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„Wie eine Pflanze gepflegt“

Der Katholische Kindergarten St. Elisabeth Weimar wird 100

 

Kindergärten stammen aus Thüringen.

Das wäre richtig, wenn es denn im 19. Jahrhundert Thüringen und nicht nur die acht verschiedenen Herzog- und Fürstentümer gegeben hätte, aus denen nach Ende des Ersten Weltkriegs das Land Thüringen – zunächst ohne das preußische Erfurt –zusammengesetzt wurde. So muß man präzisieren, daß die Idee eines „Kindergartens“ zum ersten Mal in Blankenburg im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt realisiert wurde.

Aber Sie sehen, es gilt wieder einmal: Wer hat’s erfunden? – Mitteldeutschland! 😉

Natürlich gab es auch zu dieser Art von Kindergarten Vorstufen. Aber die Ideale Friedrich Fröbels, nach denen die Kleinen wie eine Pflanze gehegt und gepflegt aufwachsen sollten, wurden eben zum ersten Mal 1840 im thüringischen Blankenburg konkret umgesetzt.

Das war den Preußen, so liest man, alles zu sanftmütig. Man war zwar nicht prinzipiell gegen die gemeinsame Betreuung von Kindern. Aber alles schön staatlich organisiert. So daß man 1851 in Preußen Kindergärten zunächst einmal verbot.

Minna Schellhorn, eine Schülerin Fröbels, scherte sich allerdings nicht um die Verbote, die im nahen westlichen Ausland greifen mochten, und gründete im selben Jahr den ersten Kindergarten nach Fröbels Erziehungsmaßstäben in Weimar, in der Erfurter Straße.

Bis es den ersten Katholischen Kindergarten in Weimar gab, dauerte es im Kernland der Reformation mal wieder noch ein paar Jahrzehnte. Aber 1923 war es so weit. Die nach ihrem Habit so genannten Grauen Schwestern, seit 3. Oktober 1919 in Weimar ansässig, gründeten einen Kindergarten, den sie nach ihrer Patronin St. Elisabeth nannten.

Unser Weihbischof Reinhard, bekanntermaßen Weimaraner und von daher selber einstiger Zögling dieser Einrichtung, zelebriert aus diesem Grunde zur Stunde ein Festhochamt in Herz Jesu (welches wir – Sie merken es – leider selber nicht besuchen können. Aber wir nehmen selbstverständlich inneren Anteil an der Sache). Denn es ist der 19. November, der Gedenktag der Heiligen Elisabeth, und man stellt dieses Fest dem besonderen Ereignis zuliebe einmal nicht – wie sonst vorschriftsmäßig die Heiligengedenktage – hinter den Sonntag zurück.

Nach wie vor ist nicht allen Gemeindemitgliedern bewußt, daß der Kindergarten gar nicht mehr zur Pfarrei gehört. Da er nach wie vor auf der Homepage unserer Pfarrgemeinde auftaucht, ist das auch niemandem zu verdenken. Aber PuLa-Leser erinnern sich: Am 1. Juli 2013  ging die Zuständigkeit von der Pfarrgemeinde auf die Trägergesellschaft Sankt Martin der Caritas über.

Daß die Entscheidung zu diesem Übergang damals mal wieder als recht einsame Entscheidung ohne Beratung in einer Gemeindeversammlung per Umlaufbeschluß im Pfarrgemeinderat gefallen ist (immerhin schrieb der PGR damals noch Protokolle und hängte sie auf das nachdrückliche Drängen etlicher Gemeindemitglieder auch aus, so daß man zumindest nachträglich von den Beschlüssen, die alle angehen, erfuhr. Das ist seit der Umstrukturierung dieser Gremien im Jahr 2016/17 leider anders) – wie gesagt: daß und wie diese Entscheidung gefallen ist, erregt nach wie vor die Gemüter und es ist sicherlich spannend zu hören, ob und wenn ja wie der Weihbischof sich auch zu diesem Umstand heute geäußert haben wird. Kommunikation und Informationsfluß können ja dem Zusammenhalt einer Gruppe eigentlich immer nur dienlich sein und es ist bedauerlich, daß an dieser wie an so vielen andern Stellen unserer Pfarreigeschichte hinsichtlich des Warum und Weshalb die Große Erzählung fehlt, auf die sich alle Gemeindemitglieder einigen können und die irgendwie alle kennen.

 

Zum Abschluß habe ich deshalb noch etwas Schönes für Sie. Etwas, was nicht geheimgehalten wird und was jeder kennen kann. Sie erinnern sich, daß es zum 100. Jahrestag der Ankunft der Elisabethschwestern in Weimar am 3. Oktober 2019 einen Festakt gab, den die Cäcilini musikalisch zu gestalten ganz offiziell (wenn auch wie immer ohne einen Cent Aufwandsentschädigung) beauftragt worden waren. Damals habe ich, nach Gesprächen mit Schwester Petra oben im dritten Stock des alten Elisabethheims, auch ein Lied zur Ankunft der Schwestern nach dem Ersten Weltkrieg verfaßt. Da kommt zwar der Kindergarten nicht vor, aber die ganze Zeit und die Lebensumstände direkt nach dem Ersten Weltkrieg sind glaube ich ganz gut eingefangen.

Ich habe das Lied vor wenigen Monaten online gestellt und möchte es Ihnen hier vorspielen. Enjoy 🙂

 

Cornelie Becker-Lamers

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