Wäre jede Fügung eine Perle, ich könnte mir diese Kette inzwischen dreimal um den Hals legen.
Angela Jacobi, geboren am 24. März 1954, getraut am 6. August 1977, in die Kirche aufgenommen am 6. August 2005
Am „Vorabend” des Adventskalenders hatte ich Ihnen ja versprochen, daß er auch bemerkenswerte Menschen umfassen sollte, die man vielleicht (noch) nicht kennt, aber immerhin prinzipiell kennenlernen könnte.
Und sollte. 🙂
Heute haben wir das erste Beispiel dafür und ich danke Frau Jacobi sehr herzlich für die gleich folgende erfrischende und authentische Geschichte, zu der ich gar nichts weiter sagen möchte und kann!, außer einem: Wie wir uns kennengelernt haben nämlich.
Das geschah über die viel gescholtenen “sozialen Medien”, näherhin auf Twitter, das es ja gerade in bestimmten Kreisen besonders schwer hat…
Und ich kann nur wiederholen: Ja, man kann allerlei auch berechtigt negatives sagen, über diese Form der Kommunikation, aber – entscheidend ist eben nicht das Medium, sondern die Menschen, die dahinter stehen, und ich und wir haben im Lauf der Jahre eine ganze Reihe inzwischen natürlich längst auch persönlicher wertvoller Kontakte und sogar Freundschaften finden dürfen! Es ist auch (vielleicht sogar ‘gerade auch’) richtig, “Catholic Twitter” kann sehr „besonders“ sein, aber es liegt an uns, es zu einem besseren Platz zu machen! Und ganz schlecht ist es auch schon jetzt nicht.
Nun aber zur Erstveröffentlichung des Konversionsberichts (das ist übrigens eine eigene literaturwissenschaftliche Kategorie!) von Angela Jacobi.
Enjoy! 🙂
„Dein Wille geschehe!“
Aus einer preußischen Protestantin wird eine fröhliche Katholikin
Ich hatte eine gute Portion katholischen Blutes in mir, ohne es zu wissen, und als ich es erst kürzlich in alten Familienunterlagen entdeckte, hat es mich nicht überrascht.
Mein Großvater mütterlicherseits, Felix, war der Sohn einer polnischen Adeligen aus Westpreußen (Kaschuben), die als einzige Tochter gewagt hatte, einen „deutschen Bären“ zu heiraten, einen Kirchenmaler und Vergolder und Ratsherren und der war katholisch. Meine Mutter war evangelisch und heiratete 1949 einen evangelischen Mann aus Berlin, der sich in jungen Jahren der „Bekennenden Kirche“ angeschlossen hatte.
Das rettete ihm schwer verletzt in Frankreich das Leben; aber das ist eine andere Geschichte.
Dass er aus tiefer Bewusstlosigkeit erwacht als erste Maßnahme seine Pistole in Einzelteile zerlegte und sie weit von sich warf, hat mich zutiefst beeindruckt. Er war tief geprägt von den so genannten preußischen Tugenden, die auch und vor allem für Toleranz und Religionsfreiheit stehen. Die Wertvorstellungen des Pietismus sind ihm fremd gewesen, die preußischen Tugenden aber wertvoll.
Doch genau dieser Pietismus holte mich in meiner Zeit als Konfirmandin in Süddeutschland durch einen evangelischen Pfarrer ein und stellte später die größte Hürde auf meinem Weg in die katholische Kirche dar, eine Prägung, die mir auch noch heute ab und zu versucht, das Leben schwer zu machen. (Schuld und Sühne und das ewig schlechte Gewissen!)
Der rheinische Karneval vermochte, was die alemannische Fastnacht nie geschafft hätte, denn die war uns Konfirmanden von Herrn Pfarrer als unmoralisch verteufelt worden; als Achtzehnjährige lernte ich beim Karneval der Kolpingfamilie meinen Mann kennen. Und der kam, wie konnte es auch anders sein, aus einer streng katholischen Familie und hatte die Warnung, sich zu unterstehen eine evangelische Freundin nach Hause zu bringen, frisch verliebt in den Wind geschossen.
Meine Schulfreundin, Tochter seines ehemaligen Lateinlehrers warnte mich: “ Mein Vater meint, du sollst die Finger von Michael lassen, der hat mehrere Päpste in der Familie…“ Es war „nur“ ein Bischof und der hätte als Nachfolger von Kardinal Galen sicher nichts dagegen gehabt und meine Schwiegermutter, Brandenburgerin und Konvertitin regelte, glättete klug und gütig die Wogen und wir heirateten „ökumenisch“ und ich blieb evangelisch. Aber vom allerersten gemeinsamen Kirchgang an schmerzte mich die Tatsache, dass wir nie zusammen die Heilige Kommunion empfangen konnten. Ich begann, mich mit der Wandlung zu befassen, ein harter und steiniger Weg, weg vom reinen Symbolcharakter hin zur Glaubenswahrheit der Transsubstantiation. Viele meiner Fragen beantworteten die Bücher „Salz der Erde“ und „Gott und die Welt“, die Gespräche Kardinal Ratzingers mit Peter Seewald, doch die Suche nach der Glaubenswahrheit, um die ich betete, blieb noch unbeantwortet.
Schon seit Schülerzeiten sang mein Mann im Kirchenchor und so blieb es nicht aus, dass ich mit Freuden sonntags lieber in eine barocke Basilika ging, statt in die nüchterne evangelische Kirche, in der ich mich so gar nicht mehr „daheim“ fühlte. Mein katholisches Blut war in Wallung gekommen, es fehlte nur noch ein Schritt, der wichtigste allerdings, und diese Stufe schien lange unüberwindlich zu sein.
„Der lewe Jott tut den janzen Tach fügen!“ meinte einmal ein Kölner Pfarrer und so führte eine Begegnung mit einer MC-Schwester in Würzburg mich 1997 direkt in die Arme von Mutter Teresa in Kalkutta. In der Osternacht durfte ich rechts von ihr sitzen und die Predigt eines katholischen Priesters aus England (!) über die Transfiguration Christi schenkte mir die so lang ersehnte Glaubenswahrheit; es ist eine weitere Fügung, dass meine Aufnahme in die katholische Kirche in einer Kapelle der Schwestern von Mutter Teresa durch einen bischöflichen Schulfreund meines Mannes nicht nur an unserem Hochzeitstag, sondern vor allem am Tag „Verklärung des Herrn“ stattfand, in Anwesenheit zweier Salesianer Don Boscos und zweier ehemaliger katholischer Straßenkinder aus Kalkutta, denn es war gerade WJT in Köln.
Angela Jacobi mit der Hl. Mutter Teresa (Bild: Privat)
Es hatte sich alles einmal mehr „jefügt“ und wir gründeten im Jahr 2005 auch die Dr. Michael und Angela Jacobi-Stiftung ( www.jacobi-stiftung.de) und weitere Fügungen nahmen Fahrt auf und sandten mich u.a. auf bischöflichen Wunsch hin in mein Traumland Burma (Myanmar).
Viele viele Kinder und Jugendliche , Schulkinder, Straßenkinder, Waisenkinder, Auszubildende und vor allem junge Mütter in Not, die nicht wissen wohin und wo sie ihr Baby bekommen sollen in ganz Myanmar und in Kalkutta darf ich nun als leider Kinderlose bemuttern und behüten .
Wäre jede Fügung eine Perle, ich könnte mir diese Kette inzwischen dreimal um den Hals legen.
PS: Noch eine weitere Fügung hat mich Frau Jacobi wissen lassen (die ich aber nicht eigenmächtig in den Text einfügen wollte), daß nämlich ihre Eltern sich nach dem Krieg beide “zufällig” am gleichen Ort einfanden und -”fanden”: “Vater strandete mit PW auf der Jacke aus Camp in Florida in Bad Segeberg, konnte dort bei Hallstein Vorlesungen hören und wurde aktiv in der Politik, Mutter war aus Danzig geflohen und schwer verletzt worden auf der Flucht und auch in Bad Segeberg gelandet…”)
Gereon Lamers