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Sketchlet zum Advent No. 4: Der Wallfahrtsplan

Der Wallfahrtsplan

Ein Sketch für vier Schafe, ein Lämmchen und beliebig viele Schafstatisten

Voller Elan haben die uns wohlbekannten Schafe den Plan zu einer gemeinsamen Besichtigung der Brandenburgischen Lautsprecherwerke und des altehrwürdigen Stiftes Neuzelle (es ist bald 750 Jahre alt, und das ist für Brandenburg ja schon wirklich viel!) vorangetrieben. Kohle hatte dem Wundersdorfer Hirten geschrieben und Tatze hatte den Brief anläßlich seines nächsten Sonntagsdienstes zugestellt. Der Hirte war tatsächlich mit einem Kollegen zusammen auf die Schafweide gekommen und die geistlichen Herren hatten eine Weile zu ihren Schafen gesprochen und untereinander diskutiert. Am nächsten Morgen war der nun schon wohlbekannte Pritschenwagen angefahren gekommen und Tatze hatte geholfen, die Schafe alle auf die Ladefläche zu treiben. Nun stehen sie da und warten.

Wolle (singt leise vor sich hin): Eh – he – he – heeeee …

Kohle (ein wenig ungehalten): Sagt mal, wie lange stehen wir jetzt eigentlich schon hier und warten, daß es losgeht?

Flocke (ruhig): Laß mal, wird schon!

Blütenweiß (besänftigend): Die geistlichen Herren hatten gesagt: „Wir müssen die Schafe dort abholen, wo sie stehen!“

Kohle (platzt heraus): Ja! Aber ABHOLEN heißt doch, daß es dann auch irgendwo hin geht, oder?

Flocke (ausgleichend): Sie haben jedenfalls nicht gesagt, daß sie uns nur verladen wollen.

Kohle (zornig): Aber offenbar gemeint! (Er kocht vor Wut.)

Wolle: Kohle hat Recht! Dieses ewige „Wir müssen die Schafe dort abholen, wo sie stehen“ hat nur Sinn, wenn der Wagen dann auch losfährt!

Fixi (quengelt): Tante Flocke, wann fahren wir?

Kohle: Da siehst du’s! Die Lämmchen werden auch schon unruhig! (Er drängt sich zum Rand der Ladefläche) Ich geh jetzt den Fahrer fragen, worauf er wartet. (Er springt vom Wagen und hoppelt Richtung Führerhaus).

Flocke (zu Fixi): Komm, wir spielen ein bißchen Stadt Land Fluß.

Fixi: Ok, sagst du?

Flocke: Kann ich machen. A …..

Fixi (ruft): Stop!

Flocke: Q.

Fixi (hastig): Quedlinburg!

Flocke: Querfurt.

Kohle (kommt zurück): Alle Schafe runter vom Wagen!

Wolle: Was hat er denn gesagt.

Kohle: Du wirst lachen, aber es sitzt gar keiner drin!

Die Schafe (in heller Aufregung durcheinander): Eine Herde ohne Hirten … da sieht man es wieder … sie trauen sich nicht zu führen … sie sparen immer an der falschen Stelle … das können sie doch mit uns nicht machen …

Kohle (mit Plan): Immer mit der Ruhe! Wir gehen zurück auf unsere Weide, feiern erst mal gemütlich Weihnachten und machen uns im Frühjahr selber auf den Weg!

Wolle: Du meinst … nach Neuzelle?

Flocke: Auf eigene Faust?

Kohle: Warum denn nicht? Sie sollen nur nicht denken, daß sie uns verladen könnten. Wenn das die Stunde der Schafe ist – wir sind bereit! (Er wirft den Kopf zurück).

Die Schafe springen nach und nach vom Pritschenwagen und trotten hinter Kohle her auf die Weide zurück. Bei einer hohen dichten Tanne versammeln sie sich und beginnen zu singen:

Die Schafe: O Tannenbaum, o Tannenbaum,

du trägst ein grünes Kleid.

Den Winter, den Sommer,

das dau‘rt die liebe Zeit.

 

Warum sollt‘ ich nicht grünen,

da ich noch grünen kann?

Ich hab‘ nicht Mutter noch Vater,

der mich versorgen kann.

 

Und wer mich kann versorgen,

das ist der Erde Schoß,

der läßt mich wachsen und grünen,

drum bin ich schlank und groß.

 

ENDE

Cornelie Becker-Lamers, Weimar

 

Die Wundersdorfer Schafe wünschen allen PuLa-Leserinnen und -Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes, gesundes Jahr 2013!

Was wohl aus dem „Aufbruch“ ( 😉 ) der guten Tiere zur Wallfahrt wird? Wir werden sehen!

 

 

 

6 Trackbacks/Pingbacks

  1. Pulchra ut Luna › „Ein Schwarzer? Lieber doch nicht!“ on Donnerstag, 14. Februar 2013 um 21:09

    […] Na, egal, der Beitrag geht dann weiter mit den Dauerbrennern der Pseudo-Konzilsrhetorik „offene Fenster zur Welt“, „Sprung in die Gegenwart oder vor sich hin dämmernde rückwärtsgewandte, weltfremde Amtskirche“, „die Menschen dort abholen, wo sie sind“ (wozu die Schafe schon alles gesagt haben, hier!)… […]

  2. Pulchra ut Luna › Die Presseschau on Mittwoch, 1. Mai 2013 um 10:23

    […] Fixi (unterbricht ihn begeistert): Da wollen wir doch hin! […]

  3. […] der da gerade den Feldweg entlanggetuckert kommt. Tatsächlich! Es ist der uns bekannte Pritschenwagen, nur sein Motorengeräusch war jetzt vor lauter Sangesfreude nicht zu hören. Da hält er – und […]

  4. […] Der Wallfahrtsplan […]

  5. Pulchra ut Luna › Sketch des Monats: Das Drehbuch on Sonntag, 28. Juli 2019 um 22:33

    […] dem Feldweg neben der Weide steht der Pritschenwagen bereit, der die Schafe offenbar abholen soll (wo sie stehen?). Das Mufflon, Fixi und Huf, Wolle, Flocke, Kohle und einige andere Schafe aber haben einen Stapel […]

  6. […] Emily zurückgekommen sind, beanspruchen ebenfalls Raum für ihre Erzählungen. Eine andere Gruppe schmückt die Tanne, die im Zentrum der Weide steht. Kohle kommt soeben mit einer Truppe Lämmchen vom Ilex-Sammeln […]

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