Friedrich IV., Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, geboren am 28. Nov. 1774, in die Kirche aufgenommen im Jahr 1814, gestorben am 11. Febr. 1825
Herzog Friedrich IV. sollte der letzte regierende Herzog dieser Linie der Ernestiner in Gotha sein. Nach seinem Tod ging das Territorium zum größten Teil in dem ungleich bekannteren Sachsen-Coburg-Gotha auf.
Aber Friedrich, “Der unglückliche Herzog”, war auch an der Ausübung der Herrschaft niemals interessiert gewesen. Musisch veranlagt, er galt als ausgezeichneter Sänger, war er in den Wirren der Kriege, die die unselige ‘Französische Revolution’ über Europa brachten, zum Militärdienst quasi gezwungen, und prompt schwer verwundet worden, was Zeit seines Lebens seine Gesundheit stark beeinträchtigte.
Erst nach dem Tod seines Vaters wurde möglich, was ihm Linderung brachte: Drei lange Aufenthalte in Rom! Die Jahre 1805/06, 1807-10 und vor allem 1814-20 wurden zu den schönsten seines Lebens.
Beendet wurden diese durch Druck aus der Heimat und im August 1822 mußte er schließlich nach dem Tode seines extravaganten und verschwenderischen Bruders, Emil August, der trotz zweier Ehen ebenfalls kinderlos geblieben war, dennoch die Regentschaft übernehmen.
Bemerkenswert ist, was die Fachwelt wohl weiß, daß er es war, der mit seinem Testament die Grundlage für die “auf alle Zeiten unzertrennten” Bestände der Kunst- und Kulturschätze in Gotha legte!
Die heutige Zeit widmete freilich ganz aktuell lieber dem “flamboyanten” Bruder eine umfangreiche Ausstellung…
In Rom war Friedrich ein, schon angesichts seines gesellschaftlichen Ranges, wichtiger Teil der dortigen deutschen Künstlerkolonie, die sich dort zusammengefunden hatte. Zauberhaft multimedial aufbereitet hat das diese Seite aus dem Jahr 2019.
Konversion und Katholizismus aber waren in diesem Mikrokosmos ein permanentes Thema, auch, wenn man bis heute den Eindruck nicht los wird, es sei etlichen Menschen, darunter gerade denen, die „wissenschaftlich “ darüber schreiben, eher unangenehm.
Ein lebendiges Zeugnis der damaligen Atmosphäre erhält man, wenn man die Lebenserinnerungen der Louise Seidler, einer Weimarer Mitbürgerin, bitte schön!, studiert.
[In Parenthese: Der Titel ist schon absolut ärgerlich, weil sexistisch und falsch zugleich! Wenn es eine “römische” Malerin gäbe, auf die diese Bezeichnung, richtig verstanden, zuträfe, so wäre das nämlich die eine halbe Generation ältere Angelica Kauffmann]
Obwohl die Seidlerin selber nicht katholisch wurde, ja, vielleicht sogar ihres Protestantismus eher bewußter, so schildert sie doch Konvertitinnen und Konvertiten und überhaupt die ganzen “römisch-katholischen Umstände” mit einem überdurchschnittlichen Maß an Fairness und Nüchternheit. Freilich, so ganz konnte es auch Frau Seidler nicht lassen, Stereotypen des Antikatholizismus zu bedienen:
„Der Prinz, welcher schon lange in Rom lebte, wurde vom Papst und der Geistlichkeit sehr ausgezeichnet, da er zur katholischen Kirche übergetreten war. Er war ein Fürst von seltener Herzensgüte, stillen, in sich gekehrten Wesens, ohne Geist und Leben. Seine Gestalt war groß und schön, sein dickes, rothes, bartloses Gesicht, welches semmelblonde, krause Locken umgaben, ward von freundlichen Augen belebt; seine sehr schönen Hände schmückten zahlreiche Ringe. Sein Gefolge bestand nur aus einem deutschen Kammerdiener und meinem Vetter Ettinger, der sein Secretär, Geschäftsführer und Hofmarschall zugleich war.”
“Während des Sommers bewohnte der Prinz eine schöne Villa in Albano; im Winter zog es ihn wieder nach Rom, wo er gern die Theater besuchte; in den besseren derselben hatte er eine Loge. Er liebte die Musik und hielt sich einen eigenen Musikmeister, Namens de Cesaris, der ihn unterrichtete und ihm vorspielte. Dieser Mann war ein schlauer, versteckter Jesuit, von gewandten, einschmeichelnden Formen. Er war hauptsächlich der Urheber des Uebertritts des Prinzen zur katholischen Confession gewesen; die vornehmste Geistlichkeit brachte die von diesem angebahnte Glaubensänderung zum Abschluß. Nun genoß der Prinz in clericalen Kreisen eines besonderen Ansehens und auf alle Weise begünstigte man seine Lieblingsneigungen, die sich hauptsächlich auf Malerei und Musik richteten. Oft speisten musikalische Künstler bei ihm; eine vorzügliche Kapelle führte häufig Tafelmusik aus.”
Nun, deutlich wird zwischen den Zeilen, hier und an etlichen weiteren Stellen der Erinnerungen, das, vermutlich allerdings nicht eingestandene, Bewußtsein davon, daß hier das konfessionelle Spielfeld, anders als in der mitteldeutschen Heimat, selbst im kleinen Rahmen der deutschen Künstlergemeinschaft ausgeglichen war. 🙃 😇 Wir kommen wahrscheinlich in dieser Woche noch auf ein weiteres, schillerndes, Mitglied zurück!
Gereon Lamers
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