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Der Psalmen-Adventskalender, Tag/Psalm 4 „Cum invocarem exaudivit me Deus …“

2 Cum invocarem exaudivit me Deus justitiæ meæ, in tribulatione dilatasti mihi. Miserere mei, et exaudi orationem meam.

7 Signatum est super nos lumen vultus tui, Domine : dedisti lætitiam in corde meo.

9 In pace in idipsum dormiam, et requiescam ;

10 quoniam tu, Domine, singulariter in spe constituisti me.

 

2 Da ich rief erhörte mich der Gott meiner Gerechtigkeit; in der Trübsal hast Du mir Raum gemacht. Erbarme Dich meiner und erhöre mein Gebet!

7 Das Licht Deines Angesichtes, HErr ist gezeichnet über uns; Du hast Freude in mein Herz gegeben!

9 Ich schlafe darüber in Frieden und ruhe;

10 denn Du, HErr, hast mich sonderlich festgestellt in der Hoffnung.

 

Der zu Beginn des vierten Psalms Angerufene ist der »Gott meiner Gerechtigkeit«. Die Bedürftigkeit, aus der der Psalm spricht, ist nicht die aktuelle der Bedrängnis durch Feinde, son­dern sie ist durch das Wort »Gerechtigkeit« oder »Rechtferti­gung« bezeichnet. Unsere Existenz ist ja nie eine bloß physische. Unsere Existenz als die geistiger, sprechender, in einer Sprachgemein­schaft existierender Wesen bedarf eines Sinn- und Rechtferti­gungszusammenhangs. Der Zusammenhang der »Gerechtigkeit« ist ebensowenig wie das nackte Leben ein sicherer Besitz, son­dern wir sind seiner von Augenblick zu Augenblick bedürftig […] Grund unserer Rechtfertigung ist Gott. […] Er ist »Gott meiner Gerechtigkeit«. Dieser Titel drückt das tiefste Vertrauen in eine durch nichts zu verletzende Geborgenheit aus. […]
Daß Gott es ist, der uns den of­fenen Raum einräumt, ist eine häufige Aussage des Psalmisten. […] Die tiefste Beengung ist die durch den Tod, der uns allen den Raum des Offenen zu nehmen droht. Indem Gott uns den Glauben an die Rettung vom Tod geschenkt hat, hat Er uns »Weite geschaf­fen«. (RS)

Schön und bündig darum, aber für inner­lich Sehende zeigt er die Güter, die zu suchen sind: Ausgeprägt ist in uns das Licht Deines Angesichts, o Herr. Dies Licht ist des Menschen ganzes und wahres Gut. Ausge­prägt aber sagt er in uns wie die Münze nach des Königs Bild geprägt wird. (AA)

Das Wunderbare wird im Psalm mit den Wörtern »Erhörung, Leuchten, Freude« umschrieben. […] Wenn Gott sich zeigt, wenn die Herrlichkeit, wenn der Glanz Gottes aufleuchtet, wenn die Dinge der Welt in diesem Glanz aufscheinen, dann erübrigt sich alles andere. Wenn der Sinn erfahren wird, verschwinden die Fragen. […]
Die Freude hüllt den Beter im Augenblick des Schlafes ein. »Friede« ist die Frucht der Freude. […] Es gehört zur Erfah­rungsweise, die das Psalmengebet vermittelt, den Rhythmus des Lebensablaufs und die täglichen Ereignisse als Zeichen göttlicher Gegenwart zu erleben. Wer mit dem Psalmengebet lebt, wird sich mit der Zeit diese Erfahrungsweise zu eigen machen. (RS)

Psalm 4 betet die Kirche in der Komplet des Sonntags (so jedenfalls in der bewährten Form des Römischen Breviers von 1962) und aus (dankbarer) Erfahrung kann ich sagen, daß kaum eine bessere Weise vorstellbar ist, den Tag des HErrn zum Ausklang zu bringen!
Die (echte!) Allioli-Übersetzung beweist hier gerade in den letzten Versen ihre Stärke. (GL)

Ein Kommentar

  1. Tarquinius schrieb:

    Bis zur Psalterreform unter Pius X. betete die Kirche diesen Psalm (wie die gesamte heutige Sonntagskomplet) jeden Tag in der Komplet. In den Ordensbrevieren hat sich das zum Teil noch erhalten.

    Donnerstag, 4. Dezember 2014 um 09:46 | Permalink

Ein Trackback/Pingback

  1. […] den ganzen Psalter und lehrt uns daraus, wie Er uns auch wieder „Freude ins Herz“ gibt! (Ps 4, 7) […]

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