Du allein suchtest meine Seele!
Wer will das Recht deiner Treue schmälern?
Meine Seele war wie ein Kind,
das man im Verborgnen aussetzt.
Sie war eine Waise an allen Tischen des Lebens
und eine Witwe im Arme des Geliebten.
Meine Brüder haben sie verachtet, und meine Schwestern haben ihr fremd getan.
Die Klugen der Welt haben sie verraten. Wenn sie dürstete, gaben sie ihr Vergängnis,
und wenn sie sich ängstigte, sprachen sie: du bist ja gar nicht!
Sie haben sie zu meinem Herzen geschickt,
als wäre sie ein Tropfen seines Blutes.
Sie haben sie zu meinem Verstand geschickt,
als wäre sie ein Gedanke.
Sie war wie ein Wild in den Wäldern dunkler Triebe
und wie ein gescheuchter Vogel im toten All.
Sie war wie eine, die lebenslang stirbt.
Du aber hast für sie gebetet, das hat sie errettet.
Du hast für sie geopfert, davon hat sie gezehrt.
Du hast sie wie ein Kleinod beweint,
darum jauchzt sie deinen Namen.
Du hast sie wie eine Königin erhoben,
darum liegt sie dir zu Füßen.
Wer will das Recht deiner Treue schmälern?
Gertrud v. LeFort, Heimweg zur Kirche VIII
Getwittert von Gereon Lamers, @GGLamers am 26.8. 2021
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