Zurüruck zum Inhalt

Der Chesterton-Adventskalender 2024, Tag 23

And as I turn and tumble over the clever, wonderful, tiresome, and useless modern books, the title of one of them rivets my eye. It is called „Jeanne d’Arc,“ by Anatole France. I have only glanced at it, but a glance was enough to remind me of Renan’s „Vie de Jésus.“ It has the same strange method of the reverent sceptic. It discredits supernatural stories that have some foundation, simply by telling natural stories that have no foundation. Because we cannot believe in what a saint did, we are to pretend that we know exactly what he felt. But I do not mention either book in order to criticise it, but because the accidental combination of the names called up two startling images of sanity which blasted all the books before me. Joan of Arc was not stuck at the cross-roads, either by rejecting all the paths like Tolstoy, or by accepting them all like Nietzsche. She chose a path, and went down it like a thunderbolt. Yet Joan, when I came to think of her, had in her all that was true either in Tolstoy or Nietzsche, all that was even tolerable in either of them. I thought of all that is noble in Tolstoy, the pleasure in plain things, especially in plain pity, the actualities of the earth, the reverence for the poor, the dignity of the bowed back. Joan of Arc had all that and with this great addition, that she endured poverty as well as admiring it; whereas Tolstoy is only a typical aristocrat trying to find out its secret. And then I thought of all that was brave and proud and pathetic in poor Nietzsche, and his mutiny against the emptiness and timidity of our time. I thought of his cry for the ecstatic equilibrium of danger, his hunger for the rush of great horses, his cry to arms. Well, Joan of Arc had all that, and again with this difference, that she did not praise fighting, but fought. We know that she was not afraid of an army, while Nietzsche, for all we know, was afraid of a cow. Tolstoy only praised the peasant; she was the peasant. Nietzsche only praised the warrior; she was the warrior. She beat them both at their own antagonistic ideals; she was more gentle than the one, more violent than the other. Yet she was a perfectly practical person who did something, while they are wild speculators who do nothing. It was impossible that the thought should not cross my mind that she and her faith had perhaps some secret of moral unity and utility that has been lost. (Ch. III, The Suicide of Thought)

Und so drehe ich mich um und stolpere über all die klugen, wunderbaren, ermüdenden und völlig nutzlosen modernen Bücher, und dabei sticht mir ein Titel ins Auge. Es ist „Jeanne d’Arc“ von Anatole France. Ich habe nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen, aber dieser flüchtige Blick genügte, um mich an Renans „Vie de Jésus“ zu erinnern.
Das Werk verwendet dieselbe eigentümliche Methode des ‘ehrfürchtigen Skeptikers‘. Es diskreditiert übernatürliche Erzählungen, die eine gewisse Grundlage haben, einfach indem es natürliche Geschichten erzählt, die gar keine Grundlage haben. Weil wir nicht an das glauben können, was ein Heiliger getan hat, müssen wir so tun, als wüßten wir genau, was er gefühlt hat.

Aber ich erwähne keines dieser beiden Bücher, um es zu kritisieren, sondern weil die zufällige Kombination der Namen, die sie mit sich brachten, zwei aufregende Bilder geistiger Gesundheit  heraufbeschworen hat, die alle Bücher, die da vor mir lagen, mit einem Schlag hinwegfegten.

Johanna von Orleans stand nicht gelähmt an der Kreuzung, weder indem sie wie Tolstoi alle Wege ablehnte, noch indem sie wie Nietzsche alle Wege guthieß. Sie wählte einen Weg und fuhr ihn hinab wie ein Blitz.
Aber Johanna von Orleans barg, wenn ich es recht bedachte, alles in sich, was es Wahres gab, sowohl an Tolstoi als auch an Nietzsche – oder was an beiden auch nur erträglich erschien. Ich dachte an alles, was edel an Tolstoi ist, die Freude an einfachen Dingen, besonders am schlichten Erbarmen, an der schieren Tatsächlichkeit der Erde, die Ehrfurcht vor den Armen, die Würde des gebeugten Rückens. 

Johanna von Orleans hatte all das und noch dazu hatte sie den großen Vorteil, daß sie wirklich Armut ertrug und sie bewunderte, während Tolstoi nur ein typischer Aristokrat ist, der versucht, das Geheimnis der Armut zu ergründen. Und dann dachte ich an alles, was an dem armen Nietzsche mutig, stolz und mitleiderregend war, und an seine Meuterei gegen die Leere und die Furchtsamkeit unserer Zeit. Ich dachte an seinen Aufschrei nach dem ekstatischen Gleichgewicht der Gefahr, seinen Hunger nach dem Ansturm großer Rösser, seinen Ruf zu den Waffen.
Nun, bei Johanna von Orleans gab es all das auch, nur erneut mit dem Unterschied, daß sie nicht bloß den Kampf lobte, sondern kämpfte. Wir wissen, daß sie keine Angst vor einer ganzen Armee hatte, während Nietzsche, nach allem, was wir wissen, sogar Angst vor einer Kuh hatte. Tolstoi lobte den Bauern bloß; sie war die Bäuerin. Nietzsche pries bloß den Krieger; sie war die Kriegerin.
Sie schlägt, gemessen an deren eigenen entgegengesetzten Idealen, beide. Sie war sanfter als der eine, gewaltsamer als der andere. Und dennoch war sie eine vollkommen praktische Person, die etwas vollbracht hat, während diese beiden sich nur wilden Spekulationen hingaben, aber nichts getan haben.
Und so war es einfach unmöglich, daß mir nicht der Gedanke in den Sinn gekommen wäre, daß Johanna und ihr Glaube vielleicht ein Geheimnis moralischer Einheit und Praktikabilität bargen, das uns verloren gegangen ist. (Kap. III. Der Selbstmord des Denkens)

Einen Kommentar schreiben

Ihre Email wird NIE veröffentlicht oder weitergegeben. Benötigte Felder sind markiert *
*
*

*