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Das Geheimnis der „Mater Dolorosa“

Zum Bildprogramm im Chorraum der Torgauer Pfarrkirche
„Schmerzhafte Mutter“

Die katholische Pfarrkirche „Maria zum Siege“ in Torgau (s. gestriger Beitrag) brannte 1906 über Nacht ab und riß Kinder und Schwestern des angebauten Waisenhauses in den Tod. Die vor 110 Jahren an selbiger Stelle neu errichtete Kirche trägt daher den Namen der „Schmerzhaften Mutter“, der „Mater Dolorosa“.

Mariä Schmerzen, Torgau (eigenes Bild)

Mariä Schmerzen, Torgau, Innenraum, Blick nach Süden (eigenes Bild)

Statt eines Marienaltars mit Jesuskind und einer lächelnden Madonna, die der Schlange den Kopf zertritt und von der Sonne umstrahlt wird, bestimmt eine große Pietà den südlichen Seitenaltar. (Der nördliche ist dem Schutzheiligen der Soldaten, dem Heiligen Georg, geweiht).

Torgau, Pfarrkirche „Schmerzhafte Mutter“, Marienaltar (eigenes Bild)

Mariä Schmerzen, Torgau, St. Georg (eigenes Bild)

Das Bildprogramm der in neoromanischer Manier mit nur drei Rundbogenfenstern ausgestatteten Apsis beginnt links mit der Darstellung im Tempel und der Aufschrift “Ein Schwert wird deine Seele durchdringen”. Das mittlere Fenster illustriert das „Stabat mater“ und zeigt die Mutter unter dem Kreuz. Das rechte Bild aber stellt die Marienkrönung dar. Es trägt die Aufschrift „Und der Mutter ward ein Thron gesetzt zu seiner Rechten”.

ITorgau, Pfarrkirche „Schmerzhafte Mutter“, das südöstliche der drei Apsisfenster (eigenes Bild)

Da die Kirche geostet ist, ja der Chor sogar ein wenig nach Ost-Nordost schaut, ist das Fenster, das die Marienkrönung zeigt, das einzige, das während des vormittäglichen Hochamtes leuchtet.

Innenansicht der Torgauer Kirche „Schmerzhafte Mutter“; es ist gut zu sehen, wie nur das südöstliche Fenster vom Sonnenlicht durchflutet wird (eigenes Bild)

Tja – das ist Kunst! Ohne ein Wort der Erläuterung wird hier unmittelbar evident, was die Kirche – und zwar die katholische wie die protestantische Lehre – uns zusichert: daß die Standhaftigkeit im Leiden einen Himmelslohn bereithält. Selig sind, die Leid tragen – nicht: die Leid tragen, sondern: die allfälliges Leid eben auch tragen – denn sie sollen getröstet werden.

Cornelie Becker-Lamers

 

PS: Und wie es sich ‚bei uns in der Diaspora‘ gehört: Ein Boni-Bus darf nicht fehlen, irgendwo lugt er immer hervor 🙂 ; auf dieser Fahrt haben wir noch mehr Exemplare gesichtet, auch in deutlich kleineren Pfarreien, wie z.B. in Mühlberg – aber das ist eine andere Geschichte… 😉

Mariä Schmerzen, Torgau, Blick in den Pfarrhof (eigenes Bild)

Gereon Lamers

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