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‚Unzeitgemäße‘ Betrachtungen…

… zur „Liturgischen Zeit„.

Im vorangegangenen Beitrag (4. Februar) hatte ich mich anhand eines Zeitungsartikels (erneut) mit „Mariä Lichtmeß“ als Punkt im Kirchenjahr befaßt.
Der Kommentar des Kollegen „Vincentius Lerinensis“ ist so gehaltvoll und dazu angetan, die Sache weiterzubringen, daß ich mich in altbewährter Weise entschlossen habe, ihn nicht nur im Kommentarbereich, sondern zusammen mit meiner vorläufigen Antwort „hier oben“ zu veröffentlichen!
Lesen Sie also, wenn Sie ihn u.U. nicht mehr so ganz präsent haben sollten, den Ursprungsbeitrag, um dann mit dem Kommentar einzusetzen!

Es mag in der Zeitung stehen, es ist aber trotzdem falsch — und war es schon immer. Die Kalenderreform hat die Weihnachtszeit nicht verkürzt, sondern um ein paar Tage verlängert. Sie endet jetzt mit dem Fest Taufe des Herrn, früher endete sie mit Epiphanie (auch wenn der erste Sonntag nach Epiphanie von einem Fest, nur einem anderen, WIMRE [Anm. der Redaktion: Im Internet geläufige Abkürzung für: „Wenn ich mich recht erinnere“, vgl. IIRC] dem der Heiligen Familie, verdrängt wurde).

Die Sonntage nach Epiphanie zählten aber mitnichten zur Weihnachtszeit, vielmehr wurden sie genauso in grün gefeiert wie die Sonntage im Jahreskreis.

Auch ist Lichtmeß niemals das Ende der Weihnachtszeit gewesen. Vielmehr konnte Lichtmeß bereits mitten in die Vorfastenzeit fallen (tut es, glaube ich, dieses Jahr sogar), die allerdings auch noch nicht so richtig zum Osterfestkreis gehört(e), da ihre liturgische Farbe ebenfalls grün ist.

Natürlich ist Lichtmeß von Weihnachten abhängig (40. Tag), aber Dreifaltigkeitssonntag, Fronleichnam und Herz Jesu sind auch von Ostern abhängig, ohne daß die Osterzeit erst mit dem Herz Jesu-Fest endete.

Durch die Liturgiereform ist das nur deutlicher geworden, da zuvor die Festzeiten offener in die Nicht-Festzeiten übergingen, die einfach nach dem letzten Fest des jeweiligen Festkreises gezählt wurden (Sonntage nach Epiphanie, nach Pfingsten).

Natürlich dürfen die Weihnachtsbäume und Krippen bis Lichtmeß stehen bleiben. Die sind ja auch kein Bestandteil der Liturgie und ihrer Vorschriften (und es auch m.W. nie gewesen). In manchen Gegenden stehen die Krippen wohl das ganze Jahr über. Das gehört alles in den guten Bereich der Volksfrömmigkeit.

Nur sollte man zwischen Liturgie und Volksfrömmigkeit klar unterscheiden, sonst kommt zur historisch falschen Unterstellung, daß die Kalenderreform die Weihnachtszeit verkürzt hätte. Hat sie nicht, und die Volksfrömmigkeit darf gerne weiter bis zum Aschermittwoch Weihnachten feiern, das hört ja genauso wenig jemals auf wie Ostern oder Pfingsten.

 

Lieber Kollege!

vor allem anderen, selbst vor dem Dank, die herzliche Bitte um Entschuldigung, daß ich diesen wertvollen Kommentar derart lange in der Warteschlange gelassen habe! Es war gewiß keine Absicht, ich komme nur gerade nicht rum und daher nur sehr unregelmäßig zum Bloggen!

Dann also: Danke! Der Inhalt Deines Kommentars gehört nämlich genau zu dem, was ich meinte, als ich über das schrieb, was ich alles gerade nicht schaffen würde (s.o…. 🙁 ) Und ich will gerne zugeben, daß ich den Eindruck, eine Verkürzung der Dauer der Weihnachtszeit gehöre mit zu den Änderungen in liturgischen Kalender nach dem zweiten Vatikanum durchaus bewußt nicht vermieden habe, obwohl ich schon so eine Ahnung hatte, es könne so sein wie Du sagst… 😉

Nur, ist damit schon alles gesagt? Ich glaube, nein! Denn der Eindruck, der entstanden ist, da hätte sich etwas in der „Einteilung“ der ‚kirchlichen Zeit‘ (was für den einfachen Gläubigen ja nicht notwendigerweise identisch ist mit der ‚liturgischen Zeit‘ im sozusagen fachlich-korrekten Sinne), der ist eben einfach da, und der ist es ja auch, der sich in dem zitierten Zeitungsartikel spiegelt!
Ein Artikel, den ich natürlich von vornherein nicht als Beitrag einer Fachjournalistin gewertet habe (Frau Tismer ist eher eine Fachfrau i.S. alter Autos und Bergrennen, ja, wirklich!), sondern als Ausdruck des mit diesem Eindruck verbundenen Unbehagens. Und daß das (Pseudo-) Argument: „Das Konzil hat es aber so gewollt“, das ja allzuoft als sprichwörtliche ‚Schere im Kopf‘ funktioniert, im Jahr 2018 diese Wirkung nicht mehr unbedingt entfaltet, das finde ich immer noch ebenso bemerkenswert, wie die schiere Tatsache, daß 50 Jahre seit den schrecklichen 60er Jahren ins Land gegangen sind, und ‚die Leute‘ empfinden immer noch so!

Den Gründen dafür nachzuspüren, will ich irgendwann versuchen, denn es muß ja irgendwoher kommen, das „Gefühl“, sich an irgendwelchen konkreten tatsächlichen Veränderungen festmachen lassen, auch wenn diese jedenfalls nicht im direkten Sinne das Ende der Weihnachtszeit im liturgischen Kalender betroffen haben.

Herzlichen Gruß

Gereon

PS: Du hast ganz recht: Als Du den Kommentar schriebst war der Sonntag Septuagesima, der den Beginn der Vorfastenzeit markiert(e), schon vorüber (28. Januar). Zur Vorfastenzeit habe ich übrigens hier schon mal was geschrieben (und finde es nach über vier Jahren nicht revisonsbedürftig.. 😉 )

Ein Kommentar

  1. Thomas schrieb:

    Eine Ergänzung/Klarstellung:

    Die Farbe der Vorfastenzeit (was ein komischer deutscher Ausdruck ist: Wie fastet man vor?) war violett.

    Eine spannende Frage (für Gereons geplanten Beitrag?): Wieso empfinden wir – Gereon und Ich z.B. (und ich bin 53) – anders, als wir es eigentlich erlebt haben; heißt: Warum fühlen wir in einer Zeit, die wir von rechts wegen nicht erlebt haben?

    Montag, 26. Februar 2018 um 11:36 | Permalink

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