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„… der richten wird die Lebenden und die Toten“

Rosenkranz. Trostreich

Fünf Monate lang war mein Rosenkranz verschwunden. Er war mit auf einer Wallfahrt gewesen und dann fand ich ihn plötzlich nicht mehr. Eigentlich trage ich ihn bei solchen Gelegenheiten standardmäßig um den Hals – aber irgendwie muß er in eine Tasche geraten sein, die ich dann nicht durchgesucht habe. Jetzt war diese Tasche wieder im Einsatz – und der Rosenkranz fand sich – natürlich im Rosenkranzmonat!

Was meinen Sie? Warum ich mir nicht einfach für 10 Euro einen neuen gekauft habe? Im Kirchenladen am Erfurter Domplatz zum Beispiel? Weil es sich um einen ganz besonderen Rosenkranz aus dem Rosenkranzatelier von Maryse Fritzsch-Thillens aus Luxemburg handelt. So sieht er aus:

Rosenkranz von Maryse Fritzsch-Thillens, Luxemburg (eigene Bilder)

Maryse Fritzsch-Thillens verarbeitet keine gewöhnlichen Glasperlen oder Kunststoffelemente, sondern Weißen Jade und mattierten Amazonit, Jaspis, Bänderachat und Korallen, Perlmutt und weißen Howlith oder Olivenholz aus dem Heiligen Land. Die Verbindungsstücke sind aus Horn oder Metall. Für die Kreuze und die Medaillons verwendet sie entweder Stücke aus alten Rosenkränzen, in Silber oder Bronze, oder sie läßt sie nach alten Originalen von Hand gießen. Ich wollte schon lange mal hier auf PuLa auf dieses Atelier und diese Künstlerin hinweisen. Jetzt hat ihr eigener Rosenkranz den Zeitpunkt festgelegt.

Mit der Suche nach schönen und wertvollen – das heißt ihrer Verwendung angemessenen – Rosenkränzen habe ich begonnen, als wir ein erwachsenes Paten“kind“ bekamen. Ich ging in den Erfurter Kirchenladen und war über die dortige Auswahl maßlos enttäuscht (ich war lange nicht dort, weiß daher nicht, wie es inzwischen damit aussieht). Aber in dieser Hinsicht ist der Kirchenladen am Domplatz ja keine Ausnahme. Selbst Klosterläden wie der in Admont/ Österreich (Sie wissen schon: dieses Kloster mit der berühmten Klosterbibliothek,vgl. hier) haben Rosenkränze als – man kann es leider wirklich nicht anders formulieren – billige Massenware im Verkauf hängen.

(Da nimmt man dann schon lieber die eigenen zehn Finger zum Abzählen, was ich natürlich beim Spazierengehen etc. auch immer mal wieder praktiziere. Wenn man gar keine Hand frei hat, also z.B. beim Bügeln, bei der Gartenarbeit oder beim Pflaumen Entsteinen, empfiehlt es sich übrigens, einfach die Zahlen von eins bis zehn vor dem jeweiligen Gebet mitzusprechen – das Unterbewußtsein merkt sich das und man hat die entsprechende Orientierung.)

Zurück von den Behelfstricks zu den echten Rosenkränzen: Maryse Fritzsch-Thillens fertigt ausschließlich Unikate. Wenn man in ihrem Webshop, den sie derzeit über die Verkaufsplattform etsy betreibt, nicht direkt fündig wird, kann man sich das Material für Aveperlen und Paterperlen, für Metallkappen, Kreuz und Medaille aussuchen. Da gehen mehrere Emails hin und her, sie antwortet immer sehr rasch und sendet Aufnahmen der Perlen oder auch des fertigen Rosenkranzes mit. Die Kaufentscheidung bleibt den Kundinnen und Kunden – so jedenfalls meine Erfahrung – bis zuletzt freigestellt.

Ich habe natürlich gekauft, was ich mir gewünscht hatte. Nach dem Rosenkranz für den erwachsenen Täufling einen „Geistige Kommunion Rosenkranz“ für eine Freundin zu deren 50. Geburtstag. Den „Geistige Kommunion Rosenkranz“ habe ich erst durch Frau Fritzsch-Thillens kennengelernt. Es handelt sich um einen Kranz aus einer einzelnen plus 33 Perlen, der bei der Eucharistischen Anbetung hilfreich sein kann. Frau Fritzsch-Thillens hat damals handgeschriebene Gebete mitgeliefert – handgeschrieben, weil sie keine gedruckte deutschsprachige Ausgabe mehr vorrätig hatte.

Ihre neueste Kreation ist ein Rosenkranz, der nur ein Gesätz (englisch „decade“ und daher bei der automatischen Google-Übersetzung fälschlich mit „Jahrzehnt“ wiedergegeben) umfaßt und Bernadette Soubirous gewidmet ist, hier. Das Medaillon verzeichnet die Geschichte der Erscheinung von Lourdes und alle von Maria zu Bernadette gesprochenen Worte. Vor fünf Jahren schon hat katholisch.de zum Auftakt des Rosenkranzmonats auf das Atelier von Maryse Fritzsch-Thillens aufmerksam gemacht und damit eine Theologin vorgestellt, die mit ihrem Kunsthandwerk zur Verbreitung des Rosenkranzgebetes beitragen möchte und den Reinerlös jedes verkauften Kranzes dem Hilfswerk „Kirche in Not“ spendet.

Zur Verbreitung des Rosenkranzes möchte auch X 451 beitragen, das auf PuLa schon des öfteren besprochene „Fanzine“ unseres Bloggerkollegen Sebastian Berndt. In Heft Nr. 7 vom Oktober 2018 schreibt der Herausgeber selber über die trostreichen Rosenkranzgeheimnisse – eine Art deutschen Sondergutes unter den Rosenkranzgesätzen: „… der als König herrscht/ … der in Seiner Kirche lebt und wirkt/ … der wiederkommen wird in Herrlichkeit/ … der richten wird die Lebenden und die Toten/ … der alles vollenden wird“ Mit ihrer Betonung der Christusherrschaft waren die trostreichen Geheimnisse, Sebastian Berndt zufolge, zwischen 1933 und 1945 ein wichtiger Halt für die katholischen Christen Deutschlands: „Die trostreichen Geheimnisse sind so eine gewichtige Erinnerung daran – und Einübung darin! –, daß Christus unser eigentlicher, unser einziger Herrscher ist, dem niemand auf Erden gleichkommt und dessen Anspruch niemand auf Erden bestreiten kann“ (ebd. S. 8)

Was allen Lesenden derzeit vermutlich ohnehin einfällt, spricht Sebastian Berndt dann ebenfalls an: Das zweite Geheimnis ist momentan „angesichts dessen, was an systematischer Schuld der Kirchenvertreter aufgedeckt wird, schwer […] zu glauben“ (ebd). In der Tat auch in Weimar schwer zu glauben. Denn bei den Geschehnissen, die vor siebeneinhalb Jahren PuLa auf den Plan riefen, und die bisher alles andere als aufgearbeitet sind (ja – man will nicht einmal mit einer Aufarbeitung beginnen), war zwar die Art der Vergehen eine völlig andere, die Struktur der Vertuschung jedoch dieselbe: Den Opfern glaubte man nicht und schützte zum vermeintlichen Wohl der Institution genau diejenigen, die der Kirche – ihrem Ansehen, ihrem Zusammenhalt – schadeten.

Aber Sebastian Berndt hält auch die Tröstung bereit: Nimmt man das zweite Geheimnis als gegebene Wahrheit an, so „ist sie ungemein entlastend: es ist Seine Kirche, nicht meine; sie ist Sein Leib, und nicht ich muß sie retten, Er hat sie bereits gerettet und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (ebd., Hervorhebungen im Original)

Cornelie Becker-Lamers

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