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Look up and…

…think of Mary! (3)

Mondsichel über Weimar, 15. März 2021 (eigenes Bild)

Das wird der erste Frühlingsvollmond, was da heute abend, jedenfalls über Weimar, so schön, so erhaben und so tröstlich im Westen stand und wer dächte nicht an die Muttergottes und an das Fest in ihrem Namen, das wir auch in diesem Jahr, erneut trotz allem, begehen werden?
Am 25. März werden wir hier auf PuLa dazu einen Text haben! (Deo volente) 

Den treuen PuLa-Lesern mag dieser kurze Abschnitt bekannt vorkommen, sehr zurecht, denn das erste “Look up and think of Mary” haben wir vor fast 6 Jahren, am 22. März 2015 fast textgleich gepostet und sahen, abgesehen von der Datumskorrektur heute keinen Anlaß zu großer Veränderung, ebensowenig, wie im vergangenen Jahr.

Und auch heute ist es uns ein Vergnügen, mit dem folgenden Bild erneut an unsere Freunde in Oschersleben zu denken, wo Hw. Pfarrer Sperling den Zumutungen der “Corona-Maßnahmen” wohl so tapfer trotzt, wie es irgendwie möglich und verantwortbar ist!

Spätgotische Mondsichelmadonna (ca. 1480) in der Stiftskirche St. Pankratius in Hamersleben (Bild: Wikimedia Commons, Waldstein)

Wie freuen uns schon sehr auf unseren nächsten Besuch dort, denn es gibt kein “new normal”, sondern nur das “Normal”, das von der “Norm” kommt, in dem Fall von dem Göttlichen wie dem Naturgesetz, das da lautet. ‘Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei’ (Gen 2,18). 

Was es gibt, ist die unzerstörbare Freude an Gemeinschaft, ganz besonders an derjenigen im Glauben, und keine “Dritte Welle” oder dergleichen Machinationen werden sie uns nehmen!

Gereon Lamers

 

PS: Am 26. März gibt es übrigens auch einen festlichen Anlaß, aber welchen, das verraten wir heute noch nicht! 😎

Sketch des Monats: Die Vorbildfunktion

Zugleich Das rosa Gewand 12/ … n ? NEIN: Das rosa Gewand 12/12 !
Ein Sketch für sechs Frauen, zwei Kinder und coronamaßnahmenbedingt
maximal 24 Statisten beiderlei Geschlechts

Ach ja! Das liebe Geld! Sollen Pfarreien sich wirklich für zwei Feste im Jahr ein spezielles Gewand leisten? Ein rosanes Meßgewand nur für Gaudete und Laetare, die beiden Freudensonntage in der vorweihnachtslichen bzw. vorösterlichen Buß- und Fastenzeit? Also! Das muß doch jedem halbwegs wirtschaftlich denkenden Menschen völlig irre vorkommen! Das würde sich doch kein Privathaushalt leisten … so etwas irgendwann einmal eisern durchgezogen zu haben, das ist ja wohl mal wieder typisch Kirche!

Oder?

Wundersdorf, Oderbruch. Auf dem Platz vor der katholischen Pfarrkirche Maria Hilf! haben sich auffällig viele Damen in rosafarbener Kleidung versammelt. Sogar manche Herren haben rosane Anzüge an. Was um alles in der Welt ist da los? Kostümfest in der Gemeinde? Mitten in der Fastenzeit? Das sieht ja schon sehr speziell aus … ob diese illustre Versammlung uns womöglich sogar in der Beantwortung unserer Ausgangsfrage helfen kann: Silke und Edith, Helene, Hedwig und Ines, die noch ihre beiden gleich ministrierenden Jungs, Reimer und Wenzel, im Schlepptau hat? Ah! Da kommt ja auch gerade Hanna in ihrem magentafarbenen Wintermantel. Sie wird mit großem Hallo und Gejohle begrüßt. Hören wir doch mal, worüber die Frauen sich unterhalten.

Helene: Huuuu! Grüß dich, Hanna! Jaaaa – den Mantel kennt man ja!

Hanna (umarmt Helene und schaut dann in die Runde): Grüß euch! Ihr seht ja alle toll aus!

Ines: Ich muß auch sagen! Edith – wow! Mutige Farben, das Kleid mit dem Orange und dem Pink …

Edith: Danke! Ja – das hing jetzt bestimmt 20 Jahre im Schrank.

Silke (nickt): Das war in den Nuller Jahren Mode, diese Kombination … Ich kann mich noch erinnern. Meine Schwester hatte ein ganz ähnliches.

Edith: Eben! Und wenn die Saison dann durch ist, kann man sowas ja kaum noch tragen!

Hedwig: Silke, Dich hab ich aber auch noch nie in diesem rosafarbenen Kleid gesehen. Und wie lange kennen wir uns jetzt schon? Fünfunddreißig Jahre?

Silke: Ach! Das habe ich mir vor Jahren mal zu Silvester machen lassen – da hatten wir Karten für das Silvesterkonzert in der Deutschen Oper ergattert, Bernd und ich … aber die Farbe sieht man sich dann doch schnell über. Ich hatte das dann nur noch ganz selten an.

Helene: Aber alles herrliche Kleider und Kombinationen! (Sie schaut die andern Frauen an.)

Hanna: Hedwig, warum trägst du dieses Kostüm nicht viel öfter? Steht dir gut!

Hedwig: Danke! Najaaa … ich war ein bißchen unsicher – die Farbe war ja mal zu meinen dunklen Haaren ausgesucht – und jetzt …

Hanna, Edith und Helene (durcheinander): Ach! Das steht dir hervorragend! – Das paßt auch jetzt zu den helleren Haaren! – Überhaupt kein Problem mit dem Grau! Sieht schick aus!

Hedwig: Aber sagt mal – wo haben denn die Herren um alles in der Welt ihre rosafarbenen Anzüge her?

Edith (lacht): Teresa hat Kontakt zu den Jungs, die jedes Jahr den CSD organisieren. Da hat sich was passendes gefunden …

Silke: Den was organisieren?

Edith: Ach! Nicht so wichtig! Die Anzüge sind jedenfalls nur ausgeliehen.

Hanna (zeigt in die Runde): Wie habt ihr das eigentlich hinbekommen, so einheitlich?

Ines (lacht): Silke hat zum frühestmöglichen Zeitpunkt alle verfügbaren 30 Plätze für die Messe reserviert und die Familien einzeln durchtelefoniert. 

Silke (lacht auch): Genau! Man weiß ja, wer so zur Messe kommt. Tja – und da habe ich jeder Einzelnen das Konzept erläutert.

Reimer: Und was ist das Konzept?

Silke: Na, heute ist doch Laetare.

Reimer: Ja. Und?

Hanna: Und weil die Priester sich bei uns so schwer tun mit den rosa Meßgewändern …

Edith: … sprich: die Pfarrei besitzt nicht eines …

Hanna: … genau – da haben wir uns gedacht, wir nutzen die Vorbildfunktion des Kirchenvolks.

Wenzel (unsicher): Wie … Vorbildfunktion des Kirchenvolks?

Helene: Na, guck mal! Wenn sich die Kirche schon immer mehr nach den Menschen richtet, nach ihrem ethisch-moralischen Empfinden und so weiter … 

Silke: … da dachten wir, wir könnten vielleicht einmal in Richtung rosa Meßgewand die Vorbildfunktion der Gemeinde gegenüber der Amtskirche zum Tragen bringen.

Hedwig: Arbeitstitel der Aktion: „Magenta Zwei Punkt Null“.

Ines: Und da jede Frau irgendein rosafarbenes Kleidungsstück im Schrank hat …

Edith: … wenn manche es auch praktisch nie tragen …

Hedwig: … haben wir alle angestiftet, diese seltenen Schätzchen für das heutige Hochamt hervorzuholen. Der Pfarrer wird heute eine fast komplett rosane Gemeinde vor sich haben! (Sie lacht.)

Reimer: Ich geh mich dann mal umziehen (er trollt sich in Richtung Sakristei).

Wenzel (geht seinem Bruder hinterher): Also ich find das ja Schwachsinn – für ein, zwei Feste im Jahr ein extra liturgisches Gewand …

Reimer: Sag mal … hast du grade nicht zugehört? Das ist ganz normal!

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf: koordiniert und voller Einfallsreichtum! Bloß gut, daß wir in Weimar …

… AN DIESEM WOCHENENDE EIN ROSA MESSGEWAND HAAABEN !!!

Ja, liebe Leserinnen und Leser, Sie haben richtig verstanden. Zwar nur als Leihgabe, aber Pfarrer Riethmüller zelebrierte gestern bereits die Vorabendmesse in einem aus Erfurt via Weihbischof ausgeliehenen rosafarbenen Meßgewand. Und Pfarrer Gothe wird es ihm heute im Hochamt für Familien gleich getan haben. Da holen wir doch gern die guten alten Timoticons einmal wieder hervor:

 

Jetzt wundert mich nicht mehr, daß unsere Gemeindereferentin schon vor über einer Woche in ihrem privaten WhatsApp-Status mit den Worten „Freut euch, es ist rosa!“ zur heutigen Messe eingeladen hat. Diesmal ist es wirklich rosa. Und wir freuen uns!

Nach dem Schlußsegen: Pfarrer Riethmüller in einem rosa Meßgewand mit schlichter, aber schöner Schauseite am Vorabend von Laetare in Herz Jesu Weimar am 13. März 2021 (eigenes Bild)

„In manchen alten Schränken“ fände sich so etwas ja noch, sagte Pfarrer Riethmüller mir nach der Messe in der Sakristei. Ja, genau. Einen wunderschönen Artikel zum Ende des „liturgischen Minimalismus des 20. Jahrhunderts“ finden Sie hier (herzlichen Dank an den, der den Artikel gefunden und uns den Link übersandt hat 🙂 ). In diesem Sinne hoffen wir auf eine Anschaffung oder zumindest eine Dauerleihgabe aus Erfurt und sind gespannt auf den nächsten Advent!

 

 

Cornelie Becker-Lamers

Zigeuner, weise.

Chöre beginnen wieder zu proben. Nicht alle. Aber manche. Und nicht wirklich, sondern virtuell. Aber man will auf jeden Fall irgendwie vorbereitet sein, wenn nach dem Endsieg – äääh … Entschuldigung: nach dem Sieg über das jahrmillionenalte Coronavirus plötzlich wieder Bühnen für Konzerte offenstehen. Wann das sein wird, ist allerdings völlig unvorhersehbar.

Und so sitzen denn überall in Weimar und anderswo Menschen vor ihren Computern im heimischen Arbeits- oder Wohnzimmer und singen allein zur Klavier-Korrepetition aus den Lautsprechern ihren Part eines Chorsatzes, so gut es eben geht. Immerhin lernt man das eine oder andere neue Lied auf diese Weise kennen.

Für mich war es in der letzten Probe am vergangenen Dienstag eines der „Zigeunerlieder“, die Johannes Brahms 1887/88 nach Texten ungarischer Volkslieder vertont und unter der Opuszahl 103 publiziert hat. Im sechsten Lied des Zyklus wiederholt der Chor im Wechsel mit einem solistisch zu besetzenden Tenor: „Röslein dreie in der Reihe blühn so rot,/ daß der Bursch zum Mädel geht, ist kein Verbot!“

Ein zugegebenermaßen banaler Text mit alteingeführter und an dieser Stelle wenig durchdachter Blumen- und Farbsymbolik, der im 19. Jahrhundert sicherlich auch als Aufbegehren gegen christliche Sexualmoral verstanden wurde. Vor dem Hintergrund des vergangenen Jahres lassen die Zeilen allerdings aufhorchen, wird doch jede konservative Sittenlehre aktuell von den „Coronaschutzmaßnahmen“ gewissermaßen auf dem Standstreifen überholt. Unsere Lokalzeitung (die TLZ) mit Datum vom 3. März 2021 zeigt auf Seite 8 ein Schaubild, das das „Corona-Ansteckungsrisiko“ gemäß „Einschätzung von mehr als 500 Epidemiologen und Experten aus dem Gesundheitsbereich“ mit verschiedenen Aktivitäten verknüpft. „Umarmung oder Hände schütteln“ und „mit einem Bekannten ausgehen“ rangieren hier in der höchsten Gefahrengruppe, durch dunklere Einfärbung noch übertroffen von „Kirche“, bei der separat erläuternd auf das besondere Ansteckungsrisiko durch Singen hingewiesen wird. #ItsScience? Wie auch immer: Infolge dieser Einschätzung ist all das derzeit verboten.

Unsere ungehemmt entscheidungsfreudige Exekutive realisiert damit sozusagen ‚en passant‘, wovon der Sozialismus in diesem Land immer geträumt hat: Überholen ohne einzuholen. Denn während die katholische Sexualmoral mit ihren Empfehlungen, Forderungen und Geboten immerhin ein ganzes Konzept vom Menschen, der Einheit von Leib und Seele, der Wertigkeit des Körpers und der körperlichen Liebe und den Geschenken Gottes an jedes einzelne seiner Geschöpfe verbindet (sehr gut lesbar beispielsweise hier dargelegt), läßt die profane Politik der Verbote, Schließungen und Separierungen der Menschen erkennbar und zum Teil sogar eingestandenermaßen jegliches weitsichtige Konzept vermissen. Zur Zeit ist alles verboten, weil es halt verboten ist und einem nichts besseres einfällt. Wo die Politik sich dennoch einmal zu Erläuterungen ihrer Maßnahmen herabläßt, ist es, als wolle man voreheliche Intimitäten verbieten mit Hinweis darauf, daß der Storch die Kinder bringt: Die Erklärung paßt regelmäßig nicht zum Verbot. Es ist schon eigentümlich.

Storchenpaar im Nest auf St. Petri in Wörlitz (eigenes Bild aus dem Mai 2012)

Da es gebildeten, vernunftbegabten und das Selberdenken gewohnten Menschen aber schwer fällt, über Monate einem solchen Affenzirkus zuzusehen, ohne einen tieferen Sinn dahinter zu vermuten, fragen sich viele Leute derzeit, worüber wir alle eigentlich aktuell bewußt nicht aufgeklärt werden.

Ach ja: Machen sich über all das eigentlich dieselben Meinungsmacher lustig, die regelmäßig gegen die katholische Kirche zu Felde ziehen? Eigentümlicherweise eben gerade nicht. Lassen wir uns also um alles in der Welt nicht unseren Kultus verbieten, denn – um zwei Verse aus Brahms‘ Lied an dieser Stelle umzuwidmen – „Lieber Gott, wenn das verboten wär,/ ständ die schöne weite Welt schon längst nicht mehr.“

Jetzt hören wir aber zum Abschluß noch ein bißchen Brahms im Zusammenhang, „Zigeunerlieder“ op. 103 Nr. 6 mit den BBC Singers unter der Leitung von Stefan Parkman. Enjoy 🙂

 

Cornelie Becker-Lamers

 

PS: Bevor jemand angesichts der Verwendung des Begriffs „Endsieg“ zu hyperventilieren anfängt, er bezieht sich, vorwiegend jedenfalls, auf die närrischen Ideen der “NoCovid” Ideologinnen und Ideologen, die wir allerdings tatsächlich für nichts weniger als totalitär und gemeingefährlich halten – und für genauso unrealistisch wie das hier evozierte historische Beispiel!

Gereon Lamers

 

Neues aus der „ungläubigsten Region der Welt“

Ja, liebe Leserinnen, liebe Leser! Es gibt Momente, da kommt man aus dem Staunen so schnell nicht wieder ‘raus. Einen solchen erlebte ich, als ich heute bei schönstem Frühlingssonnenschein (der meteorologische Frühlingsbeginn eilt dem kalendarischen ja immer um drei Wochen voraus und liegt für dieses Jahr nun auch schon wieder hinter uns) die Schwanseestraße Richtung Innenstadt hinunterradelte und mir gegenüber vom Gaswerk ein Plakat ins Auge fiel:

Außenwerbung der Supermarktkette Kaufland, gesehen in der Weimarer Schwanseestraße stadteinwärts am 2. März 2021 (eigenes Bild)

„Das Schönste an Weihnachten: Essen“ steht da. Anfang März. Mitten in der Fastenzeit, die aufs Osterfest vorbereitet. Ich fiel vor Verblüffung fast vom Sattel und legte trotz eines gefährlichen Restes von Streugut auf dem abschüssigen Fahrradweg eine Vollbremsung hin. ‚Da hat jemand Weihnachten ja gehörig mißverstanden‘, dachte ich, ‚das Schönste an Weihnachten ist doch die Musik!‘

Spaß beiseite. Auch wenn unser Pfarrer zu Ende des Advent 2020 vor dem Hintergrund der bei jedem Kirchgang zu befürchtenden zwischenmenschlichen Begegnung die Meßfeiern reduzierte und verlauten ließ: „Die Gottesdienste mit Maske und ohne Gesang gerade zu Weihnachten haben ihre gewohnte Feierlichkeit längst verloren. Von daher ist dem Hausgebet, der persönlichen Andacht oder der digitalen Mitfeier vorerst der Vorrang zu geben“ (hier), wissen wir natürlich alle, daß selbst die Musik zum Weihnachtsfest all ihre Schönheit, ihren Glanz, ihre Feierlichkeit und ihr unermeßliches Potential zu emotionalem Aufruhr im Herzen der Menschen allein dem so unfaßbar viel größeren Geschenk Gottes verdankt. Passend zum aus der Zeit gefallenen Kaufland-Plakat darum ein Stück aus der Zeit gefallener Musik, vor vielen Jahren aufgenommen in der Stadtkirche St. Peter und Paul Weimar. Enjoy! 🙂

 

Cornelie Becker-Lamers

 

PS: Die Überschrift ist ein Zitat aus einem Artikel der WELT, der vor acht Jahren in unserem Freundeskreis für einige Furore sorgte.

 

Heute ist ein Frühlingstag

…der 14. Mai, um genau zu sein.
Wer jetzt meint, soo hoch seien die heute ja wahrhaftig frühlingshaften Temperaturen doch nun auch wieder nicht gewesen, daß sie einem zu Kopf steigen müßten, hat natürlich recht!

Aber wir haben heute, am 24. Februar, das Fest des Hl. Apostels Matthias gefeiert. Und dazu schreibt “katholisch.de” im sog. “Kalenderblatt”:

Die Liturgiereform verlegte den Gedenktag auf den 14. Mai, doch wegen seiner besonderen Bedeutung im deutschsprachigen Raum wird der Apostel hier weiterhin am 24. Februar gefeiert.

 Ich sehe mal großzügig darüber hinweg, daß katholisch.de hier von “Liturgiereform” spricht, wo doch offenkundig Kalenderreform gemeint sein muß, ist ja bloß das offizielle Portal der Katholischen Kirche in Deutschland. 😉
Jedenfalls haben sie “nach dem Konzil” nicht nur “in den Psalter eine Handgranate geworfen” (Pfr. Dr. J. Kreier), sondern eben auch in den römischen Festkalender…

Heute jedoch durften wir uns aufgrund des Festhaltens an einem ganz und gar “vorkonziliaren” Brauch 😯 daran erfreuen, in beiden Formen des Römischen Ritus den Feiertag gleichzeitig begehen zu können!
Und das hatte in diesem Jahr eine ganz besondere Bedeutung, denn “eigentlich” wäre ja heute Quatember-Mittwoch (nach Aschermittwoch) gewesen. Aber an einem Festtag eben nicht! Wie schön! 🙂 Wir hatten in Herz-Jesu-Weimar eine sehr schöne Abendmesse – so schön  jedenfalls, wie es unter den augenblicklichen Restriktionen eben werden kann, an deren Notwendigkeit und Angemessenheit der Zweifel täglich wächst – eine Abendmesse, sogar mit dem “Ersten Hochgebet” (bzw. wesentlichen Teilen davon 😉 )!

Vorher hatte aber das glückliche Zusammentreffen dafür gesorgt, daß ich mir mal die heutigen Meßformulare in der neuen und der alten Form angeschaut habe. 

Sie wissen ja, die Verteidiger des novus ordo heben immer wieder ganz besonders die neue dreijährige Leseordnung hervor, die “den Tisch des Wortes” so viel “reicher gedeckt” habe. Nun, rein quantitativ “mehr” an biblischen Texten ist es natürlich geworden, wenn man pro Sonntag eine Lesung zusätzlich einfügt (wobei wir alle wissen, tatsächlich zu hören kriegen Sie die ja keineswegs immer!) und von einem ein- auf einen dreijährigen Zyklus wechselt, ist das ja auch unvermeidlich.
Dem halten die Verfechter des vetus ordo u.a. entgegen, dafür habe die neue Leseordnung wichtige Texte ganz oder de facto (z.B. durch Verschiebung an “seltene Orte” wie Votivmessen o.ä.) getilgt, der jährliche Rhythmus sorge für eine höhere Wiedererkennbarkeit der Tage und vor allem unter Berücksichtigung der von der Schola gesungenen Texte sei insgesamt die Stimmigkeit der in einem Gottesdienst zu hörenden Texte eher höher.

Schauen wir uns doch die heutigen Texte einmal daraufhin an.

Volksmissale („Ramm“), 24. Februar (eigenes Bild)

Da ist zunächst einmal festzuhalten, da es sich um eine “Werktagsmesse” handelt, gibt es auch im novus ordo nur eine Lesung.

Die Evangelien sind verschieden. Wo der vetus ordo Mt 11,25-30 hat (‚Weisen und Klugen verborgen-Kleinen geoffenbart‘ und ’nehmt mein Joch auf euch und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen‘), liest der novus ordo Joh 15, 9-17 (’nenne euch Freunde, ich habe euch erwählt, daß ihr Frucht bringt und liebt einander‘).

Hingegen stimmt natürlich der Text, aus dem wir überhaupt über Matthias und sein Apostelamt erfahren, aus dem ersten Kapitel der Apostelgeschichte überein.
Also, weitgehend!
Denn der vetus ordo liest schlicht Apg 1,15-26, wohingegen die neue Form Auslassungen vornimmt, sie liest Apg 1, 15-17.20ac-26, also – weniger!

Und was wird dort ausgelassen? 

In Vers 18 zunächst die drastische Schilderung des Schicksals des Judas: 

Mit dem Lohn für seine Untat kaufte er sich ein Grundstück. Dann aber stürzte er vornüber zu Boden, sein Leib barst auseinander und alle seine Eingeweide quollen hervor. 

Dann den Vers 19:

Das wurde allen Einwohnern von Jerusalem bekannt; deshalb nannten sie jenes Grundstück in ihrer Sprache Hakeldamach, das heißt Blutacker. 

Und schließlich fehlt in Vers 20 der Mittelteil (Satz b): [Denn es steht im Buch der Psalmen:] Sein Gehöft soll veröden, niemand soll darin wohnen! [und: Sein Amt soll ein anderer erhalten!]

Was soll man davon halten? Leider passen die Streichungen in Vers 18 und 20 genau zu dem, was der neuen Leseordnung immer wieder vorgehalten wird: Nämlich sie “erspare” uns absichtsvoll “unschöne Stellen”. In der Tat wirkt das hier genau so und auch ich finde es völlig unverständlich, warum erwachsene Menschen das nicht hören sollten; jeder Kontakt mit der Sphäre des Göttlichen ist kein “Kaffeekränzchen” und die Geschehnisse rund um Jesu Auslieferung und anschließende Kreuzigung schon gar nicht!
Daß der Psalmtext damit in seiner prophetischen Wucht und Präzision (Bezug auf das “Grundstück”, bzw. “Gehöft”!) verkürzt und banalisiert wird, kommt hinzu, ist aber noch nicht das schlimmste.

Das ist die Auslassung von Vers 19. Hier geht es ja gewissermaßen um eine Art Zeugenschaft ganz vieler, nämlich “aller Einwohner von Jerusalem” in Bezug auf die Ereignisse rund um die Kreuzigung Jesu. In dem dieser Vers ausgelassen wird, konzentriert sich die Erzählung an dieser Stelle auf die viel kleinere Gruppe der frühen Christen und das dortige Binnengeschehen. Diese Auslassung konterkariert die ganze Tendenz der Hl. Schrift an dieser Stelle, die eben auf die breite, quasi objektive Bekanntheit der Geschehnisse ausdrücklich Wert legt, um das Bezeugtsein des erzählten zu unterstreichen. 

Ich finde, das sieht an dieser kleinen, bei näherem Hinsehen aber eben überhaupt nicht nebensächlichen, Stelle gar nicht gut aus für die neue Leseordnung, die mit ihrer kaum verständlichen “Vorsicht” am eigenen Anspruch scheitert, den Hörenden den biblischen Text näher zu bringen!

Daher, so scheint mir, sind auch Überlegungen, die gelegentlich auftauchen, “Alte Messe” mit neuer Leseordnung (und neuem Kalender…) zu “verheiraten” von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Es wird hier, wie an so vielen Stellen nicht ausbleiben können, daß wir uns mit dem, was da vor rund 50 Jahren passiert ist, wirklich offen auseinandersetzen.
Mit Denkverboten nach dem Motto: “neuer = besser” werden wir keinen Schritt vorankommen.

Gereon Lamers

Sketch des Monats: Das Aschekreuz

Ein Sketch für drei Erwachsene und drei Jugendliche

 

Wundersdorf, Oderbruch, in der Pfarrkirche Maria Hilf! Aschermittwoch anno 2021. Teresa betritt die Sakristei, weil sie zum Ministrieren eingeteilt ist. Zur Zeit ist das ja für Schülerinnen und Schüler auch in den Vormittagsstunden der Wochentage problemlos möglich … Pfarrer und Küsterin sind mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt und Freddy und Jonas, zwei andere Ministranten, unterhalten sich, während sie in ihre Gewänder schlüpfen, lebhaft – offenbar über irgendeinen Film.

Teresa: Guten Morgen! (Sie stapft auf der Fußmatte den letzten Schnee von ihren Stiefeln und schließt die Tür hinter sich.)

Der Pfarrer (fröhlich und aufmunternd): Guten Morgen, Teresa!

Teresa (pellt sich aus Schal und Mütze und knöpft ihren Wintermantel auf, zu Freddy und Jonas): Hey!

Freddy: Die wohnen erst in der Sloughi, aber Doniphan entdeckt dann eine Höhle.

Teresa: Worum geht’s?

Jonas: Hey, Teresa! Freddy hat eine alte Serie ausfindig gemacht.

Freddy: „Zwei Jahre Ferien

Teresa (stöhnt): Na – das paßt ja! – Kenn ich glaub ich: Da landen doch so‘n paar Jungs auf einer einsamen Insel?

Freddy: Genau! Bis sie von einem Schiff wieder mit nach Hause genommen werden.

Teresa (zitiert): Ein Schiff mit acht Segeln … hoffen wir mal, daß hier nicht auch irgendwann ein Schiff ankommt … mit fünfzig Kanonen … (Sie holt sich ein Gewand aus dem Schrank.)

Jonas: Warum?

Teresa (beginnt, sich das Gewand überzustülpen): Meine Mom sagt, die Stimmung in der Bevölkerung ist echt nicht mehr gut … wegen der Coronamaßnahmen … (während sie das Gewand zurechtzupft, läßt sie ihren Blick durch den Raum gleiten).

Freddy: Frag mal meinen Papa! Wir haben ein Restaurant …

Teresa (stutzt plötzlich): Sag mal … das sieht doch aus wie  (sie geht auf den Tisch zu, auf dem verschiedene Gerätschaften aufgebaut sind und untersucht einen Puderzuckerzerstäuber, der sich irgendwie in die Sakristei verirrt zu haben scheint) … das ist doch … Herr Pfarrer?!

Der Pfarrer: Ja?!

Teresa: Das hier (sie hebt das Gerät in die Höhe) sieht verdammt aus wie unser Puderzuckerzerstäuber …

Der Pfarrer (schaut flüchtig hin): Ach so. Ja klar!

Teresa: Den hätte ich gestern gebraucht, um unsere Fastnachtskrapfen zu bestreuen! (Sie stemmt eine Faust in die Hüfte, schlenkert in der andern das Küchengerät hin und her und blickt den Pfarrer streng an.)

Das Pfarrer: Ach – das tut mir Leid! Ja – du kannst ihn nach der Messe wieder mitnehmen.

Teresa (maulig): In der Fastenzeit werd ich ihn kaum brauchen! Wie kommt er überhaupt hier her?

Der Pfarrer: Den hat glaub ich deine Mutter gebracht. Es geht doch darum, wie wir dieses Jahr ohne Berührung das Aschekreuz austeilen.

Freddy: Stimmt! Es hieß ja erst, vielleicht ginge auch das online …

Jonas prustet los.

Der Pfarrer: Genau! Aber online geht es nicht.

Teresa: Und was hat mein Puderzuckerzerstäuber damit zu tun?

(In diesem Moment fliegt die Sakristeitür auf und Silke kommt hereingestürmt.)

Silke: Guten Morgen allerseits! Entschuldigt, daß ich so spät komme – hier, Herr Pfarrer, die Schablone.

(Sie zieht aus ihrer Handtasche ein etwa 20×20 cm großes Quadrat aus stabiler Pappe und hält es triumphierend in die Höhe. In der Mitte der Pappe ist ein etwa 10×10 cm großes Kreuz mit gut 2 cm starken Balken ausgestanzt. Als Haltegriff ist ein halber Kleiderbügel daran befestigt, wie bei einer Patene.)

Der Pfarrer (begeistert): Aaah! Frau Manger! Da sind Sie ja! Ich hatte schon Sorge, ich müßte den Gläubigen die Asche so ungeordnet aufs Haupt streuen! (Er nimmt die Kreuzschablone in die Hand, dreht und wendet sie und betrachtet sie wohlgefällig.) Jaaa! Und mit dem Haltegriff! Großartig! Da kann ich die Asche, die drüber raus geht, immer gleich wieder in das Gefäß zurückfüllen.

Freddy (konsterniert): Wie?! Sie wollen den Leuten ein Kreuz auf den Kopf streuen?

Silke: Natürlich! Kennst du das nicht? Wenn die Mutti den Kuchen mit Puderzucker-Herzen verziert? Dann hat sie auch so eine Schablone!

Der Pfarrer (zu Teresa) So, Teresa, jetzt gib mir bitte deinen schönen Puderzuckerzerstäuber (Teresa reicht ihn etwas unwillig hinüber und der Pfarrer probiert den Bewegungsablauf mit Schablone und Zerstäuber über ihrem Kopf. Dann übergibt er beide Gerätschaften der Küsterin): So, Frau Falkner, wenn Sie das jetzt bitte schon in den Altarraum bringen.

(Frau Falkner stiefelt mit den beiden Dingen in den Kirchenraum.)

Jonas: Da sind ja dieses Jahr graue Haare eine richtige Tarnfarbe für die Asche!

Freddy: Klar! Die Alten sind mal wieder im Vorteil!

(Alle lachen.)

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf! Bloß gut, daß in Weimar die Vorsichtsmaßnahmen nicht gar so übertrieben werden. Zur Idee mit der Schablone vgl. übrigens auch hier.

 

Maria von Nazareth

Daß Maria aus Nazareth stammt und folglich dort auch die Verkündigung stattgefunden hat, wissen alle, die sich schon einmal mit dem Phänomen der Santa Casa in Loreto auseinandergesetzt haben – mit jenem Haus an der italienischen Adria also, das nach seinem Engelstransport im 13. Jahrhundert einen freien Platz vor der Verkündigungsgrotte in Nazareth hinterlassen hat. Gereon hat hier auf PuLa vor genau vier Jahren darüber geschrieben und die entsprechenden Links und Literaturhinweise (Hesemann) dort bereits gegeben.

Aus den Evangelientexten allein wird der ursprüngliche Wohnort Mariens gar nicht so übereinstimmend deutlich. Sicher: Es widerspricht auch keiner der Texte – aber ausdrücklich nennen tut ihn nur Lukas. Dabei fällt auf, daß die Frage der Herkunft Mariens ganz eng mit der Erzählung von Jesu Darstellung im Tempel verknüpft ist. Das Matthäusevangelium gibt mit seinem Bericht von der Flucht nach Ägypten geradezu eine Alternativerzählung hierzu ab.

Ich stelle immer wieder fest, daß dies den wenigsten meiner Gesprächspartner, wenn denn einmal die Sprache darauf kommt, präsent ist. Deshalb möchte ich es heute einmal in Erinnerung rufen.

Bekanntlich schildern nur zwei der vier Evangelisten Vorgänge rund um die Geburt Jesu: Matthäus und Lukas. Die beiden andern beginnen ihren Bericht mit dem Wirken zunächst Johannes des Täufers und dann bald Christi. Matthäus und Lukas scheinen dabei aus zwei konträren Blickwinkeln zu schildern.

Beginnen wir mit Matthäus. Hier ist auffällig, daß der Bericht sich ganz auf übersinnliche Botschaften stützt, die im Verlauf der Handlung an träumende Männer ergehen: Josef träumt, daß das Kind, das Maria erwartet, vom Heiligen Geist ist und er daher weiterhin zu ihr halten soll (Mt 1,20). Dieser Traum setzt – folgt man Josef Ratzingers Jesus-Trilogie – die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Leben Jesu. Ab dem Traum der Magier aber werden die Träume für den Fortgang der Erzählung selber handlungsleitend. Die Heiligen Drei Könige träumen ja, daß sie Herodes nicht in ihr Wissen um den Geburtsort Jesu einweihen sollen (Mt 2,12). Als Herodes daraufhin alle bethlehemitischen Kinder unter drei Jahren abzuschlachten befiehlt, träumt wieder Josef, daß er mit seiner Familie fliehen soll (Mt 2,13). Hier wird die nächste Botschaft des Engels, die Aufforderung zur Rückkehr, wenn die Gefahr vorüber ist, sogar im Traum bereits angekündigt. Sie erfolgt denn auch (Mt 2,19f) und weisungsgemäß begeben sich Maria und Josef mit dem Kind nach Israel. Doch Josef fürchtet sich, als er von der Regentschaft des Archelaus, des grausamsten der Söhne des Herodes, erfährt. Ein erneuter Traum läßt ihn den Weg nach Galiläa suchen. „Er kam in eine Stadt namens Nazaret und nahm dort Wohnung. So sollte sich das Wort der Propheten erfüllen: Er wird Nazoräer genannt werden.“ (Mt 2,23)

Es wird hier weder bestätigt noch bestritten, daß das Paar oder eine/r von beiden schon einmal in Nazareth gelebt hätte. „Kam in eine Stadt namens Nazareth“ fremdelt allerdings schon sehr. Und so entsteht der Eindruck, als kehrten Josef und Maria bei Matthäus keineswegs nach Hause zurück, als sie aus Ägypten kommen. Vielmehr nehmen sie überhaupt nur deshalb in Galiläa Wohnung, weil sie sich in Israel nicht sicher fühlen.

Anders verhält es sich im Bericht des Evangelisten Lukas. Der Anfang des Lukasevangeliums liest sich wie eine Alternativerzählung zur Schilderung des Matthäus; eine Alternativerzählung aus weiblicher Perspektive. Die Engelserscheinung im Tempel, mit welcher das Evangelium beginnt, führt zum monatelangen Verstummen des Zachrias (Lk 1,20). Anders bei Maria, der Gabriel ein halbes Jahr später erscheint. Er trifft die Jungfrau in einer „Stadt in Galiläa namens Nazaret“ an (Lk 1,26) und unterhält sich einige Zeit mit ihr. Nach der Verkündigung und Marias Einwilligung begibt das Mädchen sich dem Hinweis des Engels folgend zu Elisabet, ihrer Verwandten aus dem Priestergeschlecht, die ebenfalls auf wunderbare Weise schwanger ist („Denn für Gott ist nichts unmöglich“ Lk 1,37) und ihr vielleicht helfen kann, zu verstehen, was gerade geschieht. In der Tat bricht ihr Gotteslob denn auch aus Maria heraus, als das Kind im Leib der Verwandten vor Freude springt und Elisabet Maria gesegnet und sie als „Mutter meines Herrn“ angeredet hat (Lk 1,43f).

Nach der Niederkunft in Betlehem erfahren wir über die Darstellung Jesu im Tempel und lesen: „Nachdem sie [Maria und Josef] alles nach dem Gesetz des Herrn erfüllt hatten, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück.“ (Lk 2,39, Hervorhebung von mir).

Nicht „eine Stadt“ – „ihre Stadt“. Nur bei Lukas also kommt Maria zuverlässig aus Nazareth, erlebt dort die Verkündigung, empfängt ihr Kind und kehrt – ausdrücklich ohne Umweg über Ägypten – sechs Wochen nach ihrer Niederkunft nach Nazareth zurück. Mehr als eine „Pilgerfahrt im Geiste“ aber können wir heute in Loreto erleben – im Sanctuarium, der Basilika vom Heiligen Haus, die das einstige Wohnhaus Mariens, den Ort der Verkündigung, auf wunderbare Weise birgt.

Loreto, Basilika vom Heiligen Haus; Außenansicht der Sakristei von Melozzo, d.h. der südwestlichen der vier Sakristeien, die im baulichen Verbund mit den zwölf Kapellen des Chorraumes die Santa Casa wie eine Rosette umgeben (eigenes Bild April 2019)

 

Cornelie Becker-Lamers

Mariä Lichtmess

Weimar, 2.2.21, 21.32 Uhr: Obligatorisch. (eigenes Bild)

Nunc dimittis servum tuum Domine, secundum verbum tuum in pace :
quia viderunt oculi mei salutare tuum,
quod parasti ante faciem omnium populorum :
lumen ad revelationem gentium, et gloriam plebis tuæ Israël.
Et erat pater ejus et mater mirantes super his quæ dicebantur de illo.
Et benedixit illis Simeon, et dixit ad Mariam matrem ejus : Ecce positus est hic in ruinam, et in resurrectionem multorum in Israël, et in signum cui contradicetur :
et tuam ipsius animam pertransibit gladius ut revelentur ex multis cordibus cogitationes.
Lk 2, 29-35

Nun entlässest du Herr! nach deinem Worte deinen Diener in Frieden;
denn meine Augen haben dein Heil gesehen,
das du bereitest hast vor dem Angesichte aller Völker
als ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.
Und sein Vater und die Mutter wunderten sich über die Dinge, welche von ihm gesagt wurden.
Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel und als ein Zeichen, dem man widersprechen wird
und ein Schwert wird deine eigene Seele durchdringen, damit die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.

 

Gedanken zum Tage vermutlich morgen.

 

Gereon Lamers

„Kein Rum vor um“

Die Weihnachtszeit neigt sich unweigerlich dem Ende zu. Mariä Lichtmeß naht und damit der Tag, zu dem man in Jerusalem seit Anfang des 5., in Rom seit Mitte des 7. Jahrhunderts der Darstellung Jesu im Tempel gedachte. Und wie es immer so ist – Volksbräuche wurden den Feierlichkeiten subsumiert und jede Menge lebenspraktischen Vollzugs heftete sich an das Datum des religiösen Anlasses: Zu Lichtermessen handelte man Wachs, und Kirchen wie Familien besorgten sich den Vorrat an Kerzen für das gesamte jetzt noch junge Jahr. Die Kerzenweihen brachten den Menschen Christus in ihre Häuser, und zu Unwettern betete man in ihrem Schein den Rosenkranz. Knechte und Mägde wurden entlohnt und bekamen einige Tage Urlaub, so daß sie zu ihren Angehörigen fahren und mit ihnen feiern konnten. Das bäuerliche Jahr begann und die Handwerker arbeiteten wieder ohne künstliches Licht. Lichterprozessionen und Kinderumzüge durch die Straßen verabschiedeten die Weihnachtszeit mit einer Extraportion an Lichtsymbolik.

Alles zu Lichtmeß.

Sagt zumindest Manfred Becker-Huberti in seinem „Lexikon der Bräuche und Feste“. Was ist davon heute noch geblieben? Die Weihnachtszeit endet, unser Weihnachtsbaum muß weichen. Und wir trinken einen letzten Glühwein gemeinsam. Dieses Jahr zur ‚Feier‘ der Pandemie natürlich nur en famille …

Kein Rum vor um … Das Thüringische setzt vor die Nennung der vollen Stunde prinzipiell ein „um“. Also: „Es ist um zehn“ statt „es ist zehn“. Mehr noch, das „um“ kann die Uhrzeit ersetzen: „Es ist zehn vor um“. Wir fanden, diese sympathische dialektale Eigenart tauge großartig für einen Parallelspruch zum bekannten „Kein Bier vor vier“ … 😉 In diesem Sinne: Prost! (eigenes Bild)

 

Cornelie Becker-Lamers

Sketch des Monats: Odowy, oder Die Hundevermietung

Ein Sketch für zwei Personen, fünf Schafe und jede Menge Schafstatisten

Wundersdorf/ Oderbruch. Die allseits bekannte Schafweide. Sooo ungemütlich ist das Wetter heute gar nicht und die Schafe grasen in aller Seelenruhe vor sich hin. Einige haben sich in den Unterstand zurückgezogen. Andere liegen unter der Tanne und schlafen. Nur in einer Gruppe um Kohle, Wolle und Flocke ist es unruhig. Was haben sie wieder zu diskutieren? Wir hören mal rein.

 

Flocke (runzelt die Stirn): Er wird jetzt ständig vom Pritschenwagen abgeholt und ist bis in die Nacht hinein weg.

Wolle (weinerlich): Manchmal sehe ich ihn abends gar nicht mehr, weil ich schon schlafe, wenn er heimkommt.

Blütenweiß (kommt herangetrabt, mitfühlend): Was ist los? Ihr habt doch was!

Kohle (sorgenvoll): Wir fragen uns, wo Tatze in letzter Zeit ständig steckt.

Grauchen: Wir machen uns ein bißchen Gedanken um ihn.

Flocke: Und außerdem fehlt er ja hier.

Wolle: Eben! Schließlich ist er unser Hütehund.

Blütenweiß: Ihr habt Recht! Als ich neulich …

Bevor sie aussprechen kann, wird vom Gatter her ein lautes Hallo hörbar. Die Schafe blicken auf und sehen Richard und Edith auf dem Feldweg stehen und winken.

Kohle (ruft): Wir kommen!

Die Schafe traben los und begrüßen die beiden Freunde.

Richard (freundlich): Na, Schafe?

Edith (ebenso): Was gibt’s Neues?

Grauchen: Ooooch … soweit alles in Ordnung …

Flocke: … eigentlich …

Edith: Raus mit der Sprache!

Richard: Irgendwas stimmt doch nicht. Ich seh‘s Euch an der Nasenspitze an!

Wolle: Tatze ist irgendwie verschwunden …

Kohle: Na – das nicht gerade. Aber er ist in letzter Zeit ständig unterwegs und wir wissen nicht, wo er jeden Abend steckt.

Richard und Edith fangen an zu lachen.

Richard: Na – das kann ich euch sagen, wo der steckt!

Edith: Das kommt bei uns sogar in den Vermeldungen (sie lacht.)

Grauchen: Ist er etwa in der Pfarrei wieder als Blindenhund tätig? 

Richard (erinnert sich): Oh … (er prustet) das könnte gut sein!

Edith: Aber ganz soweit ist es noch nicht wieder, in Maria Hilf! Wundersdorf …

Wolle: Also ist es etwas anderes?

Blütenweiß: Jetzt bin ich aber neugierig!

Richard: Der Pfarrer hat sich das ausgedacht.

Edith: Er läßt Tatze immer abholen und vermietet ihn.

Wolle (wird blaß): Tatze?

Flocke (ebenso): Vermietet?

Grauchen (ebenso): An wen?

Blütenweiß: Und wozu? Hundearbeit?!

Richard (wiegelt ab): Macht euch keine Sorgen!

Edith: Es ist alles ganz harmlos!

Richard: Der Pfarrer mußte sich nur was ausdenken, weil die Kollekteneinnahmen so in die Knie gegangen sind.

Edith (erläutert): Jetzt durch die Verordnungen mit den wenigen Meßbesuchern.

Richard (fährt fort): Und da hat er sich kurzerhand die Ausgangssperre zunutze gemacht.

Wolle (völlig verdattert): Wie?

Flocke (ebenso): Ausgangssperre?

Edith: Die Menschen dürfen abends nicht mehr auf die Straße.

Richard: Wegen Corona.

Kohle: Schwachsinn!

Edith: Du sagst es! Im Winter bei geschlossenen Restaurants, Kinos und Theatern völliger Schwachsinn.

Richard: Wird aber eisern geahndet, wenn sich jemand nicht dran hält!

Kohle: Und was hat Tatze damit zu tun?

Edith: Naja – einen Hund Gassi führen – das können sie ja nicht verbieten.

Richard: Eben. Mit dem Hund darf man abends nochmal raus.

Grauchen (beginnt zu begreifen): Und wer keinen Hund hat …

Edith: … kann sich bei unserm Pfarrer einen mieten – genau!

Flocke (mit erhellter Miene): Raf-fi-niiiiiiiert!!!

Wolle: Jetzt begreife ich, warum es für Tatze abends immer so spät wird!

Edith: „Odowy“ heißt die Aktion. Hat der Pfarrer sogar auf den Bonibus drucken lassen.

Richard: Yep:

We walk your dog.
Our dog walks you:

„ODOWY“

Die Schafe brechen in befreiendes Gelächter aus.

Blütenweiß: Genial!!!

Grauchen: Was für ein Geschäftsmodell!

Flocke: Na – da bin ich ja beruhigt!

Wolle: Kohle! Was guckst du immer noch so finster?

Kohle: Ich freue mich für Tatze. Aber ich will auch mal raus.

Blütenweiß: Du bist aber ein Schaf.

Kohle: Na und? Keine Diskriminierung, bitte! Außerdem sehe ich von weitem doch aus wie ein Königspudel. Oder? (Er stellt sich in Positur und wirft den Kopf nach hinten.)

Richard (lacht): Ich werd’s dem Pfarrer ausrichten.

Edith: Machen wir! Dann kann er überlegen, ob er dich das nächste Mal auch mitnimmt in die Stadt.

Alle lachen und reden durcheinander.

Flocke (verschmitzt): Es gibt nur ein Problem …

Kohle: Und das wäre?

Flocke (platzt heraus): Du müßtest länger als fünf Minuten die Klappe halten!

Alle lachen.

Kohle (ein wenig pikiert): Pah! … Mäh! (mit einer plötzlichen Eingebung) Määääh! Ich spreche als Königspudel eben Fremdsprachen! Mäh. Ganz einfach.

Grauchen: … und bist deshalb besonders teuer!

Richard: Deal!

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf. Bloß gut, daß bei uns in Weimar die Kassen nicht so knapp zu sein scheinen, den vielfältigen Baumaßnahmen im und ums Gemeindehaus nach zu schließen.