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Der Adventskalender von Konversionen, Tag 10, Sigrid Undset

Mir blieb nichts anderes übrig, als zu einem Priester zu gehen und zu bitten, in allem unterwiesen zu werden, was die katholische Kirche wirklich lehrt. Daß die katholische Kirche mit der von Christus gegründeten Kirche identisch war, hatte ich nie bezweifelt.

Sigrid Undset, geboren am 20. Mai 1882, in die Kirche aufgenommen im November 1924 , gestorben am 10. Juni 1949

Als Sigrid Undset im Jahr 1928 den Nobelpreis für Literatur erhielt, währte ihr Dasein als Schriftstellerin schon deutlich länger als 20 Jahre. Sie hatte es, beinahe in einer Art Doppelleben, einer ungeliebten Bürotätigkeit abgerungen, zu der sie sich nach dem frühen Tod des Vaters verpflichtet gefühlt hatte. Schon ihre ersten Texte (die zunächst abgelehnt wurden) hatten sich mit Themen des Mittelalters beschäftigt. Der intensive Umgang mit ihrem sehr geliebten Vater, ein bekannter norwegischer Archäologe, dürfte dafür den Grund gelegt haben. 
Aber es waren zunächst “realistische” Themen, die ihren bald einsetzenden Erfolg als Autorin begründeten, der ihr um das Jahr 1909, auch versehen mit einem Stipendium, das Leben als freie Künstlerin gestattete und sie zu einer langen Reise durch Europa, hauptsächlich aber nach Rom führte.
Schließlich waren es aber ihre Werke , in denen das Mittelalter und vor allem Personen der Kirche vorwiegend positiv aufgefaßt sind, die ihren Weltruhm begründeten, allen voran Kristin Lavransdatter und die schließlich den Nobelpreis bedeuteten. 

Sigrid Undset, 1928 (Bild: Wikicommons, Pieter Kuiper)

Entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus seit den frühen 1930ern, mußte sie 1940 über das neutrale Schweden ins US-amerikanische Exil fliehen. Die Zeit literarischer Produktivität kehrte aber auch nach ihrer Rückkehr nach Norwegen, wo sie bloß 67-jährig verstarb,  nicht zurück.

Undsets Hinwendung zum Katholischen, sie war auch Franziskaner-Tertiarin, war begleitet von einer schroffen Ablehnung der norwegisch-protestantischen Staatskirche:

“Für mich war die Frage der Autorität der Kirche ganz und gar eine Frage der Autorität Christi. Ich hatte die Geschichte der Reformation nie anders als eine Geschichte der Rebellion gegen das Christentum gesehen, obwohl es eine Rebellion gläubiger, häufig subjektiv frommer, Christen war […]“

, der sie, so würden wir es heute wohl formulieren, vorwarf, willfähriger Komplize der “Diktatur des Relativismus” und Agentin des Zeitgeists zu sein:

“Wir können in dieser Welt nur eine Art von Freiheit erlangen – die, die unser Herrgott beschreibt, wenn er sagt: „Die Wahrheit wird dich frei machen.“ Aber wenn diese Wahrheit anerkannt und damit freigesetzt wird, dann können die deterministischen Faktoren des Lebens einen Menschen nicht mehr in Ketten halten, und dann kann man diese Freiheit nur durch einen endlosen Kampf gegen diejenigen Mächte bewahren, denen man entronnen ist – vor allen anderen gegen die Versuchung, zurückzublicken und sich nach der alten, romantischen Traumwelt zu sehnen, in der zwei und zwei alles sein kann und man selbst entscheiden kann, was nicht wahr sein soll.
Insofern ist es verständlich, dass der moderne Mensch seine ganze Kraft aufwendet, um sich der Autorität der Kirche zu entziehen.”

Mir scheint, die Beschäftigung mit der Katholischen Intellektuellen Undset könnte kaum weniger interessant und “zeitgemäß” sein, als diejenige mit der Dichterin.

Gereon Lamers 

Ein Trackback/Pingback

  1. […] im nationalsozialistischen Deutschland. Aber wahrscheinlich war, anders als noch bei Sigrid Undset, da die Zeit schon vorbei, in der explizit religiöse Dichtung auch die Ehrung der ‘Welt’ finden […]

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