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… aber spanische Trompeten haben wir nicht auch noch

Der Thüringer Orgelsommer 2022 in Herz Jesu Weimar 

Als beinahe letztes Konzert des diesjährigen Thüringer Orgelsommers gastierte Martin Schmeding, Orgelprofessor an der HMT Leipzig, in der Weimarer Herz Jesu Kirche. Sein Programm speiste sich aus vier Jahrhunderten Musik von der iberischen Halbinsel und war nach einem berühmten, bereits für etliche Instrumente bearbeiteten Stück von Antonio Soler (1729-1783) mit „Fandango“ betitelt.

Konzertprogramm und Eintrittskarte (eigenes Bild)

Da bis ins 18. Jahrhundert nicht genau bezeichnet wurde, für welche Art von Tasteninstrument eine „Sonata para teclado“ – eine ‚Sonate für Clavier‘ – konkret gedacht war, ist es nichts Unübliches, ein und demselben Stück in einer Aufführung mit Cembalo, aber auch in einem Orgelkonzert zu begegnen. Eines der Eingangsstücke, Solers Sonate No. 33 in G-Dur, kam durch die Möglichkeiten der Orgel mit ihren verschiedenen Klang nachahmenden Registern ganz entzückend und einprägsam zur Geltung. Leider konnte ich auf YouTube nur Einspielungen auf einem Cembalo finden. Aber Ihre musikalische Phantasie wird Ihnen die fehlende Klangvielfalt mühelos ersetzen, die aus Solers Aneinanderreihung von Prallern, Trillern und Tonleitersequenzen in Martin Schmedings Spiel dieser Sonate ein wahres Vogelkonzert machte:

Dafür ist Herz Jesu Weimar mit der Franz-Liszt-Gedächtnisorgel hervorragend gerüstet. Doch Martin Sturm, der als Orgelprofessor der HfM Weimar die Hochschule als Eignerin des Instrumentes vertrat und ins Programm einführte – die Pfarrei hatte mal wieder keine/n offizielle/n Vertreter/in in die Veranstaltung entsendet – konnte viel von den spanischen Trompeten und ihren Horizontalzungenpfeifen erzählen. Sie zu ersetzen, ist in Weimar nicht so einfach. Schauen Sie mal, wie so etwas aussieht:

Horizontalzungenpfeifen einer Barockorgel im spanischen Trujillo (Bild wikimedia commons, user Carlets)

Und so erschien denn auch Juan Cabanilles “Tiento de Batalla” in nicht ganz so typischem akustischem Gewand.

Doch Martin Schmeding wußte bspw. mit der Nutzung des Fernwerks allemal Möglichkeiten der Orgel auszuspielen, die für uns Gemeindemitglieder nicht oft zu hören sind. Und während wir den Klängen des dritten Teils von José Lidóns „Cuatro Piezas para la Misa“ lauschten, wünschte ich mir einmal wieder, Vergleichbares einfach wirklich mal im Vollzug der Messe zu hören: Solches zunächst für das Werk unseres Gemeindemitglieds Franz Liszt zu realisieren, war schließlich Michael Kapsners Ausgangsvision zum Bau der neuen Orgel in Herz Jesu Weimar gewesen. Mit einer Einspielung der „Elevación“ von Lidón möchte ich meine kurze Rezension beenden. Enjoy! 🙂

 

Cornelie Becker-Lamers

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