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“Ich glaube” – Ein Bücherfund in Mühlhausen 

Zugleich ein klitzekleines “PuLa-unterwegs”
und ein ‘Save the date’

Neulich waren wir u.a. in Mühlhausen unterwegs, weil Cornelie das Kruzifix von Hildegard Hendrichsdas dort in St. Josefder katholischen Pfarrkirche, hängt, anschauen mußte für einen Beitrag in dem Katalog zur Jubiläumsausstellung, die das Bistum anläßlich des 100. Geburtstags und des 10. Todestags der Künstlerin organisiert. Wer daran interessiert ist: Am 9. Juni findet in der Erfurter Schottenkirche die Eröffnung der großen Jubiläumsausstellung mit der Vorstellung des Katalogs statt; PuLa wird zu gegebener Zeit noch einmal daran erinnern!  

Während Cornelie dort also ihrer Arbeit nachging, das Kunstwerk in Augenschein zu nehmen und zu fotografieren, stieß ich im Vorraum der Kirche auf eine Art Büchertisch, wie er ja momentan jedenfalls hierzulande, wo man gute Sachen nicht einfach wegwirft, häufiger zu finden ist: Da werden nämlich jetzt die Bücher, die katholische Thüringerinnen und Thüringer im Laufe ihres Lebens in der DDR angeschafft haben, von ihnen selbst oder ihren Kindern an die Pfarreien abgegeben, weil unter neuen Lebensumständen kein Platz mehr ist – oder das Leben zu ende ging. 

Und ich finde das immer ebenso anrührend wie einfach interessant und würde am liebsten allen diesen Büchern für eine Weile eine Heimstatt bieten, nur daß Cornelie mich zurecht regelmäßig daran erinnert, daß wir schon das ein oder andere Buch haben und Regalplatz endlich ist… 😉 

Ein paar schaffen es aber immer, und so auch welche aus Mühlhausen. Eines möchte ich Ihnen heute vorstellen:

Joseph Kardinal Ratzinger, “Ich glaube“, Strukturen des Christlichen, Leipzig (St. Benno) 1979 (eigenes Bild)

Nun bietet diese Lizenzausgabe (“Nur zum Vertrieb und Versand in der Deutschen Demokratischen Republik und den sozialistischen Ländern bestimmt”) im Textteil natürlich keine Überraschungen. Es handelt sich um Ausschnitte aus mehreren, zum damaligen Zeitpunkt recht rezenten Büchern (1970-77) des damaligen Erzbischofs von München und Freising, alles sauber nachgewiesen (und lektoriert von einem alten Bekannten, Hubertus Staudacher 🙂 ).

Doch der relativ frischgebackene Kardinal hatte sich die Mühe gemacht, für diese Ausgabe ein eigenes kurzes Vorwort zu verfassen, das mit dem Satz endet:
„Mein Wunsch ist, daß der so zustande gekommene Band vielen Christen in der DDR Hilfe sein möge, in dem Ringen um das Verstehen und Vollziehen der Botschaft Jesu Christi in dieser unserer Welt, in der zu leben uns aufgetragen ist. München, am Fest der Epiphanie des Herrn 1978, Joseph Kardinal Ratzinger“.

Aber es ist natürlich nicht dieser Schluß, der mich dazu veranlaßt hat, den Bücherfund aufzugreifen. Sondern diese Sätze, die das Vorwort eröffnen:

Jede Generation hat ihre eigenen Fragen an die christliche Überlieferung. In der Zeit der Jugendbewegung zwischen den beiden Weltkriegen wurde nach dem Scheitern der liberalen Epoche und ihres Fortschrittsglaubens die Kirche neu entdeckt; das ganze theologische Ringen konzentrierte sich auf dieses Thema.

“…nach dem Scheitern der liberalen Epoche und ihres Fortschrittsglaubens“! Ganz so deutlich und verknappt kannte ich das aus der Feder des geliebten verstorbenen Papstes noch nicht und mir scheint, es könnte vielleicht ein kleiner Baustein sein, in der jetzt wieder aufgeflammten Debatte, wann denn der vermeintlich “fortschrittliche” Konzilsperitus zum vermeintlichen “Reaktionär” geworden sei, zumal er den Gedanken dann explizit im Hinblick auf das Zweite Vatikanum weiterführt. Meiner Meinung nach unbedingt ein Baustein, der belegt, wie hilflos und unangemessen diese Begriffe dem Denken Joseph Ratzingers gegenüber sind! 

Ob die Herausgeber der JRGS (J.Ratzinger Gesammelte Schriften) die sehr spezielle Textsorte ‘Vorworte in Lizenzausgaben’ wohl auf dem Schirm haben? Vermutlich, aber vielleicht frage ich sie mal und berichte dann ggf. darüber.

Gereon Lamers 

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