein vorrangiges Problem mehr, in der “deutschen katholischen Kirche”, wie es im Sketch heißt, jedoch umso mehr.
Ich hätte unterdessen mehr als einen weiteren Text über “Das Elend der Westkirche” schreiben können, zum Teil ist das (bisher) schlicht aus Erschütterung unterblieben!
Und was sich weiterhin mit dem Suizidalen, äh, Entschuldigung, sog. “Synodalen Weg” tut, das könnte ich nicht besser ausdrücken, als mit diesem aktuellen Zitat:
Ich habe mich nie so geschämt für die Katholische Kirche in Deutschland wie in diesen Tagen, in denen mit bischöflicher Beteiligung ein von langer Hand inszenierter Putsch gegen alles stattfindet, was Kirche in der Kontinuität mit Schrift und Überlieferung ausmacht. Es ist zu befürchten, dass hier eine neue, humanistische „Religion“ in Szene gesetzt werden soll, für die man eines oder einen am wenigsten braucht: Gott.
Es stammt von Bernhard Meuser und Sie finden es in diesem hervorragenden Beitrag auf der Website von “neuer Anfang” (auf diese Initiative kommen wir sehr bald zurück).
Aber leider GOttes ist es ja mit dem Blick auf die katastrophalen Verhältnisse in Deutschland (und weiten Teilen Europas und Amerikas) noch nicht getan. Nein, heutzutage erhalten mit schöner Regelmäßigkeit all diejenigen, die besonders in “ordentlicher” Liturgie erblicken, “was Kirche in der Kontinuität mit Schrift und Überlieferung ausmacht” regelmäßig “Watschen” aus Rom, vom Papst selbst.
Gerade am vergangenen Sonntag (22. Januar, “Wort-Gottes-Sonntag”) hat er uns wieder als “Starre” beschimpft und uns nichts weniger als “Götzendienst” vorgeworfen (hier) von der schändlichen Behandlung aller Freunde der traditionellen Liturgie möchte ich heute gar nicht erst anfangen!
Nun, das wird vorübergehen, so traurig und bedrückend es auch ist, aber eines wüßte ich doch gern, nämlich wo der Hl. Vater die Verbündeten für seine ja erfreulich klare Ablehnung des sog. “Synodalen Weges” hernehmen möchte, wenn er zugleich die treuesten, jüngsten und engagiertesten Töchter und Söhne der Kirche permanent vor den Kopf stößt…
Nun ja, derartige Unklarheiten gibt es im Mitumba-Gebirge jedenfalls nicht, daher;
Enjoy! 🙂
Gereon Lamers
Die Regelverletzung
Ein Sketch für drei Personen und beliebig viele Statisten
Zentralafrika, eines schönen Septembertages im Süden der Demokratischen Republik Kongo. Nahe der Quelle des Lualaba, der später als Kongo das ganze Land durchströmt, also in der Region Katanga westlich von Lubumbashi, hastet ein junger, hochaufgeschossener Mann in der Mittagshitze durch das dünnbesiedelte Bergland in Richtung sambisch-kongolesischer Grenze. Soeben erreicht er das wenige Hütten umfassende Dorf Mbene, in dem er Aufnahme und Versteck zu finden hofft und sinkt völlig entkräftet vor dem am spezifischen Federschmuck zu erkennenden Zelt des ortsansässigen Schamanen zu Boden.
Der besseren Lesbarkeit halber geben wir die sich nun entspinnende, in Swahili geführte Unterhaltung in deutscher Übersetzung wieder.
Der junge Mann: Wasser!
Der Schamane (tritt nach einer ganzen Weile aus seinem Zelt, voller Verwunderung): Wer hetzt denn in der Mittagshitze hier herum?
Der junge Mann: Wasser! Ndongi! Hilf!
Der Schamane (ruft etwas in sein Zelt und wendet sich dann wieder dem unerwarteten Gast zu): Tbalete! Du! Warum bist du jetzt, wo es um Regen zu bitten gilt, nicht zu Hause bei deiner Arbeit? (Er reicht ihm die Hand, um ihn in eine sitzende Position hochzuziehen. Die beiden setzen sich einander gegenüber.)
Der junge Mann (beugt sich eindringlich zum Schamanen hinüber): Ndongi! Versteck mich! Sie verfolgen mich! Bei der Barmherzigkeit der Quellgöttin des Lualalba, hilf! (Er sinkt wieder vor dem Kollegen in den Staub und beugt sein Gesicht bis zur Erde.)
Der Schamane (zieht ihn wieder hoch): Wer? Wer verfolgt dich?
(Eine Frau tritt aus dem Zelt des Schamanen, reicht dem Gast einen irdenen Becher mit Wasser und zieht sich sofort ins Zelt zurück.)
Der junge Mann (trinkt): Alle! (Er schluckt.) Alle aus meinem Dorf.
Der Schamane: Ui! Das ist unangenehm! (Er macht eine Kunstpause; ernst): Was hast du dir denn zuschulden kommen lassen?
Der junge Mann (drückt sein Gesicht wieder in den Staub): Ich habe zum Regentanz das falsche Lied gesungen.
Der Schamane (springt entsetzt auf): Ah! Fort mit dir! (Er stößt ihn mit dem Fuß an.) Das Unheil, das du heraufbeschworen hast, möge mein Dorf nicht auch treffen! Weg! Zieh weiter! Helfe dir, wer kann! (Er verschwindet in seinem Zelt und erhebt einen rituellen Gesang zu Schadensabwehr und seelischer Reinigung.)
Der junge Mann (vor dem Zelt): Hilf mir! Sie werden mich umbringen!
Der Schamane (aus dem Zelt): Dann leihen sie ihre Hände nur der Göttin, die du so schändlich verhöhnt hast! (Er singt weiter. Nach einer Weile verstummt er und steckt den Kopf aus der Tür): Welchen Gesang hast du denn ausgesucht?
Der junge Mann (schluchzt): Den für die Segnung der Wurzeln und des Rindenanstichs.
Der Schamane (entsetzt): Du Wahnsinniger! Die Göttin hat unsere Ahnen die richtigen Gesänge für jeden Anlaß gelehrt, von Vater zu Sohn werden sie seit Anbeginn der Welt überliefert. Wie kannst du es wagen, in ihre Ordnung einzugreifen, ohne ihren Zorn zu fürchten?
Der junge Mann (ist wieder in sich zusammengesunken): Aber ich habe den schöneren Gesang gewählt … um sie um so sicherer zu verherrlichen! Ich habe es nur gut gemeint!
Der Schamane: Was schön ist oder nicht, obliegt nicht deinem Urteil! Wir sind doch hier nicht in der deutschen katholischen Kirche!
Der junge Mann (schaut verdutzt auf): In der was?
Der Schamane (verächtlich): In der deutschen katholischen Kirche.
Der junge Mann: Was ist das denn?
Der Schamane (tritt gänzlich aus seinem Zelt, wichtig): Also: Der Neffe des Urgroßvaters der Schwägerin meiner ersten Frau …
Eine Frauenstimme (etwas verärgert aus dem Zelt): … der Cousine deiner ersten Frau!
Der Schamane (mit Blick über die Schulter in Richtung Zelt): … der Cousine meiner ersten Frau ist Bischof in Bukavu und war …
Der junge Mann (völlig überfordert): Bischof?
Der Schamane: … ja … so was wie wir hier, nur für die Katholiken. Aber hör doch mal zu! Er war in Deutschland …
Der junge Mann: … das mit den tollen Sozialsystemen?
Der Schamane: … ja! Aber hör zu! Er war in so einer Kleinstadt irgendwo mitten im Land und sagt, es herrschen Zustände … da machst du dir keine Vorstellung!
Der junge Mann: Ja? Was denn?
Der Schamane: Kein Gespür für Hierarchien – der Priester benimmt sich wie ein Kumpel – irgendeine Frau springt ständig da rum – Liturgie nach Tagesform … Un-mög-lich!
Der junge Mann (verstört): Na, so will man’s natürlich auch wieder nicht haben …
Der Schamane: Das sag ich dir! Keine zehn Pferde bringen mich dahin! Jeder hat einen Wagen, aber wie sie Gott verehren sollen, wissen sie nicht mehr!
Der junge Mann will gerade etwas sagen, als eine ungeordnete Menschenmenge mit wütendem Geheul den Hügel hinabgestürmt kommt und seiner ansichtig wird. Der Gast des Schamanen springt auf und rennt um sein Leben, die Meute hinterher.
Der Schamane (tritt, nachdem sich der Staub gelegt hat, sinnend ins Zelt zurück): Furchtbar muß das sein, in Deutschland! Diese Wilden! Diese Unkultur!
Die Frau (ist vor das Zelt getreten und blickt der erregten Menschenmenge nach): Bloß gut, daß bei uns in Mbene die Welt noch in Ordnung ist!
ENDE
Cornelie Becker-Lamers, Weimar
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