2 Domine, in virtute tua lætabitur rex, et super salutare tuum exsultabit vehementer.
3 Desiderium cordis ejus tribuisti ei, et voluntate labiorum ejus non fraudasti eum.
4 Quoniam prævenisti eum in benedictionibus dulcedinis ; posuisti in capite ejus coronam de lapide pretioso.
8 Quoniam rex sperat in Domino; et in misericordia Altissimi non commovebitur.
9 Inveniatur manus tua omnibus inimicis tuis; dextera tua inveniat omnes qui te oderunt.
14 Exaltare, Domine, in virtute tua ; cantabimus et psallemus virtutes tuas.
2 HErr, in Deiner Kraft erfreuet sich der König, und über Dein Heil frohlocket er gar sehr.
3 Den Wunsch seines Herzens gabest Du ihm, und das Verlangen seiner Lippen entzogest du ihm nicht.
4 Denn Du bist ihm zuvorgekommen mit Segnungen der Süßigkeit; setztest auf sein Haupt eine Krone von Edelstein.
8 Denn der König hoffet auf den HErrn; und in der Barmherzigkeit des Allerhöchsten wanket er nicht.
9 Laß finden Deine Hand alle deine Feinde; deine Rechte finde alle, die dich hassen!
14 Erhebe dich, HErr, in Deiner Kraft! wir wollen singen, lobsingen Deiner Kraft.
Dieser Psalm ist wieder ein kontemplatives Gebet: Es wird nicht um etwas gebeten – außer in Vers 14 der Beter bringt keine Wünsche vor Gott, sondern feiert, was ist. Solche Feier ist der Keim des seligen Lebens. Auch all unseren Klagen und Bitten, sofern wir sie vor Gott bringen, muß doch die fundamentale Zustimmung voraufgehen zu dem, was Gott ist, vor aller Zuwendung zu uns: Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam, »Wir sagen Dir Dank ob Deiner großen Herrlichkeit« – das ist das wichtigste Gebet. […]
Das wahre, einzige Bild Gottes, die Epiphanie Gottes ist der König Jesus Christus. Er spielt nicht eine – Ihn notwendig überfordernde – Rolle, Seine Autorität ist nicht institutionell begründet, sondern in Seiner Person. Er kann Gott repräsentieren, weil Er Gott ist: »Wer mich sieht, der sieht den Vater.« (Joh 14,9) Das Volk, das im Blick auf Ihn, den am Kreuz erhöhten Menschen, seine Identität gewinnt, findet sie nicht in einem mythischen Bild, sondern im lebendigen Gott selbst.
Der 2[0]. Psalm kann als eine Meditation über die Herrlichkeit Jesu beim Vater gelesen werden. In Jesus ist Gott für die Menschen da. Aber nicht, damit der Mensch bei sich bleibt, sondern damit er in der Liebe zu Jesus lernt, Gott über alles zu lieben. Die funktionale Christologie ist deshalb so verhängnisvoll, weil sie den Menschen gerade um das bringt, worum es letztlich Christus geht: den Menschen wieder auf Gott zu beziehen. Sie interpretiert Jesus durch eine »Rolle«, während wir doch Ihn selbst lieben sollten, und durch Ihn Gott: »Simon, liebst du mich?« (Vgl. Joh 21,15-17) »Wenn ihr mich liebtet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe.« (Joh 14,28)
Ist der 2[0]. Psalm in einer Hinsicht eine Meditation über die Verherrlichung und das Königtum Jesu, so können wir ihn doch auch beten im Hinblick auf jeden Heiligen, auf jeden Christen, der in die Herrlichkeit Gottes eingegangen ist. Er nimmt teil am Königtum Christi. Ein »auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum« nennt der Apostel die Christen (1. Petr 2,9). Jeder Heilige ist ein König. […]
Die Heiligen sind die Menschen, die durch ihre völlige Hingabe an Gott ganz frei geworden sind. Deshalb herrschen sie, deshalb sind ihnen die Dinge zu Willen, deshalb wirken sie Wunder. Deshalb können wir sie anrufen, und sie können mehr bewirken als jeder irdische Herrscher. Wir können den 2[0]. Psalm auch ganz bewußt im Gedächtnis eines bestimmten Heiligen beten.
Die nächsten Verse sprechen von den Mächten, die sich der Herrschaft des Königs widersetzen, sie zu vernichten streben. […]
[D]as Königtum Christi, das Königtum der Liebe, verfolgt das feindliche Wesen bis in seine letzten Schlupfwinkel. »Deine Rechte wird alle finden, die Dich hassen.« […]
Die Herrschaft Christi trifft das Böse in der Wurzel. Die Liebe verwandelt nämlich die Wurzel, Gott gibt »ein neues Herz« (Hes 36,26). […] Das Herz des Menschen, aus dem nach dem Wort des Herrn alles Böse kommt, wird unter Seiner milden Herrschaft verwandelt. Dem Bösen werden so die Fluchtwege, die immer neuen Ausflüchte abgeschnitten. […]
Im letzten Vers mündet die Feier des Handelns Gottes an Seinem Gesalbten in einen Ruf: »Herr, erhebe Dich in Deiner Kraft…« Das Geschehen, das wir feiern, ist ja nicht abgeschlossen, und wir sind nicht Zuschauer. Es vollzieht sich in der Zeit, und wir sind beteiligt. Unser ewiges Schicksal steht auf dem Spiel. Das Reich Gottes kommt – so oder so. Aber es gehört zum Kommen dieses Reiches, daß es als Erfüllung unserer Sehnsucht kommt, als Antwort auf den Ruf: »Dein Reich komme!« (RS)
Redaktioneller Hinweis:
Dieser Eintrag im Adventskalender 2014 stellt zugleich den 500. auf PuLa veröffentlichten Beitrag dar. Niemals hätte ich mir das im Frühjahr 2011 vorzustellen vermocht – aus ganz vielen und ganz verschiedenen Gründen…
Dies ist nun nicht der geeignete Zeitpunkt für eine Reflexion über dieses „Jubiläum“, aber ich denke, das werde ich nachholen, es könnte an der Zeit sein, für ein paar grundsätzlichere Betrachtungen über diese spezielle Form des Bloggens und über das, was einem dabei begegnet ist –Gutes wie Schlimmes.
Nur eines soll, nein, muß heute schon gesagt werden: So sicher wie der Mensch über sein eigenes Herz (geschweige denn sein ganzes Schicksal!) sein kann, so sicher bin ich mir: 5oo waren erst der Anfang.
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