Wie in jedem Jahr bemerkte man das Herannahen der adventlichen Zeit, nein, nicht an den Lebkuchen, die um den 10. September in die Geschäfte geräumt wurden, gegen diese Absurdität sind wir inzwischen weitestgehend immun (und es ist ja auch viel zu früh, um hier sinnvoll von irgendeiner Form des ‘Nahens’ sprechen zu können), sondern an einem ganz anderen “Ort”.
Auf “X” nämlich, ‘the platform formerly known as Twitter’. Dort streiten sich nämlich in der Voradventszeit immer wieder Nutzer, vorwiegend Amerikaner, um die Frage, ob es eigentlich sündhaft sei, vor Weihnachten, oder gar schon vor dem Advent Weihnachtsdekoration und weihnachtliches Brauchtum zu installieren, respektive zu pflegen.
Eine lustige Debatte, häufig auch wohl nicht ganz ernst geführt, sondern mit angelsächsischem “tongue in cheek”. Zumeist ist sie lustig, jedenfalls. Manchmal kann sie auch ganz unerwartet richtig verbissen ausarten und endet mit gegenseitigen “Blockaden”, was ich immer sehr traurig finde.
Nicht, daß das Thema nicht grundsätzlich ernst wäre! Natürlich ist es das. Schon oft haben wir auf PuLa beklagt, wie Menschen die Weihnachtszeit geradezu „wegschmeißen“, indem sie sie auf ihre Äußerlichkeiten reduziert viel zu früh beginnen und dann am 26ten oder 27ten den Baum “entsorgen”, ohne daß sich ihnen von dem, was Weihnachten ausmacht, etwas wirklich mitgeteilt hätte.
Nur ist es eben keine Lösung, solche Leute zu beschimpfen, sondern es gilt, ihnen ebenso entspannt wie entschlossen vorzuleben, wie es richtig gehen kann, auf keinen Fall aber darf man die Sehnsucht nach Tradition(en) und Ritual(en), die sich hier, wenn auch irregeleitet, Bahn bricht ins Lächerliche ziehen, vielmehr gilt es, sie zu nutzen, damit auch diese Menschen irgendwann verstehen können, worum es wirklich geht!
Der diesjährige Adventskalender auf PuLa wird jedenfalls etwas mit Social Media, genauer mit (bleiben wir noch ein wenig beim alten Namen) Twitter zu tun haben, aber ich verspreche Ihnen, Sie werden ihn auch ohne Affinität zu diesem Phänomen genießen können!
Zuvor aber gibt es aber noch eine Restante dieses zu Ende gehenden Kirchenjahres abzuarbeiten.
Sie wissen, zum Adventskalender jeden Jahres gehört auch das aus ihm in irgendeiner Form thematisch hervorgehende „Bildnis des Bloggers mit seltsamer Kopfbedeckung”. Und das sind wir Ihnen bisher schuldig geblieben. Heute, und damit zugegeben am letztmöglichen Tag, kommt es aber doch! Sie erinnern sich, der zurückliegende Adventskalender beschäftigte sich mit Konversionen, bzw. den Menschen, die diese Gnade erfahren durften. Und zu diesem sehr diversen Personenkreis gehörte auch: John Wayne.
Wer jetzt sagt: “Und bei der Vorlage habt ihr bis zum letzten Tag des Kirchenjahres gebraucht, mit dem Bild?!”, dem wollen wir gar nicht widersprechen, aber so war es eben.
Egal, wie immer: Enjoy: 🙂
Bildnis der Bloggers mit eigentümlicher Kopfbedeckung für das Kirchenjahr 2022/23 (eigenes Bild)
Dann möchte ich eine alte Tradition der Adventskalender als Variation wieder aufleben lassen, nämlich Sie an den Lektüreerfahrungen des zurückliegenden Jahres teilhaben zu lassen. Diesmal in der Form von Kurzrezensionen dreier Bücher, jeweils an den Samstagen, die zugleich als Geschenktips dienen können (drei Bücher, denn am Samstag, den 23ten ist es dafür ein wenig spät 😉 ). Ich hoffe, die Bücher, von denen nur eines ganz explizit katholisch ist, gefallen Ihnen!
Geschenktips für Weihnachten 2023 (eigenes Bild)
Was hat es aber nun mit dem Hashtag und der komischen Abkürzung in der Überschrift auf sich?
Sie steht aufgelöst für “Katholische Dichtung am Donnerstag” (auf Twitter/X finden Sie tatsächlich die Langform als Hashtag: #KatholischeDichtungamDonnerstag) und es handelt sich um ein spontan entstandenes Twitter-”Projekt” des Jahres 2021.
Und zwar des ganzen Jahres 2021! Ganz genau weiß ich schon gar nicht mehr, wie es losging, eine Nutzerin hatte, glaube ich, ein ‘katholisches Gedicht’ getwittert und ich hatte die Idee, daraus eine Gemeinschaftsaktion zu machen, dergestalt, daß alle, die mittun wollten, ein Jahr lang am Donnerstag je ein solches Werk (ggf. in Auszügen) twittern sollten.
Und zu meiner großen Freude hat das geklappt! An 52 Donnerstagen haben so Menschen aus dem deutschsprachigen Raum und sogar darüber hinaus Gedichte katholischer Autorinnen und Autoren (oder solche, die sich anderweitig als „katholische” qualifizierten) ausgesucht und präsentiert.
Eine richtig schöne Erfahrung, die zeigt, wozu die vielgescholtenen Social Media eben auch genutzt werden können, in den richtigen Händen! Gemeinschaft schaffen, Spontaneität erlauben und Kultur verbindend werden zu lassen. Nicht schlecht, oder?
Ich habe die deutlich über 200 Gedichte, die so zusammengekommen sind, jedenfalls als große und dauerhafte Bereicherung erfahren, und ich glaube, es ging den Mittuenden nicht anders.
Nun ist an dieser Stelle leider ein kleiner Exkurs zu dem, was in den vergangenen zwei Jahren rund um die Plattform geschehen ist, unvermeidlich.
Vermutlich hat nun wirklich jede und jeder, die/der einen Computer bedienen kann (und ergo alle, die das hier lesen 😉 ) mitbekommen, daß Twitter unter Aufsehen erregenden Umständen von einem gewissen Elon Musk gekauft wurde. Für 44 Mrd. Dollar… Seitdem gibt es dort verschiedene Entwicklungen, die ich teils bedauerlich finde, teils sehr erfreulich.
Zu den bedauerlichen zählt, daß man, ohne angemeldet zu sein (wofür es selbstverständlich allererst einen Account braucht), praktisch kaum noch etwas auf X zu sehen bekommt. Und das ist für das Vorhaben der nächsten 24 Tage natürlich hinderlich! Ich kann nicht direkt auf die Beiträge verlinken! Und auch die Umbenennung als solche finde ich schlicht deppert.
Zu Herrn Musk und seinen Aktivitäten insgesamt habe ich eine sehr differenzierte Meinung, was uns aber auf einem katholischen Blog nicht zu interessieren braucht.
Nur die geradezu hysterische Reaktion aller, die sich irgendwie für “fortschrittlich” (oder so) halten, die darauf hinausläuft, mit ihm sei das Ende von “Demokratie” und Meinungsfreiheit auf der Plattform ausgebrochen, das ist, mit Verlaub, absoluter Unsinn.
Wer so redet, hat offensichtlich das extrem hilfreiche neue Format der “community notes” nicht begriffen, oder – lehnt es ab, warum wohl? Und der will wohl auch nicht, daß über die sog. “Twitter files” weiter gesprochen wird, die wirklich krasse Ansätze zur Zensur durch die US-Regierung aufgedeckt haben, warum wohl?
Ich will es Ihnen sagen, warum das so ist, denn für uns war es ganz leicht zu erkennen, wir kennen diese Art von Reaktion schon seit den Anfängen von PuLa: Es ist die Furcht vor dem Verlust der Deutungshoheit.
Immer noch und in immer neuen Wendungen. Nichts anderes.
Außerdem macht mir ein exzentrischer US-Milliardär kategorial weniger Sorgen als die Bestrebungen einer weitgehend anonymen Riesen-Institution wie der EU-Kommission, etwa zur Chatkontrolle. Wenn Sie auf diesem Feld auch nur anfangen wollen, sich zu gruseln, hier ein kleiner Einstieg (und heise ist dezidiert ein eher “linker” Verlag!)
Nun aber genug davon! Heute gibt es, wie immer, einen Vorgeschmack auf das, was Sie im kommenden, heuer ja recht kurzen Advent erwartet und “Morgen geht’s los!“ 🙂
Gewalt der Stille
Wir sind so sehr verraten,
von jedem Trost entblößt,
in all den wirren Taten
ist nichts, das uns erlöst.
Wir sind des Fingerzeigens,
der plumpen Worte satt,
wir woll’n den Klang des Schweigens,
das uns erschaffen hat.
Gewalt und Gier und Wille
der Lärmenden zerschellt.
O komm, Gewalt der Stille,
und wandle du die Welt.
Werner Bergengruen
Getwittert von Nota bene, @notate_bene am 2.12.2021
PS: Wer dächte hier nicht an das Buch von R. Kardinal Sarah: Kraft der Stille, Gegen eine Diktatur des Lärms?!
Gereon Lamers