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Der O-Antiphonen-Adventskalender, Tag 5: O Sapientia, Charpentier

 

O Sapientia,
quae ex ore Altissimi prodiisti,
attingens a fine usque ad finem,
fortiter suaviterque disponens omnia:
veni ad docendum nos viam prudentiae.

 

O Weisheit,
die du aus dem Munde des Höchsten hervorgegangen bist,
die Welt umspannend von einem Ende zum andern,
voll Stärke und Milde ordnest du alles:
Komm, uns zu lehren den Weg der Einsicht!

 

Attingit ergo a fine usque ad finem fortiter
et disponit omnia suaviter.
(Lib Sap 8, 1 Nova Vulgata)

„Also erstreckt sie sich von einem Ende zum andern voll Kraft
und ordnet Alles auf liebliche Art.“
(Weish 8,1)

Ex ipso autem vos estis in Christo Jesu, qui factus est nobis sapientia a Deo, et justitia, et sanctificatio, et redemptio:
ut quemadmodum scriptum est : Qui gloriatur, in Domino glorietur.

Aus ihm aber kommt es, dass ihr in Christus Jesus seid, der uns geworden ist Weisheit von Gott und Gerechtigkeit und Heiligkeit und Erlösung;
damit, wie geschrieben steht: „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!“
(1. Kor 1, 30f.)

 

Gleich die erste der Antiphonen von Charpentier liebe ich besonders: Haben Sie bemerkt, wie schön in hohen wie tiefen Stimmen das „attingens“ wiederholt wird, und damit die Erstreckung über den ganzen Erdkreis sinnfällig gemacht wird?
Und wie zart und leise die Bitte um die Belehrung und die Führung auf den Weg der Klugheit ausklingt? Das nimmt, finde ich das „suaviter“ (das ja eigentlich „angenehm“, „lieblich“ heißt, vgl. Übertragung aus dem Buch der Weisheit) aus der Zeile drüber wunderbar wieder auf und verdeutlicht so, wie wenig wir auf diesem Weg auf eigene Selbstgewißheit und Kraft trauen dürfen.

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