Ergänzungen zur Rezeptionsgeschichte des „Menschenbeweises“
Das hätte ich jetzt beinahe vergessen. Zum „Menschenbeweis“ gibt es ja eine Parallelgeschichte, die an theologischem Hosenboden meine kleine Phantasie über die beiden Blutkörperchen weit übertrifft. Das ist aber auch kein Wunder. Denn diese Parallelgeschichte stammt aus der Tastatur eines Priesters. Und so habe ich sie kennengelernt:
Über Christi Himmelfahrt 2018, als man noch unbeschwert quer durch Deutschland reisen und in anderen Bundesländern übernachten durfte, haben Gereon und ich mit Freunden Bad Muskau besucht. Für altgediente Wörlitz-Fans wie uns steht das immer mal auf der Agenda und man bereut es grundsätzlich nicht. Sehr pittoresk und im Schloß eine ebenso informative wie kurzweilige Ausstellung über den „grünen Fürsten“ und Erfinder des Fürst-Pückler-Eises.
Natürlich waren wir zum Hochfest auch in der dortigen katholischen Kirche und erlebten als Zelebranten den ansässigen Ortsgeistlichen, Hw. Michael Noack. Passend zum Fest Christi Himmelfahrt war der Aufhänger seiner Predigt genau das Juri-Gagarin-Zitat, auf das sich auch mein Sketch „Der Menschenbeweis“ bezieht.
Wieder daheim, setzte ich mich daher an den Rechner und schrieb Hochwürden eine Email des Inhalts, daß uns die Messe gut getan und seine Predigt gefallen habe. Als Anhang übersandte ich den passenden Sketch. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und war sehr erfreulich. Denn Pfarrer Noack bedankte sich und schrieb: „Ihre Seite kenne ich schon.“ Aaaah! 🙂 Das hört man doch immer wieder gern!
Und weiter: „Ich bin vor einer Weile mal über die Seite gestolpert als ich Sketche suchte.“ Und wie zum Beweis seines Sinnes für Gleichnisse sandte auch er mir im Anhang eine kleine Geschichte in Dialogen. Sie ist weniger lustig, dafür aber umso tiefsinniger und zielt, wie Pfarrer Noack schrieb, „in die gleiche Richtung“.
Auch das Gleichnis des Muskauer Priesters spielt im menschlichen Körper. Allerdings unterhält sich hier ein Zwillingspärchen: Ein Geschwisterkind glaubt, es werde ein Leben nach der Geburt geben. Das andere hält das für verrückt, weil es sich keine anderen Lebensbedingungen und keine andere Umgebung vorstellen kann als die, in der es gerade existiert. Mit Schlüsselsätzen wie: dort, in dieser neuen Umgebung, werde es viel heller sein und der schnoddrigen Antwort: es sei noch keiner zurückgekommen, macht der kurze Dialog die Metapher Geburt = Tod als Geburt zu neuem, ewigen Leben unmißverständlich klar.
Den Tod des Menschen mit der Geburt zu vergleichen und unsere Abhängigkeit von Gott mit der des Fötus vom mütterlichen Organismus – das fand ich schon wirklich großartig und möchte mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Pfarrer Noack bedanken. Natürlich entläßt er als Priester seine Leser nicht aus der Geschichte, ohne einen Hinweis auf die Erfahrbarkeit Gottes auch hier im irdischen Leben zu geben. Als der zweite Zwilling zu Protokoll gibt, er habe noch nie etwas von dieser Mutter bemerkt, versichert der erste: „Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören.“
Cornelie Becker-Lamers
PS: Eine winzige Anmerkung meinerseits zu der wirklich hervorragenden Ausstellung über den „Grünen Fürsten“ (so der Titel einer Biographie): Ja, ‚grün‘ war er, aber auch ein „Schwarzer“, denn: Fürst Pückler war auch einer der vielen hochrangigen Konvertiten jener Zeit! Daß die Ausstellung dies adäquat würdigt, ist unserer Erfahrung nach leider nicht selbstverständlich, im „Mutterland der Reformation“, viel mehr aber noch zu Zeiten, wo biographische Artikel (selbst zu historischen Persönlichkeiten!) häufig die Konfession nicht mehr erwähnen (shame on you, Wikipedia! 🙁 ); Volksverdummung ist das, gefährliche Volksverdummung!
Und so ist das Nachgehen des ‚katholischen Aspekts‘ an Fürst Pückler eines unserer zahlreichen Langzeitprojekte…
Gereon Lamers
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[…] Schier unmöglich ist es, in diesem Rahmen die zahllosen Facetten dieses langen und vielfältigen Lebens auch nur anzureißen, wenn wir auch sogar auf PuLa schon einmal seiner Erwähnung getan haben, hier. […]
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