Nach dir nur will ich trachten,
Mein Heiland, Jesus Christ!
Will kühn die Welt verachten,
Die deine Feindin ist,
Hinweg die Augen wenden
Von ihrem Zauberlicht;
Ihr Feuer kann nur blenden,
Erleuchten kann es nicht.
Luise Hensel, geboren am 30. März 1798, in die Kirche aufgenommen am 7. Dezember 1818, gestorben am 18. Dezember 1876
Wohl wirklich jede und jeder Deutsche kennt ein Werk von ihr, denn Luise Hensel ist die Dichterin des “Nachtgebets”:
Müde bin ich, geh zur Ruh,
Schließe beyde Aeuglein zu:
Vater, laß die Augen dein
Ueber meinem Bette seyn!
und es ist schon eine Ironie, daß sich dieses Lied, das die Tochter eines protestantischen Pastors nach ihrer Konversion geschrieben hat, heute im evangelischen Gesangbuch findet, aber nicht im katholischen Gotteslob; o, ja, wir sind wirklich großartig im Vergessen des und der Eigenen…
Die Fülle der Bezüge, die Luise Hensels Leben mit bedeutenden Menschen ihrer Zeit, der deutschen Romantik, unmittelbar nach der Phase ihres Aufbruchs, verbindet, ist fast überreich.
Schwester des Malers Wilhelm Hensel und damit Schwägerin der Komponistin Fanny Hensel, geb. Mendelssohn, wurde sie umworben von dem Komponisten Ludwig Berger und den Dichtern Clemens Brentano und Wilhelm Müller.
Für letzteren wurde sie zum Urbild der „Schönen Müllerin“, unsterblich vertont von Franz Schubert:
Doch insbesondere die Beziehung zu Brentano wurde für beide wechselseitig auswirkungsreich, er revertierte zur Kirche, sie fand heim zu ihr, nach der sie wohl schon seit früher Jugend gesucht hatte.
„Nicht der äußere Glanz des Cultus, noch weniger Sentimentalität“ habe sie zu dem Schritte bestimmt, erklärte sie noch am 14. Oktober 1862, sondern die klare Erkenntnis, daß in der katholischen Kirche die von Christo gestiftete Kirche vorhanden sei“
Gemeinsam mit Brentano bemühte sie sich um die Aufzeichnungen der seligen Mystikerin Anna Katharina Emmerick und ihr vertraute Brentano schließlich die Sorge um seinen eigenen literarischen Nachlaß an!
Ihr weiteres, über lange Phasen recht unstetes Leben, war von karitativen- und Lehrtätigkeiten geprägt: Nicht weniger als drei Ihrer Schülerinnen aus dem nur sechsjährigen Wirken an der Höheren Töchterschule St. Leonhard in Aachen sollten später Ordensgründerinnen wurden: Clara Fey, Franziska Schervier und Pauline von Mallinckrodt. An letztere konnte sie sich gegen Ende ihres Lebens wenden und verstarb 78-jährig in Paderborn.
In einer Dorfkirche
Immer muß ich sein gedenken,
Immer seiner Huld mich freun,
Immer her die Schritte lenken
Zu dem Kirchlein arm und klein.
O du Wunder aller Gnade,
Das der kleine Schrein umschließt!
Ja, in dieser armen Lade
Wohnt er, dem das All entfließt.
O des Glückes, das der Glaube
Seiner Gegenwart mich lehrt!
O der Wonne, die im Staube
Meine Seele schon erfährt!
Seele, und du schaust noch trübe
Auf die Dinge niederwärts?
Gibt’s für dich noch andre Liebe?
Erdenfreude? Erdenschmerz?
Sieh’ in dieser Silberschale
Ruht dein Gott, dein einzig Gut!
Und du darbst beim reichsten Mahle?
Und du frierst bei höchster Glut?
Auch der kleinen Ampel Schimmer
Mahnt dich, ganz für ihn zu glühn,
Herz, o säumst du denn noch immer,
Ganz in Flammen zu versprühn?
(Langenberg, 1856)
Gereon Lamers
Ein Kommentar
Wie komme ich an den kompletten Kalender von Konversionen?
2 Trackbacks/Pingbacks
[…] Vorbild war ihr übrigens u.a. die etwas ältere Luise Hensel, die wir ja vor wenigen Tagen erst hier kennenlernen […]
[…] die etliche der Konversionen des beginnenden 19. Jahrhunderts kennzeichnet (angesichts der Vita von Luise Hensel) wird von derjenigen im Leben Dorothea Schlegels eindrucksvoll unterstrichen. Tochter (gar wohl […]
Einen Kommentar schreiben