„Klar braucht ihr T-Shirts!“
Bevor ich zu einem weiterführenden Epilog zum Thema „Chorkleidung“ schreite, möchte ich wie angekündigt vom Besuch eines Chores aus dem ziemlich fernen Westen – nämlich vom Niederrhein – erzählen. Im frühen Frühjahr 2017 rief mich der Chorleiter der Klosterspatzen von St. Clemens Oberhausen an. Er hatte mich via Herz Jesu Homepage als Ansprechpartnerin in puncto Kinder- und Jugendchor ausgemacht und kündigte für den August den Besuch von 14 Mitgliedern seines eigentlich über 40-köpfigen Chores an. Denn die regelmäßige Sommerfahrt, die die Gruppe neben Chorfreizeiten und Chortreffen jedes Jahr durchführt, sollte 2017 nach Weimar gehen. Ich sagte natürlich gerne den Empfang der Gruppe auch in der Pfarrei zu. Da in Thüringen die Schule zu diesem Zeitpunkt gerade schon wieder begonnen haben würde, konnte ich davon ausgehen, daß die Cäcilini ziemlich vollständig mit von der Partie sein würden. Per Email gingen also Noten für die gemeinsame musikalische Gestaltung einer Messe hin und her, die mit dem Zelebranten Pfarrer Klemm (+) am Sonntagabend, dem 20. August 2017 – dem Abend der Ankunft der Klosterspatzen – nach kurzer Probe, aber langer mentaler Vorbereitung in der Herz Jesu Kirche gefeiert wurde.
Im Abspann des Liedes zu Mariä Himmelfahrt und Mariä Krönung, das zeitlich zu einem Datum zwischen beiden Festen genau paßte und zu diesem Anlaß – obwohl Jahre alt – von beiden Gruppen gemeinsam uraufgeführt wurde, ist diese Zusammenarbeit festgehalten:
Die Cäcilini wurden in einer Innenstadtpizzeria zum Essen eingeladen und revanchierten sich halbwegs mit einem von unserer Pfarrei finanzierten Hotdog-Essen („Weimarer Jungs“ von der Bäckerei Höhne und Lidl-Wiener 😉 ) am darauffolgenden Donnerstag im Gemeindesaal. Das Essen beschloß eine sehr schöne und extralange gemeinsame Probe, in der die Cäcilini viele mehrstimmige Lieder vom Blatt zu singen bekamen – Lieder, die aufgrund ihrer Mehrstimmigkeit für uns mangels Masse ansonsten schlicht nicht zu machen sind. Und nach dem Essen ging‘s in die Stadt zum Flashmob: an der Stadtkirche und auf dem Marktplatz.
Ich habe damals sehr bedauert, daß nicht mehr Leute (als natürlich auch damals wieder die beiden „üblichen Verdächtigen“, die wir uns immer gegenseitig helfen) aus der Pfarrei von der durch die Oberhäuser mit großem Dank aufgenommenen gastfreundlichen Aktion, namentlich dem Essen am Donnerstag Abend, profitiert haben. Darum gebeten und eine etwas größere Beteiligung angeregt hatte ich im Kirchortrat rechtzeitig, aber man vermutete wohl einen privaten Kontakt meinerseits und fühlte sich für keinerlei organisatorische Hilfestellung oder gar eigene Teilnahme zuständig.
Der private Kontakt bestand aber wie erwähnt keineswegs. Der Besuch galt Weimar, galt Thüringen, und er galt unserer Pfarrei. Der Chorleiter hatte die Gegebenheiten von sich aus und, damals noch ohne sich vorzustellen, zu einem öffentlichen Ereignis sondiert – nämlich zum Treppenhauskonzert, dem „Bach in the sub/stairways“ am 21. März 2016. Wenn man weiß, wie er aussieht, findet man ihn auch sofort auf dem Foto wieder, das uns beim Singen der Taizélieder zeigt, hier.
Was noch einmal zeigt, daß wir dieses „niederschwellige“ Format unbedingt weiterführen und nicht als einmaliges Erlebnis verpuffen lassen sollten! Die Wirkung kann erwiesenermaßen unerwartet nachhaltig sein. Das Angebot der übergeordneten Organisation besteht jedes Jahr – und ich habe 2016 im Verlauf dieser zwei geselligen Konzertstunden im Treppenhaus des Pfarrhauses Jugendliche gesehen, die sonst nicht in der Kirche und auch solche, die gar nicht katholisch sind.
Jedenfalls bedankten die Oberhäuser sich bei ihren Weimarer Gastgebern natürlich mit ganz speziellen Geschenken – mit Geschenken, die die Erzählung dieser Geschichte im Rahmen der PuLa-Chorkleidungs-Tetralogie begründen:
Die Chorkleidung sei gerade in Arbeit, deshalb gebe es diese Dinge, erläuterte der Chorleiter. Damit war das Thema angeschnitten und ich erzählte, daß in dem Punkt in Weimar leider überhaupt nichts zu wollen sei – obwohl ich dächte, es wäre sinnvoll. „Klar braucht ihr T-Shirts!“ waren auch die Oberhäuser überzeugt. Zum Glück war im Februar 2017 mein Kindermusical „Rut“ im Verlag erschienen, so daß ich mit dieser Partitur auch ohne Corporate-Design-Artikel der Cäcilini etwas speziell Weimarisches zu verschenken hatte: Aus der praktischen Chorarbeit heraus von einem Gemeindemitglied für die Kinder unserer Pfarrei geschrieben und komponiert und in Herz Jesu zum Gemeindefest 2011 uraufgeführt.
Ob auf T-Shirts oder auf anderen Sachen wie Taschen, Stiften oder Fotokalendern, ob in sozialen Medien oder zunächst mal nur auf der Pfarrei-Homepage – ein Signet oder Logo für eine dauerhaft bestehende Gruppe einer Pfarrei ist einfach eine Form, vor allem Kindern und Jugendlichen, an denen gerade heutzutage, wo sie seltener werden, von allen Ecken und Enden jemand zerrt, Anerkennung für ihre Leistung zu zollen und zu zeigen: Wir nehmen euch wahr und unterstützen euch, wir freuen uns, daß ihr als Gruppe unserer Pfarrei da seid, wir sind stolz auf euch und schätzen das, was ihr tut.
Namentlich für die musikalische Arbeit sollte diese Wertschätzung nicht verborgen bleiben: Beim Einzug der Priester und Ministranten, des Bischofs, der Kommunionkinder oder Firmlinge in die Messe – stehen da Kinder oder erwachsene Gemeindemitglieder am Rand, die stumm Bilder in die Höhe halten? (Stellen Sie sich das mal bildlich vor! 😉 ) Oder wird Musik gemacht?
Richtig: Es wird Musik gemacht! Affirmation und Jubel drücken sich in Musik aus – durch die Musik der Orgel, der Choralschola, eines Chores und/oder eines Orchesters. Von daher kann sich die Unterstützung der gemeindlichen Aktivitäten nie bloß auf die Bildende Kunst beschränken, sondern muß die musikalische Arbeit, das gemeinsame Singen gerade von Kindern und Jugendlichen ganz deutlich in den Fokus rücken. Denn, wie Bischof Ulrich anläßlich des Chorfestes der pueri cantores am 5. Mai 2018 im Erfurter Dom betonte: „Es ist entscheidend, was wir singen.“
Aber die Gewähr zu christlichen Inhalten bieten eben tatsächlich allein die kirchlichen Chöre. Und die Wahrnehmung, Unterstützung und Wertschätzung der Gemeindemitglieder, die dabei mitziehen, drückt sich dann ganz fundamental vor allem andern zunächst einmal in ihrer Sichtbarmachung aus. Durch Chorkleidung eben.
Cornelie Becker-Lamers
PS: Wo Sie grad sagen „im fernen Westen“, da habe ich doch durch diesen Text hier wieder was gelernt. Von und gemeinsam mit meinem vielseitig gebildeten Mann nämlich, der zunächst einmal das Lied „Bochum“ von Herbert Grönemeyer assoziierte, hier:
Tja. „Tief im Westen/ Wo die Sonne verstaubt/ Ist es besser/ Viel besser, als man glaubt“. Das muß man inzwischen schon besingen. Also: Auch der ferne Westen hat seine Identitätsprobleme in Umbruchzeiten. Aber seinem eigenen Song stellt Grönemeyer hier das „Steigerlied“ („Glück auf!“) voran und läßt es durch die Menschenmenge im vollen Ruhrstadion singen. Und jetzt raten Sie mal, woher das Lied stammt? Genau: Aus Mitteldeutschland 😉 ! Einige Strophen tauchen schon in einem 1531 erschienenen Zwickauer Liederbuch auf, die ersten vollständigen Überlieferungen als Steigerlied oder –marsch datieren auf Schneeberg, 1678 sowie ein Freiberger Liederbuch um 1700!
Ein Trackback/Pingback
[…] Wir empfangen auch Gäste. Die folgende Geschichte beginnt ganz ähnlich wie die mit den Oberhauser Klosterspatzen, nur, daß auch noch eine ChorleiterInnenfortbildung des pueri-cantores-Verbandes eine Rolle […]
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