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Das Orgateam (1/4). Ein Sketchlet zum Ersten Advent

Ein Sketchlet für sechs Schafe, zwei Lämmchen und beliebig viele Schafstatisten

Wundersdorf, Schafweide. In den letzten Tagen ist es ziemlich kalt geworden. Aber das dicke Winterfell schützt die Schafe, und so grasen sie ruhig auf der Weide oder tummeln sich umeinander. Einige stehen in Gruppen und reden, andere vertreiben sich die Zeit im Unterstand. Fixi und Huf, die gerade vom Plätzchenbacken bei Teresa und Emily zurückgekommen sind, beanspruchen ebenfalls Raum für ihre Erzählungen. Eine andere Gruppe schmückt die Tanne, die im Zentrum der Weide steht. Kohle kommt soeben mit einer Truppe Lämmchen vom Ilex-Sammeln zurück, mit Hilfe dessen sie gemeinsam den Unterstand schmücken wollen. Kurz: Es herrscht wie immer reges Treiben auf der Weide.

Nur Flocke läuft gestikulierend von Gruppe zu Gruppe und scheint die Schafe von etwas überzeugen zu wollen. Was hat sie nur?

 

Flocke (eindringlich): Es ist nicht mehr viel Zeit!

Ein Schaf: Flocke! Du nervst!

Ein anderes Schaf: Wir haben alle genug zu tun!

Flocke: Ich sag’s euch: Das wird wieder nichts! (Sie wendet sich verzweifelt der nächsten Gruppe zu.)

Wolle (zu Flocke): Was ist los?

Flocke (jammert): Kein Schaf denkt an das Spreewaldrock-Festival auf der Lieberoser Endmoräne!

 (Sie fuchtelt mit den Vorderläufen.)

Grauchen (ist hinzugetreten): Was für’n Ding?

Flocke: Grauchen! Stell dich nicht dümmer, als du bist. Du weißt genau, wovon ich spreche.

Kohle (tritt hinzu und schüttelt sich ein paar Schneeflocken aus dem Fell): Worum geht’s?!

Wolle: Flocke fängt im Advent mit dem Spreewaldrock-Festival an! (Sie verdreht die Augen.)

Kohle: Wann ist das nochmal?

Flocke: Vom 20. bis 24. Mai 2021.

Kohle: Najaaaa! Das ist ja wirklich noch ein bißchen hin!

Wolle (selbstgerecht): Jetzt ist erstmal Weihnachten.

Flocke: Ja, jetzt ist erstmal Weihnachten, dann ist erstmal Sternsinger, dann Fasching, dann ist Ostern, und dann sind noch sechs Wochen Zeit für die Vorbereitung! Es ist doch immer dasselbe hier in Wundersdorf! (Sie ringt die Hufe.)

Grauchen: Aber, Flocke, meinst du nicht, es reicht, wenn wir das ab Januar besprechen?

Flocke: Hm! Wenn wir das denn täten! Aber ich denke, im Januar müssen die Proben beginnen. Da können wir uns nicht erst überlegen, was wir überhaupt wollen, was geht und dann kleckerweise anfangen, die Leute zusammenzusammeln!

Kohle (wird nachdenklich): Hmmmm … Flocke hat Recht …

Wolle (ebenso): Naja … stimmt schon … die Lämmchen brauchen Zeit zum Proben …

Flocke: … und wir Zeit, sie erstmal zusammen zu suchen. Das haben wir einfach viel zu sehr schleifen lassen.

Kohle: Haben wir Erwachsene denn etwas anzubieten?

Grauchen: Naja … wir hatten ja mal diesen Chor …

Blütenweiß (kommt aufs Stichwort angetrabt): Wo wir so großartig beim Bundeschorwettbewerb abgeschnitten haben?! (Sie lacht.)

Wolle (beginnt zu singen): E – he – he – heeeeeee

Flocke (im Quintabstand einfallend): E – he – he – heeee!

Kohle (in der Baßlinie): E – he – he – heeeeeere!

Alle lachen.

Grauchen: Ja – aber läuft doch noch ganz gut!

Blütenweiß: Das Ave Maria von Karl May konnten wir auch mal! (Sie summt den Kehrvers vor sich hin.)

Fixi und Huf haben sich zu der Gruppe hinzugesellt.

Huf: Fangt ihr schon wieder an, dieses Zeug zu singen?

Fixi: Wen wollt ihr denn mit den ollen Kamellen hinter dem Ofen vorlocken?

Flocke: Seid nicht so respektlos! Wir freuen uns einfach am gemeinsamen Gesang.

Wolle: Aber Fixi und Huf haben eigentlich Recht.

Kohle: Für das Spreewaldrock-Festival müssen wir vielleicht noch was anderes drauf haben als für einen Bundeschorwettbewerb.

Fixi: „Think!“

Huf (fällt sofort ein): „You’d better think! Think!“

Fixi (tanzt): “Think about what you’re tryin‘ to do to me … oh-oh-oh think!”

Die alten Schafe haben staunend zugehört.

Grauchen: Ist schon richtig. Schließlich geht es im Kirchenpavillon, den sie dort aufbauen wollen, darum, die Menschen zu erreichen.

Blütenweiß (nickt): Und das geht weder nur mit Gesprächen am Stehtischchen noch nur mit alten Liedern.

Kohle: Da müssen wir was Passendes haben … Erinnert ihr Euch an die Blues-Brothers-Szene in der Countrykneipe?

Die Schafe lachen und nicken.

Grauchen (nickt anerkennend): Schon gut, wenn man ein paar Lämmchen an Bord hat!

Kohle (mit neuem Elan): Ok, Schafe! Eins steht jedenfalls fest:

Alle: „Wir bringen die Band wieder zusammen!“

 

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf! Diese Schafe! Aber sie sind auf dem Quivive und stellen was auf die Beine. Und wie sieht es in Herz Jesu Weimar aus? Das PS wird ein bißchen länger. Deshalb koppeln wir es aus und posten es morgen gesondert.

 

Fortsetzung folgt morgen

Der Esaias/LXX-Adventskalender, 1. Adventssonntag

Volk, das in Finsternis geht, schaut ein großes Licht! Die ihr im Lande und im Schatten des Todes wohnt, ein Licht wird über euch leuchten.
(Jes 9,2)

Populus qui ambulabat in tenebris, vidit lucem magnam; habitantibus in regione umbræ mortis, lux orta est eis.

Wieder nun redete zu ihnen Jesus, sagend: Ich bin das Licht der Welt; der mir Folgende geht gewiß nicht umher in der Finsternis, sondern er wird haben das Licht des Lebens.
(Joh 8,12)

Sonnenaufgang auf dem Simplonpass, 2018 (Bild: Wikimedia Commons, Hp.Baumeler)

 

Der Esaias/LXX-Adventskalender, Vorabend, Teil I 

Wenn ich heute abend zurückblicke auf die letzten neun Adventskalender, die wir hier auf PuLa schon hatten, und ja, dies wird wirklich bereits der zehnte!, dann haben sich geradezu schon Topoi herausgebildet, die an den Vorabenden immer wieder erscheinen: Ich stelle fest, daß ich lange vergeblich über ein mögliches Thema nachgedacht habe, das sich dann ziemlich knapp doch “einstellt”, dieses Thema spiegelt in der ein oder anderen Form wider, womit ich mich in dem Jahr beschäftigt habe und ich weiß zu Beginn noch nicht so recht, worauf es eigentlich alles hinauslaufen soll, denn keineswegs sind etwa alle Beiträge bereits fertig… 

Nun, gewiß werden Sie sich mit mir freuen, wenn ich Ihnen sage, das zumindest ist auch in diesem verrückten Jahr keinen Deut anders! 😀

Also, worum soll es in der Nummer 10 gehen?
Schon seit dem Adventskalender zu den sog. “Kleinen Propheten” im Jahr 2013 war klar, daß auch der “große”, der weihnachtliche Prophet schlechthin, Jesaja, einmal würde “vorkommen” müssen, natürlich nicht weil es allgemein so besonders wichtig wäre, wenn ich das mache, sondern weil es für mich wichtig ist, denn auf diese Weise liest man so ein biblisches Buch mit besonderer Intensität! 

Und ebenfalls schon seit langem hege ich ja eine besondere Affinität zur Septuaginta, dem griechischen Alten Testament, wie Sie vielleicht in diesem April an der kleinen Reihe zu Psalm 15 und seiner Verwendung in der Apostelgeschichte wieder bemerkt haben.

Damit ist schon mal klar, woher dieser Adventskalender seinen Namen hat, aus der (transliterierten) griechischen Form des Prophetennamens (hebr. Jeschajahu) und dem lateinischen Zahlzeichen für die 70: LXX. 

Unsere Textgrundlage wird dabei in bewährter Weise die “Septuaginta Deutsch”, Stuttgart 2009 bieten, dort findet sich in der Einleitung zum Jesajabuch (S. 1230) auch der interessante Hinweis, daß das anlautende “E” mehr oder weniger wie ein “I” gesprochen wurde, woher dann auch die lateinische Umschrift “Isaias” klar wird. 

Stichwort Latein: Auch wenn diesmal tatsächlich der (übersetzte) griechische Text in seiner teils fremden Spezifik im Vordergrund steht, ganz auf das Lateinische kann PuLa natürlich nicht verzichten, wir werden also den jeweiligen Vers auch in der Version der Vulgata (natürlich nicht der “Nova Vulgata”!) bringen. 😉 Der neutestamentliche Text wird ggf. aus dem “Münchener Neuen Testament” (MNT, Ostfildern, 9. Aufl. 2010 ) stammen, das sich ja seinerseits ebenfalls um eine möglichst große sprachliche Nähe zum griechischen Original bemüht. 

Und als ob damit der Neuerungen noch nicht genug wären 😆 teilen wir in diesem Jahr, in dem wie zuletzt 2015 (wo wir es anders gelöst haben) auf den ersten Adventssonntag noch ein Montag folgt, der nicht im Dezember liegt, erstmals den “Vorabend” mit seinen  Erläuterungen in zwei Teile. Nachdem ich Ihnen heute grob erläutern konnte, was ich vorhabe, hoffe ich am Montagabend ein bißchen darüber zu schreiben, warum ich es für angebracht halte, das zu tun.

Einen kleinen Vorgeschmack, keine “klassische” Stelle, eher assoziativ, soll es aber heute schon geben:

 

[…] sagt der Herr: Wenn auch eure Sünden wie Purpur sind, werde ich sie weiß wie Schnee machen, wenn sie aber wie Scharlach sind, werde ich sie weiß wie Wolle machen.
(Jes 1,18)

[…] dicit Dominus: Si fuerint peccata vestra ut coccinum, quasi nix dealbabuntur; et si fuerint rubra quasi vermiculus, velut lana alba erunt.

 

Und antwortete einer von den Ältesten, sagend mir: Diese, die Umworfenen mit den weißen Gewändern, wer sind sie, und woher kamen sie? Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt. Und er sprach zu mir: Diese sind die Kommenden aus der großen Bedrängnis, und sie wuschen ihre Gewänder und weißten sie im Blut des Lammes. 
(Offb 7, 13f.)

Von Mützen und Menschen

Zweimal schon, nämlich in den Jahren 2017 und dann auch 2019 haben wir das traditionelle “Bild des Bloggers, bzw. der Bloggerin mit ungewöhnlicher Kopfbedeckung” erst am letzten Tag der Weihnachtszeit, dem jeweiligen 2. Februar also, veröffentlicht, obwohl es ja eigentlich den augenzwinkernden Abschluß des je aktuellen Adventskalenders bildet!
Und wenn auch unverändert gilt, was ich 2017 schrieb: “Ja, doch, wir gehen schon davon aus, daß Sie auch ohne dem weiterleben können” so gilt noch viel mehr, wie dieser Satz weiterging:  “auf diesem Blog wird es keinen Abbruch von Traditionen geben, solange wir es verhindern können!” 

Und deswegen, “weil wir es können” 😉 , folgt nun heute endlich das “Bildnis des Bloggers mit ungewöhnlicher Kopfbedeckung” für den letzten Adventskalender – immerhin noch im gleichen Kirchenjahr (2019/20)! Die besonderen Umstände dieses Jahres, warum sollten wir sie nicht auch für uns in Anspruch nehmen können? Ist ‘Corona’ nicht gerade der Universalschlüssel für alles mögliche geworden? Na also! 😀

Wie Sie sich sicher, lebhaft, oder?, erinnern, bestand ja der zurückliegende Adventskalender aus Gedichten Annette v. Droste-Hülshoffs zum Kirchenjahr und wir hatten anhand dessen allerlei interessante Feststellungen gemacht, z.B. zum Fortleben von diözesanen Eigenliturgien nach dem Konzil von Trient bis weit ins 19. Jahrhundert hinein und konnten uns allgemein von der Qualität der Gedichte, vor allem aber der manchmal geradezu schmerzhaften Glaubensintensität der Dichterin überzeugen. Und ein (seherisches!) Gedicht zum Synodalen Weg gabs auch…

Nun, die Lebens- und Schaffenszeit der Droste fiel wesentlich zusammen mit jenem Abschnitt der deutschen Geschichte, den man das ‘Biedermeier’ nennt, und zum festen ikonographischen Inventar des Blicks auf diese Zeit gehört vor allem eine Kopfbedeckung: Die Zipfelmütze des ‘Deutschen Michel’, voilà:

Der Blogger im Biedermeier (eigenes Bild)

Zum Hintergrund dieser Mütze gibt es so viel mehr zu sagen, als in diesen kleinen Begleit-Text paßt! Cornelie wird das in den nächsten Tagen nachholen und es wird spannend! 

Heute mag es genügen, festzustellen, das Biedermeier war allenfalls äußerlich eine “ruhige Zeit” und die Menschen, die in ihm lebten, ebensowenig pauschal ‘Langweiler’, wie sie es in irgendeiner Epoche je waren (wer hier an die nicht totzukriegende Verunglimpfung des ‘Mittelalters’ denkt, liegt genau richtig!).
Schließlich endete das Biedermeier im Vormärz und als Annette im Mai 1848 starb, tagte in Frankfurt die Deutsche Nationalversammlung.
Freilich, wie sich das weiterentwickelte, läßt sich auch anhand der “Mützenikonologie” zeigen:

Michel und seine Kappe im Revolutionsjahr 1848, aus: Eulenspiegel, Nr. 13, 1849, anonym (Bild: Wikimedia Commons, James Steakley)

Ob irgendeines und wenn ja, welches, dieser Bilder zur gegenwärtigen kirchlichen Lage in Deutschland paßt? Ob wir wieder an den sog. “Synodalen Weg” denken sollten? 😆 

Aber lassen wir das. Ich möchte Ihnen jedenfalls heute abend noch ein Gedicht der Droste präsentieren, um zu zeigen, wie avanciert sie schreiben konnte:

 

Im Grase

Süße Ruh‘, süßer Taumel im Gras,
Von des Krautes Arome umhaucht,
Tiefe Flut, tief tief trunkne Flut,
Wenn die Wolk‘ am Azure verraucht,
Wenn aufs müde, schwimmende Haupt
Süßes Lachen gaukelt herab,
Liebe Stimme säuselt und träuft
Wie die Lindenblüt‘ auf ein Grab.

Wenn im Busen die Toten dann,
Jede Leiche sich streckt und regt,
Leise, leise den Odem zieht,
Die geschloßne Wimper bewegt,
Tote Lieb‘, tote Lust, tote Zeit,
All die Schätze, im Schutt verwühlt,
Sich berühren mit schüchternem Klang
Gleich den Glöckchen, vom Winde umspielt.

Stunden, flüchtger ihr als der Kuß
Eines Strahls auf den trauernden See,
Als des ziehenden Vogels Lied,
Das mir niederperlt aus der Höh,
Als des schillernden Käfers Blitz,
Wenn den Sonnenpfad er durcheilt,
Als der heiße Druck einer Hand,
Die zum letzten Male verweilt.

Dennoch, Himmel, immer mir nur
Dieses Eine mir: für das Lied
Jedes freien Vogels im Blau
Eine Seele, die mit ihm zieht,
Nur für jeden kärglichen Strahl
Meinen farbig schillernden Saum,
Jeder warmen Hand meinen Druck,
Und für jedes Glück meinen Traum.

 

Was bleibet aber, stiften die Dichter!

Gereon Lamers

“…dass Vorsicht ohne Vertrauen Angst ist”

Bischof Neymeyrs “Corona-Gedanken” anläßlich des Elisabeth-Empfangs 2020

 

Natürlich” ist auch der Elisabeth-Empfang, das Zusammentreffen mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, zu dem unser Bistum alljährlich zum Tag der Bistumspatronin, der Hl. Elisabeth am 19. November einlädt, der “Corona-Lage” zum Opfer gefallen…  

Aber Bischof Ulrich hat die Gedanken, die er sonst sicherlich in seiner Ansprache geäußert hätte, als Podcast (hört, hört!) und schriftlich zur Verfügung gestellt, Sie finden beides hier.

Ursprünglich hatte ich schon gestern kurz etwas dazu schreiben wollen, aber da ist dann “natürlich” 😉 nichts draus geworden…

Die Bemerkungen unseres Bischofs aus diesem Anlaß sind, naturgemäß und richtigerweise, immer auch politisch. So auch jetzt.
Politisch, das heißt auch: Man kann, ja man sollte, kontrovers über sie diskutieren (können). 

Das möchte ich aber nicht, bzw. nur ganz andeutungsweise tun, denn erstens ist PuLa kein politischer Blog und zweitens überwiegt m.E. in dem, was Bischof Dr. Neymeyr gesagt hat, der genuin geistliche Zugriff, trotz, oder gerade in der politischen Thematik deutlich.
Und das finde ich überaus erfreulich!

Da steht gleich zu Beginn der klare Satz: “Der Glaube erinnert daran, dass Vorsicht ohne Vertrauen Angst ist”, womit, kurz vor dem Advent, das “nolite timere” der Weihnachtsbotschaft anklingt. In Zeiten der Angst und wohl auch der Angst-mache ein höchst angemessenes und notwendiges Wort!

Das in den nächsten zwei Absätzen fundamentiert wird von der unzweideutigen Ansage: ‘Ja, Gott hat natürlich aus gläubiger Perspektive auch mit diesem unheilvollen Geschehen zu tun, ja, selbstverständlich müssen wir versuchen, es aus eben dieser Sicht zu deuten!’
Solche Eindeutigkeit hatten, dem Himmel sei’s geklagt, nicht alle Einlassungen aus dem kirchlichen Raum in den letzten Monaten. 

Für diese Deutung eine Mahnung zur Umkehr anzubieten ist ebenso naheliegend wie es gut neutestamentlich durchgeführt wird. 

Dann folgen Aussagen zur Corona-Krise, die einfach wohltuend sind:

Zunächst: “Zurecht sind die Menschen erschrocken, als sie im März erleben mussten, wie radikal der Staat in ihr Leben eingreifen kann”

Und dann:  “Die Corona-Krise mahnt […] auch zu einem guten Umgang mit Fakten. Sie ist nämlich eine Krise, in der es offensichtlich nur sehr wenige Fakten gibt. Fakt ist: 1) Es gibt das Virus. 2) Das Virus breitet sich durch die Atemluft aus. 3) Seine Folgen sind: nichts, krank, sehr krank oder auch tot. 4) Das Virus kann zur Überlastung der medizinischen Versorgung führen. Alles, was darüber hinaus in der Öffentlichkeit verbreitet wird, sind offensichtlich Theorien oder Ergebnisse aus begrenzten Einzelstudien, die auch Wissenschaftler nicht als Fakten verkaufen sollten.” (Hervorhebung von mir)

Dies könnte, recht verstanden, eine Gesprächsgrundlage zu denjenigen Menschen, nach meinem Gefühl darunter viele ernsthafte Christen, herstellen, die angesichts der weitverbreiteten Welt-, bzw. Politik-Verdoppelung auch seitens vieler Bischöfe zu diesem Thema mit ihrer jeweiligen Glaubensgemeinschaft hadern! (Der, pardon, eher billige Trump-Seitenhieb zu dem extrem wichtigen Thema: “Zensur durch die großen Plattformen” trägt allerdings m.E. dazu gar nichts bei)

Es folgt das klare Bekenntnis zur Bedeutung von Erziehung in Kindergarten und Schule, verbunden mit dem dringenden Wunsch, sie möchten geöffnet bleiben und ein ebensolches in Richtung Kultur – eigentlich überall unverzichtbar, in Thüringen aber ganz besonders:
“Sie [sc. die Menschen, die Kultur tragen] sind genauso wichtig, wie die Betriebe und Konzerne, die zum wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes beitragen”
Bravo!

Daß der folgende Dank auch ein erhebliches kritisches Potential hat, wird niemandem entgehen können: “Ich danke allen, die erkannt haben, dass es in einer freiheitlichen Gesellschaft gerade bei solch gravierenden Maßnahmen auch der Meinungsbildung durch die gewählten Vertreter des Volkes in den Parlamenten bedarf. Das Corona-Virus mahnt dazu, den mitunter mühsamen, aber für den Zusammenhalt der Gesellschaft erforderlichen Weg der parlamentarischen Demokratie zu gehen”
Muß ich betonen, wie wohl dieser Satz gerade jemandem tut, der, und zwar mit Überzeugung, in der Thüringer Volksvertretung Dienst tut?

Sehr zurecht hat die Thüringer Presse in ihren Zusammenfassungen den Schluß der “virtuellen Ansprache” hervorgehoben, den Dank dafür, “dass vor allem in Thüringen sehr früh gesehen wurde, dass Religionsfreiheit und Versammlungsfreiheit hohe Verfassungsgüter sind, die nicht einfach beschnitten werden dürfen” .

In der Tat! Und bis heute weiß ich nicht, was ich dazu sagen soll, daß es mit Bodo Ramelow Deutschlands einziger Ministerpräsident der LINKEN ist, dem das zu verdanken ist (und wir schulden es aller Wahrscheinlichkeit auch sehr genau ihm persönlich). Aber zum Glück ist PuLa ja kein politischer Blog und so muß ich ja nichts sagen, zu B. Ramelows Kollegen aus dem Westen und dem Süden… 😉

Aber was ich weiß ist, wie gut es tut, einmal wieder einen Beitrag unter der Kategorie “Danke, Herr Bischof” zu schreiben, heute, am 6. Jahrestag seiner Inbesitznahme der Kathedra des Erfurter Doms, dem Tag der Hl. Cäcilia, woran PuLa schon vor vier Jahren erinnert hat.

Und wenn ich es so recht bedenke: Gibt es eigentlich irgendeine Heilige, die eher anzurufen wäre, als gerade Cäcilia, wenn es die Freiheit von Kultus und Kultur hochzuhalten gilt, wie eben jetzt?!

Hl. Cäcilia, bitte für uns!

Simon Glücklich, Das Spiel der Hl. Cäcilia von Engeln begleitet, 1886 (Wikimedia Commons, Palais Dorotheum, 2012)

Gereon Lamers

Oh wie wohl ist mir am Abend …

Hörst du nicht die Glocken? Hörst du nicht die Glocken?

 

Es wäre zu viel gesagt, wollte man behaupten, unser Bischof nehme jede Herausforderung an. Wir wissen da gleich von mehreren, vor denen er bis dato die Waffen streckt.

Aber den nächsten Fernsehauftritt wollte er sich denn doch nicht entgehen lassen: Eine 10jährige nämlich hat Dr. Neymeyr zum Duell in der Sendereihe „Klein gegen Groß“ herausgefordert. Es geht um das Erkennen verschiedener Glocken an ihrem Klang. Und weil im Erfurter Mariendom die Gloriosa hängt und das bekanntlich die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt ist, fühlte unser Bischof sich bei der Ehre gepackt und hat seine Teilnahme zugesagt.

Die ARD kann nebenbei bemerkt von Glück sagen, daß sie den Pressesprecher unseres Bistums rechtzeitig erreicht hat. Aber dazu bei Gelegenheit mehr.

Aber die ARD hatte Glück, und so können gerade die, die unseren Bischof lange nicht gesehen haben – weil Firmungen ausfallen, Wallfahrten in geschlossene Räume verlegt werden und nur geladene Repräsentanten der Pfarreien zulassen oder warum auch immer – heute Abend Fernsehen gucken. Um 20.15 Uhr geht’s los: „Klein gegen Groß“.

Aber irgendwie ist es ja leicht: Die ARD haben den beiden Kandidaten Einspielungen der verschiedenen offenbar in Frage kommenden Glocken zum Üben zur Verfügung gestellt. Das ist ja lame! Falls unser Bischof das kluge Kind mit seinem vermutlich höllisch guten Gedächtnis für Klänge deshalb nicht besiegen kann, haben wir hier einen Geheimtip für ihn. Sozusagen als Joker. Oder als Zugabe. Wenn es 5 zu 5 ausgeht (oder wie weit da gezählt wird): Das Angelusläuten der Pfarrkirche zum Heiligsten Herzen Jesu in Grundlsee im Ausseerland. Das ist bestimmt ein seltenes Gebimmel!

Wir haben es Ende August 2020 aufgenommen, als wir uns gottlob nach Österreich getraut haben (es hat sich wieder mehr als gelohnt und niemand ist krank geworden). Und ich wollte den Film immer schon mal online stellen, denn manche Menschen hören offenbar gerne Glockengeläut (der ganz ganz kurze Film über die Glöckchen in Wesel-Bergerfurth – of all places – ist schon über 150 mal aufgerufen worden, obwohl wir ihn weder vertwittert noch sonstwie publik gemacht haben … unglaublich!).

Nun heißt es also: PuLa proudly presents: Das Angelusläuten der Pfarrkirche Herz Jesu Grundlsee! Voilà!
Enjoy! 🙂

Das Schöne daran ist, wie die Aufnahme zustande kam. Denn mehrere Menschen nahmen, wie ich z.T. erst hinterher feststellen konnte, Rücksicht darauf. Natürlich hatte ich die Tage zuvor immer mal wieder überlegt, ob ich das Abendläuten, das Morgenläuten oder das mittägliche Angelus aufnehme. Von wegen Sonnenstand und so. Es ist dann das mittägliche geworden. Der Film beginnt daher auch mit einigen der 12-Uhr-Glockenschläge. Ich war also nach reiflichem Überlegen eines Mittags kurz vor 12 losgezogen – und ein Gärtner mähte lautstark um die Kirche herum den Rasen! ‚Na toll!‘ dachte ich, ‚dann muß ich ja wohl nochmal wiederkommen.‘ Aber was soll ich Ihnen sagen – die 12 Uhr hatten kaum zu schlagen begonnen, als die Mahd entweder beendet war oder der Gärtner eine Pause einlegte – vielleicht gar, um das Angelus zu beten? Ok – das ist sogar in Österreich und sogar auf dem Dorf mittlerweile unwahrscheinlich. Aber bekanntlich gibt es ja nichts, was es nicht gibt. Und mir gefällt der Gedanke, der Gärtner habe eigens die Arbeit unterbrochen, um den Engel des Herrn zu beten. Früher ging das schließlich auch, schauen Sie hier:

Jean-François Millet, L’Angélus (um 1857-59), Musée d’Orsay (Bild gemeinfrei; Quelle wikipedia Google Art Project)

Rücksicht genommen hat jedenfalls ein Tourist, der die Minuten, in denen ich gefilmt habe, hinter mir wartete, um mir nicht ins Bild zu laufen. Das fand ich bemerkenswert!

Und nun – viel Erfolg heute Abend für unseren hochwürdigsten Herrn Bischof. Und einen schönen Kanon zum Abschluß – als gutes Omen sozusagen 😉 .

 

Cornelie Becker-Lamers

PS: Es gibt zu den aktuellen Aktivitäten unseres Ordinarius noch mehr zu sagen – erfreuliches! Dazu heute im Laufe des Tages (hoffentlich) ein paar Gedanken von meiner Seite.

Gereon Lamers

„die Pfarrei der Kulturstadt“ (2/2)

Herz Jesu Weimar auf der BUGA 2021

 

Nun ist es doch „übermorgen“ geworden, bis die Fortsetzung des Textes verfaßt war – aber jetzt ist er fertig.

Vielleicht erst noch einmal einige Hinweise zur Frage der Möglichkeit von Vorbereitungstreffen in Gemeindehäusern. Da gibt es brandaktuelle Verordnungen des Bistums Erfurt und der Stadt Weimar. Beide legen uns in meinen Augen keine Steine in den Weg.

Fangen wir mit den rechtsverbildlichen Briefen unseres Generalvikars Beck an. In seinen „Festlegungen bzgl. Corona bis einschließlich 31.12.2020 im Bistum Erfurt (Stand 4.11.2020)“ teilt uns der hochwürdige Herr Generalvikar mit, daß die am 24. August 2020 erlassenen Festlegungen aufgrund des Infektionsgeschehens weiterhin zu beachten sind. Dort heißt es unter Punkt 5: „Gemeindehäuser und Pfarrheime können unter Fortführung der bisher geltenden Regelungen und Schutzmaßnahmen weiterhin für Bildungsarbeit und Gremiensitzungen genutzt werden.“ Das dürfte die einschlägige Stelle für unser Anliegen sein, da die Planungsarbeit für eine Bundesgartenschau nicht eigens erwähnt wird. In den Festlegungen vom 4. November 2020 wird zur Nutzung der Gemeindehäuser nichts spezifiziert, aber den Bildungshäusern des Bistums Veranstaltungen ohne Beherbergung noch einmal ausdrücklich gestattet. Das Schreiben des Generalvikars vom 4. November scheint mir vor allem durch eine Verordnung der Stadt Erfurt motiviert, an welche Hw. Beck Hinweise zu den Gottesdiensten in den Kirchen der Stadt Erfurt anpaßt.

Schauen wir also für uns in der Pfarrei Herz Jesu auch nach den aktuellen Verordnungen der Stadt Weimar. Das galoppierende Infektionsgeschehen hat uns gerade wieder auf die Inzidenzzahl von 50,7 katapultiert, was 33 positiv Getesteten in der ganzen Stadt entspricht. (Die 50,7 sind ja auf 100.000 Einwohner hochgerechnet. Für Weimar geht diese Zahl also immer mal zwei Drittel.) Und beim ersten (!) Verstorbenen, der in Weimar mit einer Covid-19-Erkrankung in Verbindung gebracht wird, kann, so die Stadtverwaltung, wegen Vorerkrankungen „nicht abschließend beantwortet werden, ob Covid-19 hauptursächlich für sein Ableben war.“

Weimar ist scheinbar definitiv kein Hotspot der Superspreader. Aber man kann bekanntlich nicht vorsichtig genug sein. Daher ist auf der Internetseite der Stadt die inzwischen 14. Verordnung zum Vollzug des Infektionsschutzgesetzes zu lesen. Unter Punkt 6 heißt es: „Nicht öffentliche Veranstaltungen […] mit mehr als 10 Teilnehmern aus maximal zwei Haushalten sind untersagt. […]. Ausnahmen hiervon bilden berufliche und dienstliche Tätigkeiten sowie ehrenamtliche Tätigkeiten in Körperschaften […] des öffentlichen Rechts, bei denen ein Zusammenwirken mehrerer Personen zwingend erforderlich ist.“ Da die Kirche eine Körperschaft öffentlichen Rechts ist, ein Orgateam ehrenamtlich arbeitet und in einem Team das Zusammenwirken mehrerer Personen zwingend erforderlich ist, ist das genau die Textstelle, die unser Vorhaben genehmigen würde – gäbe es denn bereits Planungen zu weiteren Treffen zur BUGA 2021. Also – lieber Kirchortrat: Frisch auf! Ladet zu Treffen ein, damit schon die Planung zu einem der Gemeinschaftserlebnisse werden kann, deren unser Gemeindeleben so dringend bedarf; damit wir alle miteinander dran bleiben, um so mehr Vorfreude auf das Ereignis haben, je mehr wir von den Aktivitäten und Ideen der anderen erfahren; damit ausreichend Absprachen geschehen und nichts unabgestimmt bleibt und zuletzt knirscht; und damit wir, wenn die Maiwoche im Kirchenpavillon angebrochen sein wird, gegenüber dem Publikum aussagefähig zu den Projekten auch der anderen Gruppen sind.

Blau-Kohle 😉 ? Aber so ist’s recht! Immer schön alle Schäfchen einbeziehen. Das Friedenssymbol der blauen Schafe von Rainer Bonk auf der Landesgartenschau Apolda 2017 (eigenes Bild)

Was werden das für Projekte sein? Da das Kaffeetrinken für Senioren in diesem Jahr immer mal wieder verboten war, die Leiterin des Donnerstagskreises sich aber weiterhin kümmern und die Gruppe (mit Erfolg!) zusammenhalten möchte, hat sie im Laufe des Jahres etliche thematische Andachten ausgearbeitet, die sich zum Gebet auch im Kirchenpavillon einer Bundesgartenschau eignen: zum Thema der biblischen Symbolik und christlichen Ikonographie von Blumen etwa. Oder zum Thema Wein. Neben Taizé-Andachten, die bei Pfarrer Gothe natürlich nicht fehlen dürfen, werden also sicherlich solche Gottesdienste gefeiert werden. Musikalisch umrahmen könnten sie – tja, das ist noch ein bißchen die Frage. Weil die Chorarbeit, so sie denn in Herz Jesu Weimar überhaupt noch lebendig ist, im Corona-Jahr gar arg auf Eis liegt. Aber ich denke, das kriegen wir irgendwie hin. Musiker hat die Pfarrei – zumindest auf dem Papier – ja genug. Ein passendes Singspiel übrigens auch: „Die Hochzeit von Kana“ – natürlich zum Thema Wein. Aber das steht und fällt wie gesagt mit der Fähigkeit der Verantwortlichen, eine Gruppe von Kindern für die Einstudierung und Aufführung begeistern zu können.

Mit Bildenden Künstlern sind wir in der Pfarrei nicht ganz so reich gesegnet, aber auch hier habe ich bereits meine Fühler ausgestreckt und hoffe, da eine schöne Sache initiiert zu haben. Lassen Sie sich überraschen! 🙂

‚Angedacht‘ ist seit dem 29. Oktober noch einiges andere – gerade auch die aktive Einbeziehung der vielen Gemeindemitglieder nicht-deutscher Muttersprache. Denn auch die Internationalität ist ja sehr typisch und prägend für die Weimarer Pfarrei (ich sage nur: „ganz ganz bunt und vielfältig“ 😉 ). Aber ich möchte hier nicht zu viel verraten, was noch so in statu nascendi ist.

Eine Geschichte möchte ich zur Warnung aber doch abschließend noch erzählen. In Herz Jesu war einmal ein Kaplan beschäftigt, der auch nicht gerne langfristig organisierte. Eines schönen Novembers schrieb er am 3. des Monats eine Rundmail an die damals bereits sehr überschaubare Meßdienerschar:

Liebe Ministranten,

nächste Woche ist wieder das alljährliche Martinsspiel mit anschließendem Martinsumzug, in diesem Jahr traditioneller Weise mit Pferd und wieder zum Herderplatz, um 16:15 Uhr auf dem Pfarrhof der Herz Jesu Gemeinde. Ich suche noch jede Menge Mitspieler. Bitte meldet Euch nach Erhalt dieser Rundmail umgehend zurück. Erstes Treffen ist Freitag [7.11.] um 16:30 Uhr zur Verteilung der Texte und Durchsprechprobe. Am Montag [10.11.] ist dann Treffen um 15 Uhr und noch eine Durchlaufprobe. Der Text ist nicht so umfangreich und kann vom Blatt gelesen werden.

Bitte meldet Euch und viele Grüße

Euer Kaplan

Der Erfolg war durchschlagend. „Ich mach doch nicht bei was Ungeprobtem mit!“ platzte meine Große heraus. „Eine Sache mit so wenig Anspruch! Da mach ich nicht mit! Ich blamier mich doch nicht!“ Damit war der Fall für sie erledigt. Zuguterletzt hat, wenn ich mich recht erinnere, ein Mädchen sich erbarmt, einen Text zum Martinsspiel vom Blatt zu lesen.

Was ich damit sagen will, ist: Man tut auch Kindern und Jugendlichen keinen Gefallen, wenn man die Ansprüche allzusehr herunterschraubt. Kinder und Jugendliche wollen gefordert werden – ja: wenn man den Ausführungen des Seminarleiters glauben will, der im Mai 2019 hier mit uns Ehrenamtlichen zum Thema Prävention arbeitete, haben sie sogar ein Recht darauf, gefordert zu werden.

Man tut sich und andern keinen Gefallen, wenn man mit Organisation und Planung beachteter Veranstaltungen zu lange wartet und auf den letzten Pfiff dann die ‚üblichen Verdächtigen‘ anspricht. Unter Umständen verliert man gerade die Besten. Alles hat seine Zeit. Und jetzt ist, so sich Herz Jesu Weimar denn im Mai 2021 auf der BUGA Erfurt präsentieren möchte, der Zeitpunkt, sich zu treffen, zu überlegen, nachzudenken, andere anzusprechen und Programmpunkte festzuzurren. Andere proben auch schon: 

Auch die Landesjugendensembles werden einen Tag auf der BUGA 21 beleben. So wie hier: Thüringer Landesjugendchor und Landesjugendorchester am 6. August 2017 anläßlich der Landesgartenschau in Apolda (eigenes Bild)

 

Cornelie Becker-Lamers

„die Pfarrei der Kulturstadt“ (1/2)

Herz Jesu Weimar auf der BUGA 2021

 

Mit vielen Außenstandorten, die sich über das ganze schöne Thüringen mit seinen vielen Schlössern und Schloßgärten verteilen sollen, wird unsere Landeshauptstadt Erfurt im kommenden Jahr die Bundesgartenschau ausrichten. Wie gewohnt wird es – und zwar auf dem Petersberg – einen Kirchenpavillon geben, in dem sich im wöchentlichen Wechsel die Pfarreien des Bistums vorstellen und individuell nach ihren Kräften und Möglichkeiten Programm machen können.

Wird hier das Zauberwort von der ‚höchsten Transparenz‘ in Szene gesetzt? Der Kirchenpavillon auf der Landesgartenschau 2017 Apolda im Weimarer Land (eigene Bilder)

Herz Jesu Weimar wurde die Woche vom 10.-16. Mai 2016 angeboten – eine Woche, die durch den Feiertag Christi Himmelfahrt und den darauffolgenden Brückentag Chancen und Schwierigkeiten bereithält: Chancen, weil über das Wochenende hinaus zwei schulfreie Tage für Projekte von und mit Kindern und Jugendlichen zur Verfügung stehen. Chancen, weil sich über diese Tage immer auch Familien auf den Weg machen und vielleicht einen Kurzurlaub in Thüringen und auf der BUGA verbringen werden. Schwierigkeiten, weil vielleicht auch Familien aus Herz Jesu Weimar sich zu einem solchen Kurzurlaub entscheiden – und verreisen, statt sich an Andachten und Kulturprogramm aktiv beteiligen zu können.

Letzteres kann man natürlich ein klein wenig steuern. Wenn man nämlich früh genug anfängt, Menschen anzusprechen und sie in ganz konkrete Projekte einzubinden. Ein erstes Vorbereitungstreffen fand vor zweieinhalb Wochen, am 29. Oktober, in unserem Gemeindehaus statt. In der entsprechenden Pressemitteilung wurde um Ideen geworben, mit denen sich „die Pfarrei der Kulturstadt im Kirchenpavillon auf dem Erfurter Petersberg“ präsentieren könne. Eine sehr schöne Formulierung, die einen hohen Anspruch an die Mitwirkenden formuliert. Gut so!

Teilnehmende fanden sich nur wenige ein, was dem angekündigten Versammlungsverbot geschuldet gewesen sein könnte. Jedenfalls gibt es keinen Grund, nicht mit Volldampf an der Organisation zu arbeiten – zu telefonieren, zu sprechen, zu werben und sich zu treffen, zu treffen und nochmals zu treffen. Das nicht mal mehr halbe Jahr – genau sind es ab heute noch 5 Monate, 3 Wochen und 4 Tage oder 176 Tage bis zum 10. Mai 2021 – dieses halbe Jahr geht rum wie nichts! Leider konnte sich dennoch keiner der Verantwortlichen dazu durchringen, einen festen Termin für etwa vierzehntägliche Treffen aller, die interessiert sind, anzuberaumen – beispielsweise donnerstags wie das Vorbereitungstreffen. Denn der Donnerstag Abend ist durch das Verbot der Kirchenchorproben derzeit für viele Engagierte im Prinzip frei.

Es ist bedauerlich – hatte man doch genau ein Jahr zuvor mit der Planung der Jugendsynode, obwohl ebenfalls gewarnt, bereits denselben Fehler begangen: Im Oktober an einem Wochenende der Firmbewerber in den Raum gestellt, aber m.W zu keinem Zeitpunkt auf der Gemeindehomepage beworben, fanden bis Februar 2020 keine Orga-Treffen zur für den 9. Mai 2020 geplanten Veranstaltung statt. Im Februar kam dann niemand von den Jugendlichen, und nur der Shutdown hat verdeckt, daß die Jugendsynode, die Herz Jesu Weimar im Alleingang vom gleichnamigen Projekt des Bistums im September 2020 abgekoppelt hatte, auch ohne Corona-Schutzmaßnahmen gescheitert wäre.

Treffen, Treffen, Treffen! Ohnedem wird es zur Planung eines religiös und kulturell gehaltvollen Programms, das alle Touristen von einer Weimarer Pfarrei erwarten werden, nicht abgehen. Und so viele Ehrenamtliche werden wir ja gerade noch zusammenkriegen, daß diese Treffen umschichtig geleitet werden könnten und nicht eine Person dadurch über Gebühr belastet würde?!

Übrigens ist die Organisation eines solchen Ereignisses ein Parade-Anwendungsbeispiel für die Threema-Accounts, die das Bistum Erfurt theoretisch allen Ehrenamtlichen seiner Pfarreien zur Verfügung stellt. Die Ortsgeistlichen müssen die Accounts nur anfordern und vergeben. Anders als im Falle von Telefonnummern oder gar Emailadressen (für die sich ja auch im definierten und überschaubaren Kreis immer mehr das „Verborgene Empfänger“-Prinzip durchsetzt – eine Katastrophe für jede interne Rückkopplung und Vernetzung!) – anders also als im Falle von Telefonnummern und Emailadressen sehen Teilnehmende am Threema-Account-Verteiler, wer noch einen Account besitzt und können so Kontakte knüpfen und auf kurzem Weg Anregungen austauschen, Rückfragen stellen und Dinge klären.

Ach ja, die Threema-Accounts für unsere Pfarrei: Sie merken schon, die haben das Zeug zu einem echten „Ceterum Censeo“ 😉 !

 

Forsetzung folgt morgen

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Die Reservierungsnummer

Ein Sketch für drei Personen

 

Wundersdorf, Oderbruch. Kurz vor Geschäftsschluß. Hanna hat auf dem Weg zur Kaufhalle Silke und Edith getroffen, natürlich Halt gemacht und sich eine Weile mit ihnen unterhalten, muß aber nun wirklich los.

Hanna (guckt zur Uhr): Mensch! Es ist ja schon so spät! Macht’s gut – ich muß schnell noch paar Sachen besorgen. (Sie rückt ihr Fahrrad zurecht und setzt einen Fuß aufs Pedal) Sehen wir uns morgen im Hochamt?

Silke: Ja. Ich bin sogar zum Kantorieren eingeteilt – also mich triffst du auf jeden Fall.

Edith (wiegt den Kopf): Wir müssen mal sehen – wir wollten eigentlich mal wieder rüber nach Köpenick ins alte Kloster fahren. Aber da läuft die Reservierung nicht über die Pfarreihomepage, sondern über Familie Degenhardt, steht im Pfarrblatt.

Hanna (zuckt kurz mit den Achseln): Na ja – dann rufste die an!

Edith: Ich hab sie aber nicht im Telefonbuch gefunden. Und dann ist das leichter gesagt als getan …

Hanna: Oooch! Die stehen aber bestimmt drin! Berliner Chaussee, glaube ich, wohnen die.

Edith (schüttelt den Kopf): Es steht nur – ich glaube: Hans-Martin, Herbert und Klaus-Dieter oder so. Kein Paul.

Hanna (fängt an zu grinsen): Wieso Paul? Klaus-Dieter! Das ist er doch!

Edith: Hä? Der heißt doch – heißt der Mann nicht Paul? Ihr sagt doch immer „Paule“! Wenn von Herrn Degenhardt die Rede ist, hör ich immer nur „Paule“!

Silke und Hanna fangen an zu lachen.

Silke: Jaaa! Der heißt schon immer Paule. Seit ich den kenne, nennen ihn alle Paule. Aber so heißt er nicht wirklich. Klaus-Dieter. Das ist er. Die beiden andern, das sind die Brüder.

Edith (lacht jetzt auch): Na, da muß man erstmal drauf kommen!

Hanna: Beziehungsweise, man muß es halt wissen …

Silke: Aber jetzt weißt du’s, dann häng dich noch schnell an die Strippe!

Edith: Mach ich! Sobald ich heimkomme. Und dann schauen wir, ob’s noch klappt.

ENDE

 

Cornelie Becker-Lamers

 

Ja, so geht’s zu in Wundersdorf. Bloß gut, daß in Weimar alle nötigen Telefonnummern im Blättchen stehen. Oder auf der Homepage. Und wenn nicht, dann ist das zuverlässig keine Absicht, sondern der Platz hat einfach nicht gereicht. Und außerdem kann man ja auch in die Abendmesse gehen.

Jaja, der Platz wird langsam knapp im Internet. 😉
Bloß gut, daß sich PuLa genug gesichert hat, für sich und…, aber das sind noch ungelegte Eier. 🙂

Gereon Lamers

„also: Weimarer“ – Teil VII

Abschließende Gedanken über das Zitat zum Tage (zum 3. Oktober 2020)

 

„Eine tolle Gemeinde.“ Beseelt tritt der Ruhestandspfarrer nach einer Abendmesse aus der Kirche. Mit Freunden stehe ich am Fuß der Treppe und so spricht er uns an. Das schöne finden wir, darüber sind wir uns einig, daß hier nach Weimar immer neue Leute hinzuziehen, die frischen Wind hineinbringen. Eine riesige Chance für eine Pfarrei. Irgend so ein Wind hatte auch besagte Abendmesse durchweht – ich kann mich nur nicht mehr genau erinnern. Denn was nun kam, nahm mich gefangen. „Das Problem sind die Alteingesessenen“, spricht der Priester unvermittelt weiter. „Diese festen Kreise, wo man nicht hineinkommt.“ Und er erzählt von einer alten Dame aus dem nördlicheren Thüringen, die schon vor geraumer Zeit – sicherlich zehn Jahre – nach Weimar zu ihrer Tochter und deren Familie gezogen ist. Er kennt sie aus seiner ehemaligen Pfarrei und sie hat ihm ihr Leid geklagt, wie schwer sie Anschluß finde. „Aber das ist überall so“, schließt er.

Dabei geht es den Senioren ja noch verhältnismäßig gut in unserer Pfarrei. Die beiden Seniorenkreise sind rege und treffen sich jeweils wöchentlich. Aber auch ich kenne die Geschichte einer Familie aus Görlitz, deren Mutter (etwa in meinem Alter) unter der geschlossenen Atmosphäre in einem der Kreise litt, den sie sich zur Mitarbeit ausgesucht und den sie dann wieder verlassen hatte.

Also: Es trifft keinesfalls nur die Zugezogenen aus den alten Bundesländern.

Aber so geht es nicht weiter. Im Wortsinne. Den oben, in meinem Text vom 3. Oktober 2020, erwähnten Bibelkreis der Erfurter Habilitandin hat deren emeritierter Hochschullehrer übernommen. Statt der jungen Kantoren von vor zehn Jahren singen heute wieder deren Eltern. Die junge Gemeindereferentin, die vor vier Jahren mit 1.000 Ideen und hochmotiviert hier ankam, strich nach zwei Jahren resigniert die Segel und überließ das Feld wieder ihrem 60-jährigen Kollegen. Und nach dem Festakt für die Elisabethschwestern am 3. Oktober 2019 fiel mir plötzlich auf, wer sich da außer mir musikalisch engagiert hatte: Meine beiden Vorgängerinnen im Ehrenamt einer Kinderchor- oder Instrumentalkreisleitung. Fast alles gute oder sogar hervorragende Leute. Aber Zukunftsfähigkeit sieht anders aus.

Was können wir tun?

Können nur Fremde andere Fremde integrieren? Ich halte es für denkbar. Weil nur die Fremden einfach noch freie Valenzen haben. Und weil nur sie (noch) wissen, wie es sich anfühlt, wenn man außer der Hortnerin niemanden kennt und nur mit Stadtplan den Kinderarzt findet. Die Gymnasialdirektorin, von der ich im Text am 3. Oktober 2020 schrieb, hatte in Eigeninitiative (ein ganz problematischer Impuls in Herz Jesu Weimar!) einen Brief verfaßt, der zum Willkommen neuer Gemeindemitglieder hätte verschickt werden können. Ihres und meines Wissens nach ist er nie zum Einsatz gekommen.

Aber wie sollen Menschen, die genügend Freunde haben, ja, die vielleicht manchmal nicht wissen, wie sie die Verwandtenbesuche in ihr Wochenende quetschen sollen – wie sollen diese Menschen auch noch Valenzen haben, um Zugezogene zu integrieren? Daß diese Zugezogenen sich untereinander integrieren können, muß aber organisiert werden – denn wie soll es wiederum Fremden gelingen, von anderen auch nur zu wissen?

Ein Problem in den vergangenen Jahren war, daß die Vernetzung der Zugezogenen eben tatsächlich in keiner Weise gewünscht war. Die „also: Weimarer“ glaubten, ein Autoritätsgefälle via Informationsvorsprung nötig zu haben und ließen Zugezogene nur als Farbtupfer zu: „Bunt und vielfältig“, wie der Pfarrer das im Interview formulierte. Nach dem Motto: Bunt ist ja mal ganz schön. Aber bitte zeitlich begrenzt. Nicht plötzlich als eigendynamischer Teil der Gemeinde! 

Schließen wir mit einem gedichtartigen Text, den ich aus gegebenem Anlaß am Abend des Rundfunkgottesdienstes mit Radio Horeb – jenem Rundfunkgottesdienst, dem unser Interview drei Tage vorausging – hier auf PuLa gepostet habe. Er paßt weiterhin.

 

Museum. Konjunktiv

 

Zur Langen Nacht der Museen singen wir geistliche Lieder
und machen Musik, sagen zwei Gruppen der Pfarrei.
Das gibt’s nicht, sagt der Pfarrer: Die Kirche ist kein Museum.
Sie bleibt in dieser Nacht geschlossen und ist nicht auf.

Was für eine vielversprechende Positionierung.

Denn das kann ja nur heißen, unser Pfarrer will sich
nun verstärkt um die Kinder- und Jugendseelsorge kümmern.

Denn wenn einer nicht für Nachwuchs sorgte bei den Kinderchören,
weil er meinte, wenn der Kinderchor eingeht, sei das kein Beinbruch,
und wenn er den Jugendchor eingehen ließe,
weil ihm egal wäre, wo die Jugendlichen Musik machen
und wenn er die Pfarrjugend einschlafen ließe, so daß
wenn man Glück hat, drei bis fünf Teilnehmer sich einfänden,
weil er den Mädchen, die ihm zum Amtsantritt
40 statt 4 Jugendliche zusammengetrommelt haben,
jegliche Unterstützung für die wöchentlichen Treffen versagte,

wenn einer so die Kinder- und Jugendseelsorge vernachlässigte,
dann wäre ja in zwanzig Jahren ein Museum
das beste, was man aus seiner Kirche noch machen könnte.

 

Bisher füllen die Federn der Hühnchen, die doch einige von uns mit den „also: Weimarern“ zu rupfen haben, nur die Kissen, auf denen der Kirchortrat weiterschläft.

Es wäre aber doch sehr wünschenswert, daß die schlimme Zeit, die in den Jahren von 2010-2015 kulminierte und immer noch wie Mehltau auf unserem Miteinander liegt, endlich einmal aufgearbeitet würde, um neuem Leben Luft zu verschaffen. Neuem Leben in einer sich erneuernden Pfarrei. Herz Jesu Weimar wäre es unbedingt wert.

 

Cornelie Becker-Lamers