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Der #KatholischeDichtungamDonnerstag-Adventskalender, Tag 15

Die Kirche will gehäutet sein?
Ich sehe nur:Man läutet ein
des synodalen Weges Schisma
als Aortenaneurisma,
das die Kirche dort zerreißt,
wo sie zu Recht noch Kirche heißt.

Cornelie Becker-Lamers, Gelegenheitsgedicht

Getwittert von C Becker-Lamers, @Jucobela am 16.9.2021

Der #KatholischeDichtungamDonnerstag-Adventskalender, Tag 14

Allein den Betern kann es noch gelingen
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.

Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.

Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,

Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt
Und in den Tiefen, die kein Aug’ entschleiert,
Die trockenen Brunnen sich mit Leben füllen.

Reinhold Schneider

Getwittert von A G N E S, @MsViridiVestis am 25.2.2021

Der #KatholischeDichtungamDonnerstag-Adventskalender, Tag 13

Kaiserkrone und Päonien rot,
die müssen verzaubert sein,
denn Vater und Mutter sind lange tot,
was blühn sie hier so allein?

Der Springbrunnen plaudert noch immerfort
von der alten schönen Zeit,
eine Frau sitzt eingeschlafen dort,
ihre Locken bedecken ihr Kleid.

Sie hat eine Laute in der Hand,
als ob sie im Schlafe spricht,
mir ist, als hätte ich sie sonst gekannt -still geh vorbei und weck sie nicht!

Und wenn es dunkelt das Tal entlang,
streift sie die Saiten sacht,
da gibt′s einen wunderbaren Klang
durch den Garten die ganze Nacht.

Joseph von Eichendorff, Der alte Garten

Getwittert von Nota bene, @notate_bene am 18.3.2021

Der #KatholischeDichtungamDonnerstag-Adventskalender, Tag 12

Und ein Engel hielt sein Kleid
Sich im Schoß zu offnen Falten,
Mich darinnen zu erhalten
Aus der Hand der hohen Zeit.

Und ein zweiter blies das Rohr
Einer silbergrauen Flöte,
Bis ihr Klang wie Abendröte
Sich zum Horn der Nacht verlor.

Und der dritte las im Buch
Jeder armen Menschenreise,
saß vertieft und blickte weise
Zu des Himmels blauem Tuch.

Und ich sang mein Herz hinaus,
Vogelhaft auf Engelknien,
Ward ergriffen und verliehen
Deiner Tage Vogelhaus.

Ruth Schaumann, Zelt der Engel

Getwitert von Gereon Lamers, @GGLamers am 19.8.2021

Der #KatholischeDichtungamDonnerstag-Adventskalender, Tag 11

Got, dîner Trinitâte,
die ie beslozzen hâte
dîn fürgedanc mit râte,
der jehen wir, mit drîunge
diu drîe ist ein einunge,

Ein got der hôhe hêre;
sîn ie selbwesende êre
verendet niemer mêre.
nu sende uns dîne lêre.
uns hât verleitet sêre
die sinne ûf mange sünde
der fürste ûz helle abgründe.

(Gott, von deiner Trinität, die von je dein Vorausdenken weise vereinigt hatte, bekennen wir: die Drei ist mit der Dreiheit eine Einheit,

Ein Gott, der hohe Heilige; seine von je durch sich selbst seiende Ehre nimmt nimmermehr ein Ende. Nun schick uns deine Unterweisung! Unsern Geist hat der Fürst aus dem Höllenabgrund zu mancher Sünde schmerzlich irregeführt)

Walter von der Vogelweide, Der Leich 3.1-8,3

Getwittert von Agnes, @MsViridiVestis am 25.3. 2021

Der Buch-Geschenktip zum Adventskalender, Nr. 2

…sollte heute erscheinen, kann es aber nicht, weil ich nach mehreren Wochen außergewöhnlicher und ungeplanter dienstlicher Belastung einfach zu müde bin, um den Text heute noch zu schreiben. Daher wird er morgen im Laufe des Tages nachgeholt. 

So hieß es gestern, und heute (Sonntag) ist es soweit, abends erst, natürlich. 😉

War das Buch über die Lateinischen Psalmen unzweifelhaft das “katholischste” der Bücher, die ich Ihnen in diesem Advent ans Herz legen möchte, so ist das heutige vor der Hand nicht einmal besonders christlich. Obwohl…

Es handelt sich um die Biographie, die R. Safranski 2019 zum 250. Geburtstag (1770 – 1843) von Friedrich Hölderlin herausgebracht hat:

Rüdiger Safranski, Hölderlin
Komm! ins Offene, Freund! Biographie
Carl Hanser Verlag, München 2019
ISBN 9783446264083
Gebunden, 336 Seiten, 28,00 EUR

So sieht es aus:

R. Safranski, Hölderlin (eigenes Bild)

Warum es lohnt, sich mit Hölderlin zu beschäftigen, muß ich, glaube ich, niemandem erklären, der auf die Idee kommt, einen Adventskalender, der aus einer Ansammlung von Gedichten besteht, zu lesen. Aus der Reihe seiner Dichterkolleginnen und -kollegen aus jener reichen Umbruchszeit zur Wende des 18ten zum 19ten Jahrhundert, ragt er mit seinem ganz eigenen Ton heraus – und mit seinem besonderen Schicksal, hat er doch die zweite Hälfte seines Lebens, sechsunddreißig Jahre (!) nach 1806 in einer, wie auch immer näher zu fassenden, Form der geistigen (oder soll man sagen, ‘seelischen’?) Umnachtung zugebracht, ab dem Jahr 1807 im berühmt gewordenen “Turm” des Schreinermeisters Zimmer in Tübingen (bzw. später dessen Tochter). 

Und wenn man sich auch großer Dichtung nicht notwendig besser naht, in dem man über die Lebensumstände dessen, der sie hervorgebracht hat, Bescheid weiß, so entsteht doch auch sie nicht in einem Vakuum, kann, partiell!, von ihrem Umfeld her beleuchtet werden, wie sie, vor allem, umgekehrt ihre Zeit häufig erst ins “rechte Licht” rückt. 

Freilich, wie das “Licht” beschaffen ist, mit dem der “Scheinwerfer Hölderlin” leuchtet, das ist eine Frage, mit der ich auch nach der Lektüre dieser Biographie keineswegs fertig bin. Aber ich weiß nun noch mehr, daß ich es besser verstehen möchte! 

Safranskis, wie bei diesem Autor gewohnt, flüssig und gut lesbar geschriebenes Buch enthüllte für den Leser aus Thüringen zunächst die unerwartet große Nähe seines Gegenstands zu diesem Landstrich, das zeitweise enge Verhältnis zu Schiller, die Aufenthalte in Jena und die Zeit als „Hofmeister“ (Hauslehrer) in dem zwar heute bayerischen (und nicht etwa gothaischen) Waltershausen in der Rhön. 

Safranski geht den von allerlei Raunen umgebenen und tatsächlich ja auch immer wieder überraschenden Lebensumständen und -wendungen in angenehm nüchterner Art und Weise nach, geheimnist von sich aus nichts hinein, verschweigt aber auch nicht die diversen Deutungsansätze, die es, seit die Beschäftigung mit Hölderlin im 20. Jahrhundert recht in Gang kam, gegeben hat.

Daß er dabei den (welt-) politischen Umständen ebenso Rechnung trägt, wie er immer wieder versucht, die philosophischen Strömungen der Zeit, an denen Hölderlin so regen Anteil nahm, ja, die ihm vermutlich existenziell wichtig waren, in ihrer Wirkung auf seinen Gegenstand zu berücksichtigen, hätte man vom Verfasser des von mir sehr geschätzten Buchs über die Romantik (“Romantik. Eine deutsche Affäre”, 2007) nicht anders erwartet. 

Dennoch, gerade hier fehlt mir auch etwas. Zum Beispiel finde ich, die Wirkung der Kantischen Philosophie, die der noch werdende Dichter in der Zeit seines Studiums, des evangelischen Theologie-Studiums mit dem eigentlich verpflichtenden Berufsziel „Pfarrer“!, erlebte (erlitt?), wird nicht so deutlich, wie ich mir das gewünscht hätte. Aber ob das an mangelnder Präzision Safranskis liegt, oder einfach daran, daß er hierzu schlicht nicht zu einer eindeutigen Meinung gelangt ist, halte ich mit ein wenig Abstand für offen.
Hier gilt es wohl ebenso selber weiterzudenken und zu folgern, wie in Bezug auf das Verhältnis Hölderlins zur sich entwickelnden (Früh-) Romantik. 

Warum, so fragt sich der katholische Leser und Freund der Dichtung, hat Hölderlin, dieser wohl sehnsuchtsvollste und erhabenste Sänger des Göttlichen in seiner Zeit, nicht das Kernanliegen der Romantiker ergreifen können, die ‘Rückverzauberung der Welt’?
Warum mußte er “verrückt” werden und konnte nicht, wie so viele der besten Köpfe der Romantik, den Weg zur Kirche, den Weg nach Rom finden? 

Wer sich dergleichen Gedanken auch machen will, dem kann ich die Biographie von Safranski jedenfalls ehrlich empfehlen und anhand des folgenden Videos können wir Hölderlins gedenken; Hyperions Schicksalslied: 

Gereon Lamers

Der #KatholischeDichtungamDonnerstag-Adventskalender, Tag 10

Du senkst voll Liebe Deinen Blick in meinen und neigst Dein Ohr zu meinen leisen Worten und füllst mit Frieden tief das Herz.
Doch Deine Liebe findet kein Genügen in diesem Austausch, der noch Trennung lässt: Dein Herz verlangt nach mehr.
Du kommst als Frühmahl zu mir jeden Morgen, Dein Fleisch und Blut wird mir zu Trank und Speise, und Wunderbares wird gewirkt.
Dein Leib durchdringt geheimnisvoll den meinen, und Deine Seele eint sich mit der meinen: Ich bin nicht mehr, was einst ich war.
Du kommst und gehst, doch bleibt zurück die Saat, die Du gesät zu künft’ger Herrlichkeit, verborgen in dem Leib von Staub.
Es bleibt ein Glanz des Himmels in der Seele, es bleibt ein tiefes Leuchten in den Augen, ein Schweben in der Stimme Klang.
Es bleibt das Band, das Herz mit Herz verbindet, der Lebensstrom, der aus dem Deinen quillt und jedes Glied belebt.
Wie wunderbar sind Deiner Liebe Wunder, wir staunen nur und stammeln und verstummen, weil Geist und Wort versagt.

Hl. Edith Stein, Gebet vor dem Tabernakel

Getwittert von Sabine, @Sabine44509768 am 8. 7.2021

Der Buch-Geschenktip zum Adventskalender, Nr. 2

…sollte heute erscheinen, kann es aber nicht, weil ich nach mehreren Wochen außergewöhnlicher und ungeplanter dienstlicher Belastung einfach zu müde bin, um den Text heute noch zu schreiben. Daher wird er morgen im Laufe des Tages nachgeholt. 

Wer möchte, kann sich anhand des folgenden Videos schon mal Gedanken machen, in welche Richtung es gehen könnte. KONNTE, denn inzwischen ist der Text, am Sonntag, erschienen und dort ist das Video erneut eingebettet. 🙂 

 

Gereon Lamers

Der #KatholischeDichtungamDonnerstag-Adventskalender, Tag 9

Du allein suchtest meine Seele!
Wer will das Recht deiner Treue schmälern?

Meine Seele war wie ein Kind,
das man im Verborgnen aussetzt.
Sie war eine Waise an allen Tischen des Lebens
und eine Witwe im Arme des Geliebten.

Meine Brüder haben sie verachtet, und meine Schwestern haben ihr fremd getan.
Die Klugen der Welt haben sie verraten. Wenn sie dürstete, gaben sie ihr Vergängnis,
und wenn sie sich ängstigte, sprachen sie: du bist ja gar nicht!

Sie haben sie zu meinem Herzen geschickt,
als wäre sie ein Tropfen seines Blutes.
Sie haben sie zu meinem Verstand geschickt,
als wäre sie ein Gedanke.

Sie war wie ein Wild in den Wäldern dunkler Triebe
und wie ein gescheuchter Vogel im toten All.
Sie war wie eine, die lebenslang stirbt.

Du aber hast für sie gebetet, das hat sie errettet.
Du hast für sie geopfert, davon hat sie gezehrt.
Du hast sie wie ein Kleinod beweint,
darum jauchzt sie deinen Namen.

Du hast sie wie eine Königin erhoben,
darum liegt sie dir zu Füßen.
Wer will das Recht deiner Treue schmälern?

Gertrud v. LeFort, Heimweg zur Kirche VIII

Getwittert von Gereon Lamers, @GGLamers am 26.8. 2021

Der #KatholischeDichtungamDonnerstag-Adventskalender, Tag 8

Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
Doch keins von allen kann dich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt.

Ich weiß nur, daß der Welt Getümmel
Seitdem mir wie ein Traum verweht,
Und ein unnennbar süßer Himmel
Mir ewig im Gemüthe steht.

Novalis (Fr. v. Hardenberg), Geistliche Lieder

Getwittert von Herr Rasmus, @herr_rasmus, am 8.4.2021
Mit der Bemerkung: Heute Novalis: Nicht unbedingt ein katholischer Dichter, aber sein Mariengedicht kann kaum katholischer sein.